Canto ergo sum – Ich singe, also bin ich

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Engagement und Können – das Consonus-Vokalensemble unter der Leitung von Mauro Ursprung. Bild: Michael Kessler

Das jährliche Weekend der Schweizer Föderation Europa Cantat, kurz SFEC – eines hochaktiven Netzwerks von Chören und Chorleitenden –, fand am Wochenende in Schaffhausen statt.

von Vreni Winzeler

Was sein muss, muss sein: Bevor die Rezensentin die Lobeshymne auf die SFEC mit ihrem lokalen Organisationskomitee und auf die Singenden und die Leitenden dieses Weekends anstimmt, kommen wir um einen kleinen Exkurs zu Descartes ebenso kompliziert philosophisch hinterlegtem wie lapidarem Grundsatz «Ich denke, also bin ich» nicht herum. Eine Maturandin der Kantonsschule Schaffhausen und Mitglied des mitwirkenden Jugendchors II der Singschule MKS wandelte den Satz in Erkenntnis und Wür­digung der umwerfenden Wirkung ­gemeinsamen Singens im Titel ihrer Maturaarbeit kurzerhand ab zu «canto ergo sum»: Ich singe, also bin ich. Dass sie damit dem Gegenstand emotional näher kommt als Descartes, ahnt die junge Frau vermutlich kaum. Aber wie recht sie hat. Und jetzt zur Lobeshymne:

Die heimlichen Stars des Abends waren die Jugendchöre I und II der Singschule MKS.

Den Mitgliedschören der SFEC standen drei spannende und intensive Workshops zur Auswahl: das Jugendchoratelier Viva la vida unter der Leitung von Lisa Appenzeller und Hans-Jörg Ganz, ein ambitioniertes Mitsingprojekt (Sätze aus Frank Martins Messe für Doppelchor) unter Mitwirkung des Schweizer Jugendchors und mit Nicolas Fink sowie das Atelier Amerikanische Chormusik mit der internationalen Koryphäe Brady Allred aus den USA. Anlässlich des gut besuchten Abschlusskonzerts vom Sonntag konnte ein interessiertes Publikum die hervorragenden Resultate dieser Workshops mit über 400 Mitwirkenden hören. Der musikalische Höhepunkt aber fand am Samstagabend ebenfalls im St. Johann statt: Zwei Jugendchöre (Schweizer Jugendchor, Jugendchöre I und II der Singschule MKS) und zwei jugendliche Erwachsenenchöre (Consonus- Vokal­ensemble, Vokalensemble Zürich West) inkarnierten Descartes abgewandelten Satz und zeigten chorische Weltklasse in Schaffhausen.

Sowohl die Chöre als auch das Publikum erlebten inspirierende und beglückende Momente der vollständigen Erfüllung durch friedliches, gemeinsames Singen. In diesen zwei Stunden, platschvoll mit unglaublich beseelt und technisch vollkommen dargebotener Musik durch engagierte, junge Menschen, offenbarte sich das Singen als inoffizielles Tor zum Weltfrieden: Canto ergo sum. Und weil dieses wichtige und wunderbare Weekend dank eines initiativen OK in Schaffhausen stattfinden konnte, sei abschliessend ein echtes Schaffhauser Geheimnis verraten: Die heimlichen Stars des Abends waren nicht die offiziellen Spitzenchöre, sondern die Jugendchöre I und II der Singschule MKS. So ist das.

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