Fast vergessene Oper zum Leben erweckt

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Söldner bedrängen die Frauen des Dorfes, darunter auch Serenad Uyar als Laura (in Weiss) und ihre Mutter Hedwig (Marie Gautrot, ganz rechts). Bild: Selwyn Hoffmann

«Die Rheinnixen» von Jacques Offenbach überzeugten im Stadttheater Schaffhausen dank fünf wunderbaren Sängerinnen und Sängern in den Hauptrollen.

von Karl Hotz

Es braucht Mut, eine Oper, die 1864 durchfiel und dann kaum mehr gespielt wurde, wieder auf die Bühne zu bringen. Nach der Aufführung im Stadttheater am Montag und Dienstag durch das Theater Orchester und das Sinfonie Orchester Biel Solothurn kann man sagen: Der Mut, die «Rheinnixen» von Jacques Offenbach zu spielen, hat sich gelohnt. Offenbachs Musik ist brillant und enthält mitreissende Chorszenen. Serenad Uyar als Laura (beziehungsweise Armgard, wie sie im Original heisst), Marie Gautrot (Hedwig), Gustavo Quaresma (Franz Waldung), Leonardo Galeazzi (Conrad) und Guilhelm Worms (Gottfried) singen zudem ausgezeichnet und bringen so die Musik zur Wirkung, bestens unterstützt vom Orchester unter Benjamin Pionnier, der differenziert und einfühlsam auf die Handlung einging. Schade, dass das Schaffhauser Publikum kaum bereit war, sich auf das Unbekannte einzulassen – zumindest am Montag war das Theater nur etwa zu einem Drittel ­besetzt.

Fünf Topsängerinnen und -sänger

Will man einzelne Höhepunkte hervorheben, ist das fast ungerecht, denn viel anderes fällt dabei unter den Tisch. Erwähnt sei aber dennoch Galeazzi, der das breite Spektrum vom Söldnerführer, Mörder und Vergewaltiger bis zur Vaterrolle – als er von Hedwig erfährt, dass Laura seine Tochter ist – mühelos meistert und mit seiner Bitte um Vergebung überzeugt. Oder auch Marie Gautrot ist zu erwähnen, die zu Beginn des zweiten Aktes den vermeintlichen Tod von Laura in einer fast lyrischen Art beweint und – in einer dramatischen Wendung – Rache schwört.

Will man einzelne Höhepunkte hervorheben, ist das fast ungerecht, denn viel anderes fällt dabei unter den Tisch.

Immer neue Höhepunkte setzt zudem Serenad Uyar – wie Gautrot von der Opéra Torus. So etwa, als sie von Gottfried und seiner Soldateska am Ende des ersten Aktes zum Singen gezwungen wird, wobei sie, überwältigt von ihren Gefühlen, sich bis zum Zusammenbruch ausgibt. Auch Quaresma und Worms hatten wunderbare Momente. Diesen fünf Sängerinnen und Sängern hätte man noch lange gern zugehört.

Aufgepfropfte Aktualität

Wenn eine Einschränkung angebracht ist, dann bei der Regie von Pierre-Emanuel Rousseau, der für die Inszenierung und die Kostüme verantwortlich zeichnet. Offenbachs Werk, mit seiner unverhohlenen Kritik am Krieg, ist geprägt davon, dass Elfen (Rheinnixen) die Söldner vernichten und so die fünf Hauptdarsteller vor ihnen retten – nicht umsonst hat er sie, im Wissen um das Märchenhafte dieses Inhalts, als romantische Oper bezeichnet. Wenn Rousseau im Bemühen, die Grausamkeit des Krieges zu zeigen, diesen Schluss einfach umkehrt und die fünf, die eben ihre Rettung besungen haben, von den Söldnern, die in seiner Version überleben, erschossen werden, stellt er die Aussage auf den Kopf. Dass diese Söldner Kampfanzüge tragen und die ganze Zeit über mit ihren Gewehren herumfuchteln wie Kinder, die Cowboys spielen, macht das Ganze nicht glaubwürdiger. Dass Kriege nicht romantisch sind, wissen die Zuschauer auch ohne derartige Interpretationshilfen.

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