«Einen guten Nachfolger zu finden, hat eine höhere Priorität als der Preis»

Die bislang dreiköpfige Firmenleitung der Schaffhauser Treuhandfirma Fibada wurde um Pascal Hirt erweitert. Sein Ziel ist, die Kunden auf dem Weg in die Digitalisierung zu begleiten.
Klienten bei ihrer Nachfolgeregelung beratend zur Seite zu stehen gehört zum Alltag eines Treuhänders. Daniel Fitze hat diesen Schritt nun für die von ihm und Barbara Glarner im Jahr 1992 gegründete Fibada Treuhand in die Wege geleitet. Nebst Remo Schneller ist neu Pascal Hirt als Vierter in der Geschäftsleitung. «Wir haben aufs neue Jahr hin unseren Aussenauftritt aufgefrischt und gleichzeitig angefangen, meine Nachfolge zu regeln», sagt Fitze. Auf das Altenteil zurückziehen will er sich aber vorläufig noch nicht: «Das Unternehmen braucht mich noch.» Zudem würden seine Kunden mit ihm älter, sagt Fitze und schmunzelt.
Die Schaffhauser Treuhandfirma versteht sich als Generalist: «Wir sind Ansprechpartner in allen Treuhand- und Revisionsbelangen», sagt Fitze. Die Firma besteht aus 15 Köpfen, warum ist die Wahl gerade auf den 31-jährigen Hirt gefallen? «Seine Integration in die Geschäftsleitung ist ein Anfang und Weiteres noch offen», so Fitze. «Pascal Hirt ist sehr belastbar und gut im Kommunizieren. Das Wichtigste ist aber der Wille, Unternehmer zu sein», so Fitze. Hirt, der gegenwärtig berufsbegleitend eine Ausbildung zum diplomierten Steuerexperten macht, habe diesen starken Willen bereits gezeigt. Aber auch andere Mitarbeiter könnten später die Chance bekommen, in die Geschäftsleitung aufzusteigen, sagt der Geschäftsführer.
Firma verkaufbar machen
Hirt wurde 2011 als branchenfremder Teilzeitmitarbeiter eingestellt: «Ich brauchte Geld fürs Studium», sagt der Schaffhauser. Nach dem Studium musste sich der Master of Science ZFH in Banking and Finance dann nicht mehr zwischen einer Stelle bei einer Bank oder einer Versicherung entscheiden – seine Wahl war bereits gefallen: «Ich finde hier vor allem die Kundenvielfalt spannend.» Handwerker, aber auch Ärzte und Architekten zählen zu den Kunden von Fibada.
Neben der laufenden Herausforderung, die gesetzlichen Änderungen zu verfolgen und sich à jour zu halten, beschäftigt nun die Digitalisierung die Firma. «In unserer Branche gibt es nicht nur fachliche Veränderungen, sondern auch technische», so Hirt. Sein Ziel sei, die Kunden auf ihrem Weg in die Digitalisierung zu begleiten.
«Eine Geschäftsnachfolge kann man nie früh genug regeln», sagt Fitze. Derzeit sei es praktisch in allen Branchen schwierig, passende Nachfolger zu finden. Dies liege zum einen am Fachkräftemangel, der auch an den Treuhandbüros nage. Zum anderen müssten die bisherigen Funktionen eines Patrons oft auf mehrere Schultern verteilt werden. Somit müsse nicht nur eine Person, sondern müssten zwei oder drei gefunden werden. Häufig wird nicht ein Geschäftsführer gesucht, sondern das Unternehmen soll verkauft werden. Meist sei aber «gross Kasse machen» nicht das oberste Ziel der Firmenbesitzer: «Einen guten Nachfolger zu finden, hat eine höhere Priorität als der Preis.» Noch vor 20 Jahren sei indes die eigene kleine Firma quasi das Sparschwein des Besitzers gewesen, erklärt Fitze. Ein Betrieb müsse verkaufbar gemacht werden, sagt der Geschäftsführer. «Das heisst beispielsweise Strukturen anpassen oder nicht benötigte Substanz, wie Liegenschaften, abtrennen, damit die Firma bezahlbar wird», so Fitze. «ln der Regel kann der Nachfolger den Kaufbetrag in vier bis sechs Jahren abzahlen.» Es sei nicht ungewöhnlich, dass Käufer und Verkäufer den gleichen Treuhänder hätten: «Das braucht zwar viel Fingerspitzengefühl, aber es funktioniert.»
Welches Wort benutzen die vier Mitglieder der Geschäftsleitung am häufigsten? Daniel Fitze antwortet wie aus der Pistole geschossen: «Dienstleistung.» Der Treuhänder und ehemalige Steuerkommissär Schneller sagt: «Fibada.» Themenübergreifend zu denken, ist für Glarner das Wichtigste: «Das ist extrem präsent bei uns, lässt sich aber nicht mit einem einzigen Wort ausdrücken.» Hirt kommt zuerst «steuerliche Optimierung» in den Sinn, doch dann wählt er «Digitalisierung».