Lavaströme, so schwer wie 600 Millionen Elefanten

Schaffhauser Nachrichten | 
Noch keine Kommentare
Sehen klein aus – sind aber über hundert Meter hoch: die Lavafontänen des isländischen Vulkans Bárðarbunga. Bild: Bernhard Rossi

Als Hobby-Vulkanologe besucht Bernhard Rossi Vulkane in ganz Europa. Besonders angetan hat es ihm die Vulkaninsel Island, wo er die europaweit grösste Eruption seit 250 Jahren miterlebte.

von Marielle Heeb

«Ein Vulkanausbruch ist die schönste Naturkatastrophe, die es gibt», sagte Bernhard Rossi zu Beginn seines Vortrags in der Aula des BBZ. Auf einem Tisch neben ihm ist mitgebrachtes Vulkangestein aus verschiedensten Ecken der Welt drapiert. Seit seiner Pensionierung geht Rossi gemeinsam mit seiner Frau seinem grössten Hobby nach: «Unsere Ferien sind immer Vulkanferien», sagte er.

Im Rahmen der Vortragsreihe der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen erzählte Rossi am Montagabend deshalb von seinen Reisen nach Island. Sieben Mal war er in den letzten 20 Jahren bereits dort. An der Schnittstelle der ­eurasischen und amerikanischen Kontinentalplatte gelegen, ist die Insel ein Mekka für Vulkanologen. Immer wieder sorgen die auseinanderdriftenden Platten für vulkanische Aktivitäten aber auch für einzigartige Szenerien. Genau das ist es, was Rossi an der Insel fasziniert.

Grösster Ausbruch seit 250 Jahren

Als er 2014 vom Ausbruch des isländischen Vulkans Bárðarbunga hörte, reiste er sofort dorthin. Mit einem weis­sen Geländewagen durchquerte er die Insel aus Feuer und Eis, dem Vulkan umflog er dann mit einem kleinen Flugzeug. Bárðarbunga spie für ein halbes Jahr gleissend rote Magma aus seinem Innern und bedeckte damit mehr als 80 Quadratkilometer. Obwohl der Ausbruch kaum an die Öffentlichkeit drang, gilt er als europaweit grösste Lava­eruption seit 250 Jahren.

Hobby-Vulkanologe Bernhard Rossi.

Rossis Videoaufnahmen zeigten den brodelnden Vulkan von oben – leuchtend gelbe Flussarme, die aus einer Art riesigem Kochtopf sprudeln. «Das alles lebt!», rief Rossi begeistert durch sein Mikrofon, umkreiste mit dem Cursor die hundert Meter hohen Fontänen, während seine Worte fast vom Flugzeuglärm aus den Lautsprechern übertönt wurden. Lava, so schwer wie 600 Millionen Elefanten, sei in diesem halben Jahr aus dem Bárðarbunga gesprudelt, erzählte Rossi fasziniert.

«Statt eines Nachtgebets schaute ich mir jeden Abend die Livekamera des Bárðarbunga an.»

Bernhard Rossi, Hobby-Vulkanologe

In der Diashow folgten Bilder von ihm und seiner Frau, kletternd auf Lavagestein oder beim Lachsessen in ihrem kleinen Camper – immer mit einem Lächeln im Gesicht. «Wer zu zweit nach Island reist, der muss sich mögen», sagte Rossi. Nach zwei Tagen sei alles nass und würde auch nicht mehr trocken werden, sagte er lachend. Kleine Anekdoten aus dem Abenteurerleben rundeten den Vortrag ab. «Stopp – mein Vortrag ist damit aber noch nicht zu Ende», wandte Rossi schnell ein. Auch zu Hause in der Schweiz liess ihn der isländische Vulkan nämlich nicht los: «Statt eines Nachtgebets schaute ich mir jeden Abend die Livekamera des Bárðarbunga an», sagte er. Zwei Jahre später besuchte er den Vulkan wieder, dieses Mal war das verhärtete, schwarze Magmagestein nur noch 35 Grad heiss. Trotzdem – auf den Filmaufnahmen, die er zeigte, war aufsteigender Wasserdampf zu sehen – eine Nachwirkung des Ausbruchs.

Während des Vortrags wurde schnell klar: Wenn es nach ihm geht, wird das wohl nicht Rossis letzte Reise gewesen sein. Auch in der anschliessenden Fragerunde ergänzte ein Vulkanologie-Kollege: «Bricht in Island nicht gerade ein Vulkan aus, ist Rossi wahrscheinlich das Aktivste auf der ganzen Insel.»

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren