Ein neuer Flügel für den St. Johann

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Nein, eine Cinevox-Tänzerin wird wohl kaum – wie bei einer Vorstellung 2015 – über dem Flügel schweben. Dafür aber kann Pianist Werner Bärtschi den neuen Steinway-Konzertflügel der Kirche St. Johann einweihen. Bild: Selwyn Hoffmann / Archiv

Die Stadt Schaffhausen hat für 85'000 Franken einen neuen Steinway-Konzertflügel gekauft. Die Kirche St. Johann und die Rathauslaube werden somit instrumentalisch aufgewertet.

von Luca Miozzari

Seit vergangenem Herbst schmückt ein neuer Konzertflügel die Kirche St. Johann. 85'000 Franken hat sich die Stadt das Steinway-Schwergewicht kosten lassen. Ganz neu ist er nicht: Das Instrument stand zuvor für gut zwanzig Jahre in der Kirche St. Peter in Zürich. «Ein neu gebauter Steinway-Konzertflügel dieses Modells aus der Manufaktur in Hamburg würde knapp 200'000 Franken kosten», sagt der Kulturbeauftragte der Stadt Schaffhausen, Jens Lampater. «Das ist schon eine ziemliche Stange Geld, und wir haben entschieden, dass eine gut erhaltene Occasion völlig ausreicht.» Zur Auswahl standen drei verschiedene Flügel, die vom Schaffhauser Pianisten Werner Bärtschi ausgiebig getestet und miteinander verglichen wurden. Er wird den neuen Konzertflügel der Stadt am Samstag mit einem Solokonzert einweihen. Dabei werden Werke von C. P. E. Bach, Ludwig van Beethoven und Frédéric Chopin erklingen. Der Eintritt ist frei.

Die Flügelrochade

Die Notwendigkeit, einen neuen Flügel zu kaufen, entstand ursprünglich nicht in Bezug auf den St. Johann. Dort stand bis vor Kurzem ein Instrument aus dem Jahr 1980, das gemäss Lampater noch in gutem Zustand ist. Dringender Ersatz war hingegen in der Rathauslaube vonnöten: Der dortige Flügel stammte von 1957. «Bei Konzertflügeln ist es wie bei Autos: Irgendwann muss man sich fragen, ob Reparaturen noch Sinn machen», so Lampater. Das Problem bei alten Flügeln ist oft der Resonanzboden. Er benötigt eine gewisse Spannung, damit sich Klangvolumen und Klangfarbe optimal entfalten können. Auch besteht mit zunehmendem Alter die Gefahr, dass sich die Saiten während der Dauer eines Konzertes verstimmen. «Wir haben vor gut zehn Jahren noch einmal umfangreiche Revisionsarbeiten an dem 50er-Jahre-Flügel machen lassen», erzählt Lampater. Nun hätten wieder Reparaturen angestanden, welche sich aber nicht mehr gelohnt hätten. Der Grosse Stadtrat bewilligte deshalb im Jahr 2017 den Ankauf eines neuen Flügels. «Wir haben aber gemerkt, dass es keinen Sinn macht, in der Rathauslaube einen neueren Flügel zu haben als im St. Johann», sagt Lampater. Dies, weil im St. Johann für gewöhnlich die grösseren musikalischen Kaliber auftreten als in der verhältnismässig kleinen Rathauslaube. «Also haben wir uns für eine Rochade entschieden: Der alte Flügel aus dem St. Johann kommt in die Rathauslaube, der neue in den St. Johann», berichtet Lampater. Die Auswahl des Instrumentes geschah im September 2018 im Rahmen der Meisterkonzerte im St. Johann. «Wir hatten für eine Woche drei vergleichbar gute Topflügel von Steinway in der Kirche stehen. Es hat sich angefühlt wie in einer Ferrari-Garage», erinnert sich Lampater. Neben dem Exemplar von Musik Hug standen eines aus Wetzikon und eines aus Lugano zur Auswahl. Werner Bärtschi, Pianist und Veranstalter der Meisterkonzerte, hat sich unentgeltlich zur Verfügung gestellt, um die drei Instrumente zu testen. Auch eine sonst für Berater übliche Verkaufskommission hat er abgelehnt. «Unsere Gegenleistung ist, dass er den neuen Flügel einweihen darf», sagt Lampater. Als Veranstalter der Meisterkonzerte, die regelmässig einige der weltbesten Pianisten in die Kirche locken, habe Bärtschi persönlich Interesse daran, dass der Flügel ihm und seinen Künstlern passe.

Kommentare (1)

Margrit Stamm Mo 21.01.2019 - 11:17

Es wäre noch interessant zu wissen, welcher Flügel schliesslich das Rennen machte.

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