Einsatz von KI bei Schaffhauser Unternehmen: Ja, aber mit Köpfchen

Ob in der Verwaltung, in der Wirtschaft oder im Alltag – künstliche Intelligenz gehört längst fest zu unserer Realität. An der 19. IVS-Schifffahrt mahnten die drei Referenten, unter ihnen Regierungsrat Marcel Montanari, die Technologie klug einzusetzen.
Schon seit Jahren dominiert ein Thema den weltweiten Diskurs und man kann sich seiner kaum entziehen: künstliche Intelligenz. Spätestens zum Jahreswechsel 2022/2023 war KI mit dem Gesprächsprogramm ChatGPT omnipräsent. Während damals die Euphorie der schier unbegrenzt anmutenden Möglichkeiten überwog, blicken viele mittlerweile kritischer auf den Gebrauch von künstlicher Intelligenz im Alltag, in der Wirtschaft oder der Verwaltung.
Äusserst passend somit die Wahl des Themas, welches an der diesjährigen IVS-Schifffahrt behandelt wurde: «KI – Chancen und Risiken aus dem Blickwinkel Schaffhausens» lautete dieses. Die alljährliche Veranstaltung wird von der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen (IVS) organisiert und lädt zum Gedankenaustausch zwischen Wirtschaft, Politik und Behörden ein – auf einem Schiff, welches von der Schifflände aus gemütlich den Rhein hochtuckert, in Stein am Rhein wendet und sich zurück nach Schaffhausen treiben lässt.
«Prompten ist das neue Googeln»
150 Gäste fanden sich am späten Mittwochnachmittag schliesslich bei der «MS Thurgau» ein – und viele betraten das Schiff lange vor der offiziellen Türöffnung und tauschten sich auf dem Oberdeck rege aus. Alleine das Wort «ChatGPT» fiel mehrere Dutzend Male. Bereits kurz nachdem das Schiff abgelegt hatte, wurde die Gesellschaft ins Unterdeck gebeten, wobei der eine oder andere den fehlenden Fahrtwind bedauerte. Dafür warteten drei interessante Referate auf die illustre Gesellschaft.

Nach der Begrüssung von IVS-Co-Präsident Thomas Kellenberger zur schnell ausgebuchten 19. Schifffahrt war es an Claus Martini, CEO der IVF Hartmann und IVS-Vorstandsmitglied, in das Thema des Abends einzuleiten. «Prompten ist das neue Googeln», sagte er – was künstliche Intelligenz mittlerweile bewerkstellige, habe ihn «vom Hocker gehauen», so Martini. «Wir stehen an der Schwelle zu einer industriellen Revolution, einer neuen Ära, getrieben durch Daten und Algorithmen.» KI sei nicht länger Zukunftsmusik, sondern bereits Realität. Das zeige sich auch daran, dass bereits jetzt zwei Drittel der Schweizer Unternehmen KI in ihrer langfristigen Strategie verankert hätten.
Der wohl bekannteste Referent auf dem IVS-Schiff war Regierungsrat Marcel Montanari. Er erinnerte sich an die erste Frage, die er ChatGPT gestellt hatte – nämlich, ob am Rheinfall ein neues Wasserkraftwerk gebaut werden soll. Anstatt einer klaren Antwort erhielt er jedoch eine Auflistung von Vor- und Nachteilen. Für Montanari ist klar: «Es ist ein zentraler Unterschied, ob man Informationen zusammenfassen oder inhaltlich eine Entscheidung herbeiführen will.» Bei der Anwendung in der Verwaltung sei das ein wichtiger Punkt. Man wolle KI dort zur Vereinfachung benutzen, aber Entscheidungen sollen immer noch Menschen treffen.
Co-Pilot statt Autopilot
Eduard Modalek, Corporate Sales Leader bei Red Hat, plädierte in seinem Vortrag dafür, dass Schweizer KMU branchenübergreifend zusammenarbeiten sollen, wenn es um KI geht, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Denn nicht mitmachen sei keine Option. Dafür müsse man als Unternehmer seinen Mitarbeitenden erlauben, mit KI-Tools einfach mal zu probieren und loszulegen. Das allerdings mit Köpfchen: «KI muss man als Co-Pilot nutzen, nicht als Autopilot.»

Aus der Praxis, wie man künstliche Intelligenz in einem Unternehmen einführen kann, berichtete Edward Mulder, Leiter Onlinemarketing und Verkauf bei IVF Hartmann. Auch er riet dazu, entsprechende Programme zur Verfügung zu stellen. Diese bräuchten aber entsprechende Daten, um zu einem zuverlässigen Werkzeug zu werden. So könne bereits eine Standard-KI anhand des Bildes einer Diabetes-Wunde ziemlich zuverlässig ihren Status beschreiben und einen Rat geben, welche Medizin man nun dafür verwenden solle.