IWC läutet das Jahr der Fliegeruhren ein

Am Uhrensalon (SIHH) präsentierten 35 Marken in Genf ihre Modelle. Die Schaffhauser IWC macht vor, wie sich der ewige Klassiker Fliegeruhr neu interpretieren lässt.
Pilotenuhr Spitfire

Die Szenerie erinnert an einen internationalen Flughafen: Elegant gekleidete Menschen strömen mit Aluköfferchen auf das Gebäude zu, um dann in langen Schlangen zu warten. Bis zu vierzig Minuten dauert es, alle Sicherheits- und Zugangskontrollen zu passieren, um in die Genfer Messehalle zu gelangen. Der Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) ist eines der exklusivsten Uhren-Events: 35 Hersteller treten bei der Hausmesse des Richemont-Konzerns für vier Tage an, um ihre Neuheiten für das Jahr 2019 zu präsentieren.
Am Stand der Schaffhauser IWC verstärkt sich der Eindruck «Flughafen», allerdings geht es in der Zeit zurück, denn dort steht eine silberglänzende englische Spitfire, die bis 1956 geflogen wurde. Die Manufaktur lanciert ihre Fliegeruhren-Staffel mit viel Spitfire-Charme aus dem Zweiten Weltkrieg.
Für IWC-Marketingchefin Franziska Gsell, zusammen mit CEO Christoph Grainger-Herr für den Messeauftritt verantwortlich, ist es die vierte Teilnahme am Genfer Uhrensalon. Was hat sich in diesen Jahren verändert? «Die Messe ist innovativer geworden. Ich habe zum Beispiel einen kleinen Roboter gesehen. Unter der SIHH-Generaldirektorin Fabienne Lupo wurden SIHH Live und neu SIHH Lab entwickelt.»
Original Spitfire aus England
Das diesjährige Thema der IWC ist «The Longest Flight». Es geht um nicht weniger als den alten Menschheitstraum vom Fliegen: «Darum dreht es sich immer», sagt Gsell und lacht. Die IWC erzähle jedoch wahre Geschichten: «Die 2300 Kilogramm schwere Spitfire, die Sie hier an unserem Stand sehen, ist real.» Im kommenden Sommer werde mit der Flugzeug-Ikone die Welt umrundet. Die Idee zu dieser Expedition stammt von Steve Boultbee-Brooks und Matt Jones, den Gründern der Boultbee Flight Academy im Süden Englands. IWC geht eine mehrjährige Partnerschaft mit der Spitfire-Flugschule ein. «Die Abenteuerlust hat die ICW schon bei ihrer Gründung vor 150 Jahren mitbekommen, wir leben das mit der Spitfire einmal mehr aus», sagt Gsell.
Sie bezeichnet Uhren als «persönliche Zeitmaschinen» – was hat es damit auf sich? «Wir Menschen wünschen uns, in verschiedene Zeiten reisen zu können Der eine möchte die Uhr vorstellen können, ein anderer sie zurückdrehen.» Mit dem Kauf einer Luxusuhr verbinde sich immer auch eine persönliche Gesichte. Wenn die IWC-Marketingchefin nur ein einziges Mal den Knopf einer Zeitmaschine drücken könnte, in welches Jahr möchte sie dann reisen? «Ganz klar würde ich die Zukunft wählen. Und zwar möchte ich gerne wissen, wie unser Messestand in fünf Jahren aussieht», sagt Gsell. Die Schaffhauser Manufaktur plant ihre Kollektionen und Messeauftritte immer drei bis vier Jahre voraus.
Der Kauf einer Luxusuhr will wohlüberlegt sein. Welche der neuen Pilotenuhren hält nicht nur einer kritischen Prüfung des jüngsten Stilgerichts stand, sondern ist auch in zehn, zwanzig Jahren noch trag-bar? «Ich hoffe, alle aus unserer aktuellen Kollektion. Das Design ist sehr puristisch. Es respektiert die Vergangenheit, aber wir haben es natürlich auf die Zukunft ausgerichtet.»
Uhren für weibliche Handgelenke
IWC steht für International Watch Company. Doch – International Women’s Club würde von den Buchstaben her auch passen. Die IWC stellt jedoch fast ausschliesslich Männeruhren her. Verschenkt sie dadurch einen riesigen Markt? «Wir lassen die Frauen nicht aus», sagt Gsell. Uhren mit 39 Millimetern Durchmesser, wie die Spitfire Automatik, würden wunderbar ans weibliche Handgelenk passen, sagt Gsell. «Auch der Spitfire Chronograph mit 41 Millimetern gefällt mir persönlich sehr gut.» Im Sommer 2019 denke die IWC speziell an die Frauen, kündigt Gsell an: «Lassen Sie sich von unseren Ideen überraschen.»
Zum letzten Mal im Januar
Der SIHH ist mit derzeit 35 Marken deutlich kleiner als die Baselworld und findet jeweils Anfang Jahr in einem exklusiven Rahmen statt – für Uhrenhändler und Medienschaffende. An einem Tag ist der Salon allerdings auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Genfer Uhrenmesse hat nun letztmals im Januar stattgefunden. Ab 2020 wird sie praktisch gleichzeitig mit der Basler Messe stattfinden. Sie geht vom 26. bis zum 29. April 2020 über die Bühne. Einen Tag später öffnet die Baselworld ihre Tore. Für Gsell eine positive Anpassung: «Dass die Messen im kommenden Jahr hintereinander stattfinden, ist für zahlreiche Gäste von anderen Kontinenten eine grosse Erleichterung.» Für sie hat dies geschäftlich und privat Vorteile. «Wir erhalten mehr Zeit, um uns auf den nächste SIHH vorzubereiten.»
An der diesjährigen IWC-Gala waren zahlreiche prominente Markenbotschafter wie Bradley Cooper, Rosamund Pike, Travis Fimmel, Karolina Kurkova und James Marsden anwesend. Privat freut sich die Marketingchefin darauf, wieder einmal Wintersportferien machen zu können: «Schon der Gedanke daran ist luxuriös.»
«Wir machen Fliegeruhren für echte Piloten»

Die IWC ist Hauptsponsor von Silver Spitfire – The Longest Flight. Was reizt Sie daran, diese Expedition mitzufinanzieren?
Christoph Grainger-Herr: Ganz klar das Abenteuer. Noch nie hat eine Spitfire die Welt umrundet. Die Piloten Steve Boultbee-Brooks und Matt Jones wagen es ab August. Dabei wird die Maschine mit Baujahr 1943 in mehreren Monaten 43 000 Kilometer zurücklegen und rund 30 Länder besuchen.
Pilotenuhren haben zwar alle technischen Voraussetzungen, die grosse Mehrheit der Träger sitzt aber nicht im Cockpit eines Flugzeuges.
Grainger-Herr: Bezogen auf die Menge der Uhren, die wir herstellen, ist das richtig. Aber unsere Uhren werden von Piloten bestellt und natürlich auch getragen, das ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass wir überhaupt Pilotenuhren herstellen.
Welche Piloten tragen IWC-Fliegeruhren?
Grainger-Herr: Beispielsweise US-Militärpiloten. Nach der Top-Gun-Prüfung gehen extra gravierte Uhren in die USA. Aber wir haben gerade auch zwei Projekte in England laufen. Und wir fertigen natürlich für die Schweiz.
IWC arbeitet schon seit Jahren mit Hightechwerkstoffen: Was genau ist Ceratanium?
Grainger-Herr: Das ist eine Keramik-Titan-Verbindung. Unser «Pilot’s Watch Double Chronograph Top Gun»-Modell ist beispielsweise aus mattschwarzem Ceratanium.