«Ich bin eigentlich eine lebendige Schaufensterpuppe»

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Christina Faccani besitzt selbst höchstens zehn Paar Schuhe. Bild: Marielle Heeb

Unser Kopf der Woche,  Christina Faccani, berät Kunden auf der Suche nach einem geeigneten Winterschuh.

Wer das Schuhgeschäft Faccani in Schaffhausen betritt, wird zuerst gemustert: «Nicht von oben nach unten – sondern bei den Schuhen beginnend von unten nach oben», erklärt Christina Faccani. Sie führt die Boutique und den Schuhladen zur dazugehörigen Schuhmacherei, dem Reich ihres Mannes, Diego Faccani. Christina Faccani ist eigentlich gelernte Grafikerin, doch – wo die Liebe so hinfällt – verliebte sie sich in den Schuhmacher und wechselte darum in den 1950 gegründeten Schuhladen. Ihr erlernter Beruf kommt Faccani aber auch im Geschäft zugute: «Ich dekoriere die Räume immer neu», sagt sie, «das ist meine Leidenschaft.» In der heutigen Zeit, wo der Detailhandel eher harzig laufe, finde sie es umso wichtiger, den Einkauf für ihre Kunden zu einem ­Erlebnis zu machen.

Am Morgen steigt sie nicht direkt die Treppe von ihrer Altstadtwohnung ins Geschäft hinunter, sondern trinkt mit ihrem Mann zuerst einen Kaffee in der Stadt. «Unser Morgenritual», erklärt sie. «Das brauche ich, damit ich vor der Arbeit noch aus dem Haus komme.» Dann wird der Laden geöffnet. Meist trägt Faccani das, was sie auch selbst in ihrer Boutique und im Schuhladen verkauft. «Ich bin eigentlich eine lebendige Schaufensterpuppe», sagt sie lachend. Heute hat sich Faccani für ihre Lieblingsschuhe entschieden: «Schwarze Sock-Sneakers aus Leder», sagt sie mit einem Blick auf ihre Füsse. Die eng anliegenden, eleganten Schuhe reichen ihr bis über den Knöchel, eine weisse Gummisohle verleiht ihnen ­einen lässigen Touch. Wider Erwarten besitzt Faccani nur ein kleines Schuharsenal. Sie überlegt kurz. «Neun bis zehn Stück werden es wahrscheinlich sein.» Doch ein Schuh sei nur, was auch wirklich hochwertig sei – «alles andere ist für mich nur Fussbekleidung und hat die Bezeichnung Schuh nicht verdient».

Bis ein Schuh gefertigt sei, seien je nach Machart nämlich 68 bis 390 Arbeitsschritte nötig, erklärt sie. Auch heute noch werden in der Schuhmacherei Faccani handgemachte Modelle hergestellt oder geflickt und in der Werkstatt verkauft. Im Schuhgeschäft selbst stehen hingegen eingekaufte Waren aus Europa. «Ich kenne die kleinen Fabrikanten alle persönlich», sagt sie, ­darauf lege sie grossen Wert.

Gerade im Winter würden viele Kunden einen hochwertigen Schuh suchen. «Wasserdicht, funktional, warm, aber trotzdem elegant soll er sein», sagt sie. «Schnell muss ich den Kunden dann sagen, dass das leider nicht zusammenpasst, dass sie Kompromisse eingehen müssen.» Das A und O bei der Wahl eines Winterschuhs sei die Sohle – für guten Halt vorzugsweise aus Gummi. Gefütterte Schuhe seien zwar kuschelig, nach einigem Tragen aber plattgedrückt und nicht mehr isolierend. Um den passenden Schuh dann auch möglichst lange tragen zu können, verrät Faccani noch ­einen Pflegetipp für Schuhe mit Salzrändern: «Warmes Wasser mit Essig und Zitronensaft löst das Salz super von den Schuhen.»

 

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