So kreativ präsentiert sich das lokale Gewerbe an der Tischmesse

Ob Banken, Handwerksbetriebe oder Treuhandfirmen: An der Schaffhauser Tischmesse hatten regionale Unternehmen aller Couleur die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen – und zu zeigen, was sie draufhaben.
«Tischlein deck dich» heisst es einmal pro Jahr in der IWC-Arena – allerdings waren am Freitag auf den über 120 Tischen im Gegensatz zum Märchen der Brüder Grimm keine üppigen Speisen zu finden, sondern höchstens Spitzbuben, Zältli und Mini-Toblerone. Denn an der Schaffhauser Tischmesse, die auch als Kontaktbörse fungieren soll, haben regionale Unternehmen aus allen Branchen die Gelegenheit, sich zu präsentieren; dafür steht ihnen eine Fläche von 1,80 Meter auf 70 Zentimeter zur Verfügung.
Neben den «Zückerli» warten die Firmen auch mit Glücksrädern, künstlichem Feuer oder sogar einem ganzen Videospiel auf wie die IPS Irsch Group. Die Online-Marketing-Agentur FFP Marketing, die im Ebnat beheimatet ist, hat gleich ganz auf den Tisch verzichtet und stattdessen eine Harley-Davidson in die Halle geschoben. «Das macht uns sichtbar und generiert Aufmerksamkeit. Darin müssen wir als Agentur ja gut sein», erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Sämi Krebs. Sein Unternehmen ist seit über zehn Jahren in Schaffhausen präsent. «Ich möchte an der Tischmesse zahlreiche Gespräche führen.»
Heizventile und Duplo-Steine
Um energieeffiziente Gebäude geht es beim Stand von Pentacontrol aus Beringen, genauer um automatisierte Lüftung und Heizung, erklärt Geschäftsleitungsmitglied Erik Kakuk. Auf seinem Tisch finden sich diverse Komponenten wie ein Heizventil und ein Temperaturregler, die alle nach Kundenwunsch programmiert werden können. «Wir wollen in Schaffhausen noch mehr Kontakte knüpfen, dafür ist die Tischmesse ideal», sagt Kakuk. «In der Region zu bleiben, ist nachhaltig», ergänzt David Langhart, der ebenfalls in der Geschäftsleitung ist – kaum ein Mitarbeiter sei schliesslich erpicht darauf, morgens um 7 Uhr nach Zürich zu fahren.

Ein offenes Haus aus Lego-Duplo-Steinen haben Nina Suter und Johannes Ermatinger von Deepact gebaut. Sie bieten Unternehmen eine Mitarbeiterbefragung an und wollen auf diese Weise den Blick nach innen ermöglichen. «So kann man sich ein Bild davon machen, wie es der Organisation geht», sagt Suter. Das kreative Gebäude aus Klemmbausteinen – eine «Smarties-Fabrik» – besticht mit zahlreichen «Easter Eggs»: An einer Fassade müssen etwa Feuerwehrleute einen Brand löschen, den der CEO im obersten Stock gar nicht mitkriegt; in seinem Büro hängt vielsagend das Bild eines Fisches an der Wand. «Wir wollen uns die Stärken und Schwächen einer Firma anschauen und anschliessend passende Massnahmen ausarbeiten, damit die Befragung auch Resultate hervorbringt», betont Suter. Davon hätten etwa schon die Migros, Syntegon sowie die Brauerei Falken profitiert, ergänzt Ermatinger.



Ferroflex hat sich für einen ganz kleinen Tisch entschieden, dafür steht daneben eine lebensgrosse Schaufensterpuppe, welche eine Schutzausrüstung zur Schau stellt. Bekleidung für Arbeiter sei aber nur ein Bruchteil des eigenen Angebots, sagt Grosskundenbetreuer Patrik Menz, der zum ersten Mal an der Tischmesse ist. «Wir haben alles für Handwerk und Bau im Angebot» – eine Zielgruppe, die am Event zahlreich anzutreffen war.
«Vom Gewerbe fürs Gewerbe»
Auch Non-Profit-Organisationen präsentierten ihr Angebot, etwa das Schweizerische Arbeiterhilfswerk Schaffhausen (SAH). Es bietet Deutschkurse im beruflichen Umfeld an, begleitet Jugendliche während der Ausbildung und hilft mit Dolmetschern aus, oft auch mit sehr exotischen Sprachen wie Dendi, das in Benin, Mali, Niger und Nigeria gesprochen wird. «Der Austausch hier ist wertvoll, wir sind nicht bei allen bekannt», sagt Daniela Brunner, Beraterin für berufliche Integration, die am Stand gemeinsam mit Dolmetscherin Shirin Yakub Schoggi- und Maroni-Chüechli verteilt.
«Grundsätzlich ist die Tischmesse vom Gewerbe fürs Gewerbe», so Wirtschaftsförderer Christoph Schärrer – es sei wichtig, die Wertschöpfung im Kanton zu behalten. Im Gegensatz zu den Anfängen der Tischmesse um die Jahrhundertwende ist sie mittlerweile auch für ein breites Publikum geöffnet. «Man hat immer das Gefühl, dass man schon jedes Unternehmen in der Region kennt. Dem ist nicht so», sagt Schärrer, der ebenfalls neue Kontakte knüpft und alte wieder auffrischt.

Dieses Netzwerken untereinander kann einen Vorteil darstellen. «Man muss nicht ausserhalb suchen, sondern kann mit dem lokalen Gewerbe zusammenarbeiten. Das Gute liegt so nahe», betont der Wirtschaftsförderer. Das gelte sowohl für grosse Unternehmen wie Phoenix Mecano als auch für KMU. Neben der Wirtschaftsförderung wird das Event von der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen (IVS), dem Kantonalen Gewerbeverband Schaffhausen (KGV) sowie der Stadt Schaffhausen organisiert.
Auch Volkswirtschaftsdirektor Dino Tamagni war vor Ort, er nannte den Anlass ein «Spiegelbild» für die unternehmerische Energie in der Region. «Die Vielfalt macht den Reiz aus.» Stadtpräsident Peter Neukomm freute sich, dass 50 der gut 120 Aussteller in der Stadt beheimatet sind. «Ihr Einsatz als Unternehmerinnen und Unternehmer verdient Respekt», lobte Neukomm. Beide liessen es sich nach ihren Reden nicht nehmen, selbst in die Welt der regionalen Wirtschaft einzutauchen und zahlreiche Gespräche mit den hiesigen Gewerblern zu führen.