Von Schaffhausen nach Zürich und zurück

Tobias Erlemann | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Ein voller Lipo-Park: Wie hier im Cup-Kracher gegen die Young Boys Bern hoffen die Verantwortlichen des FCS auch gegen GC auf eine grosse Kulisse. Bild: Roger Albrecht

Bujar Lika spielt seit Anfang Oktober wieder für den FC Schaffhausen. Der Defensiv-Allrounder startete in der Vorrunde der Saison 2017/2018 in Schaffhausen voll durch.

Das Spiel gegen den Grasshopper Club Zürich ist für Bujar Lika etwas ganz Spezielles. «Ich freue mich auf die Partie und will zeigen, was ich draufhabe», sagt der FCS-Neuzugang. Denn bis diesen Sommer stand der Schweiz-Albaner noch bei den Zürchern unter Vertrag.

Im schon reiferen Fussballeralter von 26 Jahren schaffte Lika beim Stadtclub vergangenen Winter doch noch den Sprung zum Super-League-Spieler – auch wenn er dabei den FC Schaffhausen enttäuschen musste. Denn in der Munotstadt lancierte der variable Defensivakteur ab August 2017 seine Karriere neu. Unter Coach Yakin wurde er Stammspieler. Und als der 45-Jährige damals zu GC ging, holte er Lika im ­Januar 2018 gleich zu sich. Zum Verdruss des FCS, der damals auf eine gestandene Grösse verzichten musste.

«GC ist Favorit. Aber im Fussball ist alles möglich, wir können sie packen.»

Bujar Lika, FCS-Spieler

Doch das ist Geschichte. Yakin wurde bei den Hoppers nach nur wenigen Monaten vor die Türe gesetzt und hat nun wieder das Zepter bei den Hoppers übernommen. Und als er auf der Suche nach mehr Erfahrung war, rückte Lika abermals ins Blickfeld, war dieser zuletzt vereinslos und ­sofort spielberechtigt. Wie heisst es dazu im Wirtschaftsjargon: Es ergab sich eine Win-Win-Situation. «Ich hatte noch andere Angebote. Aber in Schaffhausen stimmte einfach das Paket», erklärt Lika. So spielte er direkt über 90 Minuten beim Auswärtssieg in Chiasso. Mit dem 27-Jährigen holte der FCS die so lang ersehnten drei Punkte. Und selbst ohne Spielpraxis zeigte der albanische Internationale, dass er wieder eine wichtige Stütze werden kann.

Rückkehr nach Schaffhausen

Lika ist also wieder auf dem Weg nach oben. Aber seine Karriere ist geprägt von einigen «Wellentälern». Seine Karriere startete er beim SC Kriens und kämpfte sich hernach hoch bis zum Captain der U 21 des FC Luzern. Aber immer wieder stoppte den 27-Jährigen eine hartnäckige Schambeinentzündung. Trotzdem schaffte der Schweiz-Albaner den Sprung in die Challenge League, seine ersten Einsätze absolvierte Lika in der Saison 2014/2015 beim FC Wohlen unter Trainer Ciriaco Sforza. Im Sommer 2016 liess der Defensivallrounder dann den Vertrag bei den Freiämtern auslaufen, die Super League lockte – doch kam es zu keinem Vertragsabschluss, vielmehr liess sich Lika an der Leiste operieren, ­womit die Entzündungsprobleme am Schambein behoben werden konnten. Aber der 26-Jährige war fast ein Jahr vereinslos. «Damals machte ich mir mehr Sorgen. Ich hatte noch nicht so viel Erfahrung wie jetzt und wusste nicht, ob meine Chance noch mal kommt», erinnert sich Lika an diese schwierige Phase. Doch die Chance kam – der FCS schlug zu und setzte auf sein Können. So sind die Parallelen aktuell frappierend. Zwar hat Lika inzwischen 26 Super-League-Spiele in seiner Vita stehen und zwei Länderspiele für Albanien. Aber angekommen ist er schlussendlich wieder in Schaffhausen in der Challenge League. Den Neu­zugang stört dieser Umstand aber nicht. Er wolle hier wieder in die Spur kommen und auf sich aufmerksam machen, ­erklärt Lika. «Ich habe sofort gespürt, dass wir Potenzial haben», erklärt Lika. So hat der Kämpfer erst mal nur einen Vertrag bis zum 31. Dezember 2019 unterschrieben, beide Seiten sind noch in der Phase des ­Beschnupperns. Doch geht es nach Lika, wird die zweite ­Zusammenarbeit abermals vom Erfolg ­gekrönt. Vielleicht schon mit zweitem Sieg im zweiten Spiel nach der Rückkehr? «GC ist natürlich der Favorit. Aber im Fussball ist alles möglich, wir können sie packen», sagt Lika.

FCS, die Zweigstelle der Hoppers

Das Spiel des FC Schaffhausen gegen den Grasshopper Club Zürich ist das regionale Highlight im (Fussball-)Herbst. Immerhin gibt mit den Hoppers der Schweizer Rekordmeister seine Visitenkarte im Lipo-Park ab. Auf 27 Schweizer Meistertitel blickt GC zurück – der letzte Triumph datiert jedoch aus dem Jahr 2003. Damals war noch Marcel Koller der Trainer. Und Spieler wie Mladen ­Petric, Reto Ziegler, Christoph Spycher, Ricardo Cabanas und Stephan Lichtsteiner sorgten für den Erfolg.

In den Jahren danach kamen und gingen viele Spieler, doch Meistertitel gab es keine mehr. Für den FCS ist das Spiel dennoch etwas Besonderes, wird das Stadion seit langer Zeit mal wieder voll sein. Für zusätzliche Brisanz sorgt der Blick in die Vergangenheit. Denn nicht weniger als 13 Personen beim FCS haben eine GC-Vergangenheit. An der Spitze dabei: Besitzer Roland Klein, der für einige Monate als Vizepräsident bei GC fungierte. Trainer damals? ­Murat Yakin. Und auch dessen Bruder Hakan hat eine illustre Vergangenheit bei den Hoppers, vor allem als Spieler, aber auch als Co-Trainer. Dazu gibt es im Staff einen weiteren Ex-Hopper: Fitness-Coach Harun Gülen.

Beim Blick auf den FCS-Kader wird die «GC-Zweigstelle» noch prägnanter: So haben Captain Paulinho, Imran Bunjaku, Goalie Amir Saipi, Serge Müller, Bujar Lika, Arijan Qollaku, Sadik Vitija, Mergim Bajrami und Alessandro ­Casciato eine GC-Vergangenheit. (toe)

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren