Zwei Zöpfe für einen guten Zweck

Zwei Schulmädchen aus Dachsen haben für einen guten Zweck Haare gelassen. Ihre Zöpfe sollen für Perücken verwendet werden, die krebskranke Kinder tragen.
Vorbildlich geflochten waren sie. Aber an diesem Dienstagmorgen mussten die beiden Zöpfe, der haarige Stolz der beiden Trägerinnen Alessia Tuor und Hannah Jürgens aus Dachsen, daran glauben. Mit frisch gewaschenen und getrockneten Haaren stehen die beiden Elfjährigen mit ihren Müttern pünktlich um 16 Uhr im Coiffeursalon Röbi’s Haarstube von Inhaberin Manuela Incognito.
Die zwei Mädchen fassten im Januar den Plan, nach einiger Internetrecherche in Youtube und auf Google, ihre Zöpfe an den österreichischen Verein Haarfee zu schicken. Dieser lässt aus den gespendeten Haaren Echthaarperücken für Kinder anfertigen, die ihre eigenen Haare aufgrund von Krankheit verloren haben. Die Eltern der Primarschülerinnen halfen dabei, den Verein ausfindig zu machen. Röbi’s Haarstube hat – nach mehreren Anfragen der Mädchen in anderen Salons der Stadt Schaffhausen – zugesagt, den Mädchen die Haare gratis zu schneiden. «Eine tolle Idee», fand Inhaberin und Geschäftsführerin Incognito. «So eine Anfrage hatten wir noch nie.»
Nun sollen also die Zöpfe fallen. «Hannah sagte mir, sie wolle ihre Haare spenden. Und weil ich sowieso schon meine Haare schneiden wollte, dachte ich: Das mache ich auch», so Alessia Tuor. Sie selber ging schon oft mit gutem Beispiel voran, als sie etwa in der Schule für gute Zwecke Kuchen verkaufte oder im Dorf von Tür zu Tür ging, um Guetsli zu verkaufen.
«Kurze Haare sind doch frecher»
Wenige Minuten später schneiden die flinken Hände von Edona Keka und Vincenzo Caruso in Windeseile die Zöpfe ab, und bald entstehen die neuen Kurzhaarfrisuren. «Meistens wollen die Mädchen lange Haare. Aber kurze sind doch viel frecher, viel cooler», meint Caruso. Zweifel an ihrem Plan hätten sie nie gehabt, sagen die beiden Mädchen unisono. «Das wächst ja eh nach», winkt Hannah ab. Ziemlich genau einen Zentimeter pro Monat, präzisiert Vincenzo Caruso, also würde das Nachwachsen der Haarpracht wohl rund zwei Jahre dauern.
Auch die Mutter von Hannah, Stefanie Jürgens, bestätigt, dass ihre Tochter und deren Freundin Alessia in ihrem Projekt stets unbeirrbar waren. «Sie waren fest entschlossen dazu, die Haare zu spenden. Es ist ja auch schön, wenn sie nicht im Müll landen.» Jürgens wartet mit der anderen Mutter, Lucia Tuor, stolz im Coiffeursalon auf die beiden Mädchen. «Für eine Perücke braucht man fünf solcher Zöpfe», weiss Jürgens.
Dass die beiden Dachsemer Primarschülerinnen nun eine Kurzhaarfrisur haben, hat ihre Ursache nicht in einem neuen Modetrend, dem sie nacheifern. Man könne nur hoffen, dadurch ein Kind froh zu machen, meint Stefanie Jürgens. «Das glaube ich schon», sagt Hannah.
Und wie fühlt sich die neue lockige Frisur nun an auf dem Kopf? «Viel leichter», findet Hannah mit einem Lächeln.