So viel kostet ein Fünfräppler

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Für den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sind sie unnütz, für Konsumentenschützer nicht: Fünfräppler. Bild: Key

Steigen die Produktionskosten des Fünfrappenstücks über den Nennwert, ist die Herstellung für den Bund ein Verlustgeschäft. Das könnte bald wieder der Fall sein.

von Maurizio Minetti

Man hasst ihn, man liebt ihn: den Fünfräppler. Heute befinden sich über eine Milliarde Fünfer im Umlauf. Keine andere Schweizer Münze wird so oft nachgefragt. Und doch ist das Fünfrappenstück kaum für etwas Sinnvolles zu gebrauchen. Seit der Abschaffung des Einrappenstücks vor zehn Jahren ist der Fünfer die Schweizer Münze mit dem geringsten Nominalwert. Das führte in den letzten Jahren immer wieder zur Frage, ob es sich noch lohnt, den Fünfer zu produzieren. Die kurze Antwort lautet: Ja. Langfristig könnte sich dies allerdings ändern.

Sämtliche Schweizer Münzen werden in der eidgenössischen Münzstätte Swissmint in Bern hergestellt. Urs Liechti von Swissmint sagt, dass die Produktionskosten bei allen Münzen aktuell tiefer sind als der Nennwert. So kostet die Produktion eines Fünfräpplers derzeit knapp vier Rappen. «Das Budget für 2017 sieht gut vier Rappen vor», sagt Liechti. Allerdings war das nicht immer so. 2005 kostete die Herstellung über sechs Rappen. Damals gab es eine Anhörung zur Abschaffung des Einrappen- und des Fünfrappenstückes. Angesichts der Reaktionen in Wirtschaft und Bevölkerung entschied sich der Bundesrat zwar, das unbeliebtere Einrappenstück abzuschaffen, auf eine Ausserkurssetzung des Fünfräpplers jedoch zu verzichten.

SBB wollen keine Fünfer, Post schon

Für die Abschaffung des Fünfers votierten damals unter anderem der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und die SBB. Die Bundesbahnen würden auch heute noch eine Abschaffung befürworten, heisst es auf Anfrage. Und bei Economiesuisse sagt ein Sprecher: «An unserer Haltung hat sich nichts geändert: Wir sind der Meinung, dass das Fünfrappenstück ohne volkswirtschaftlichen Verlust abgeschafft werden kann.»

Anders sahen und sehen es Kon- sumentenschutzorganisationen. Hier wird vor allem ein Anstieg der Preise befürchtet. Auch die Post ist gegen eine Abschaffung: «Die Auswirkungen würden die Preisgefüge aller Posttarife betreffen.» Kategorisch zeigt sich Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands: «Es gibt keinen Grund, den Fünfräppler abzuschaffen. Diesbezügliche politische Vorstösse sind reine Effekthascherei.»

Kupfer so teuer wie zuletzt 2015

Den jüngsten Vorstoss zum Thema lancierte der St. Galler SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel. Er forderte vor vier Jahren die Abschaffung des Fünfrappenstücks, weil es für dieses fast keine Verwendung mehr gebe. Der Bundesrat argumentierte in seiner Antwort, eine Abschaffung des Fünfrappenstückes würde relativ hohe einmalige Kosten verursachen. Zum einen fielen beim Bund einmalige Ausgaben von 35 bis 50 Millionen Franken für den Rückkauf der Fünfrappenstücke an. Zum anderen entstünde bei der Schweizerischen Nationalbank, bei den Geschäftsbanken sowie bei den sogenannten öffentlichen Kassen (Post, SBB) «ein erheblicher logistischer Aufwand». Weiter fiele auch bei der Swissmint ein Zusatzaufwand für die Vernichtung der Münzen an, der aber zumindest teilweise durch den Verkauf des Metalls gedeckt werden könnte. Schliesslich entstünden unter anderem auch beim Detailhandel Kosten für die Umstellung der Informatiksysteme.

Büchel zog schliesslich seine Motion mit der Begründung zurück, dass zu dem Zeitpunkt die Produktions- kosten bei rund vier Rappen lägen und damit unter dem Nominalwert.

Spätestens wenn die Produktionskosten aber wieder die Schwelle des Nominalwerts erreichen, könnte die Abschaffung des Fünfers wieder aufs Tapet kommen. Und hier spielt der Kupferpreis eine entscheidende Rolle. Seit den frühen Achtzigerjahren besteht der Fünfräppler aus einer Kupfer-Aluminium-Nickel-Legierung, wobei der Anteil von Kupfer 92 Prozent ausmacht. Das bedeutet, dass der Kupferpreis einen erheblichen Anteil der Produktionskosten der Münze ausmacht. «Der Preis von Kupfer war in den letzten fünf Jahren im Einklang mit der Rohstoffbaisse tendenziell stark rückläufig und halbierte sich im Januar 2016 im Vergleich zu Anfang 2013 beinahe», sagt Arno Endres, Leiter Finanzanalyse bei der Luzerner Kantonalbank.

Davon hat auch Swissmint profitiert. Allerdings steigt der Kupferpreis seit 2016 wieder stark an. Er hat derzeit den höchsten Stand seit zwei Jahren erreicht. Während gewisse Analysten weiter steigende Kupferpreise erwarten, gibt sich Endres zurückhaltend. Er erwartet unter anderem wegen des wachsenden Angebots aus neuen Minen in Australien und Brasilien sowie Indonesien nur eine Seitwärtsbewegung.

Andere Zusammensetzung

Sollte die Frage der Abschaffung wieder aktuell werden, gibt es mehrere Optionen. Dabei ist die Ausserkurssetzung nicht die einzige mögliche Lösung. In seiner Antwort auf die Motion Büchel erwähnte der Bundesrat vor vier Jahren auch die Möglichkeit, die Materialzusammensetzung zu ändern. Mit diesem Kniff hat man die Herstellungskosten seit der ersten Prägung im Jahr 1850 immer wieder senken können. Zuletzt wurden 1981 die Fünfrappenstücke aus Kupfernickel und Reinnickel durch solche aus goldfarbener Aluminiumbronze ersetzt. Offiziell ging es um die Vermeidung der Verwechslungsgefahr mit dem gleichfarbigen Halbfrankenstück. Ganz nebenbei konnten dadurch aber auch die Produktionskosten durch das billigere Prägematerial von 3,6 auf 2,94 Rappen pro Stück gesenkt werden.

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