Falken hat einen neuen Präsidenten: Das sagt er zu einem Jahr voller Probleme, zum Bierpreis und zum FC Schaffhausen
Bei der Brauerei Falken AG kam es im Verwaltungsrat kurzfristig zu einem Abgang: Präsident René Zeier verliess das Unternehmen aus persönlichen Gründen. Jetzt springt der Vize-Präsident ein – und äussert sich direkt zum FCS.
René Zeier trat an der Generalversammlung 2021 in grosse Fussstapfen. Er übernahm die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten der Brauerei Falken AG von Philipp Moersen, der das Traditionsunternehmen massgeblich geprägt hat. Jetzt, drei Jahre später, verlässt Zeier den Verwaltungsrat Knall auf Fall – aus persönlichen Gründen, wie Falken-CEO Markus Höfler mitgeteilt hat. Mehr weiss dieser allerdings auch nicht. Neu übernimmt der bisherige Vize-Präsident Ronald Forster den freigewordenen Chefsessel.
Herr Forster, seit fast 30 Jahren sitzen Sie in diesem Gremium, davon zwölf Jahre als Vizepräsident. Jetzt, mit 69 Jahren, noch eine neue Herausforderung als Präsident?
Ronald Forster: Zugegeben: Vorgesehen war das nicht, ich war auch als Vizepräsident zufrieden. Aber zum Wohl von Falken bin ich bereit, dieses Amt zu übernehmen und mich voll einzusetzen. Gemäss unseren Statuten darf ich bis 72 im Verwaltungsrat bleiben und ich plane, das durchzuziehen.
Herr Höfler, trübt dieser Abgang die Freude am 225-jährigen Jubiläum der Brauerei?
Markus Höfler: Nein, denn die Brauerei läuft ganz normal weiter. Wir haben schnell die beste Lösung gefunden: Vizepräsident Ronald Forster wird Präsident und Felix Meier, der damalige Geschäftsführer unserer Partnerbrauerei Müller Bräu, von der wir das operative Geschäft übernommen haben, rückt in den Verwaltungsrat nach. Wir sind also wieder zu dritt, so wie die Statuten das verlangen. Auch die Familie Moersen steht zu 200 Prozent hinter diesem Entscheid. Ich bin also glücklich und zufrieden.
Was hat das Unternehmen im vergangenen Braujahr sonst noch bewegt?
Forster: Wir kamen aus einem turbulenten Vorjahr 2023 mit vielen Festen und der Aufbruchsstimmung nach der Pandemie. 2024 war allerdings ein schwieriges Jahr, denn es gab keine so grossen Anlässe mehr wie die Badenfahrt und auch die Konsumentenstimmung war schlechter: Der «Nachholbedarf» nach Covid ist definitiv vorbei. Und das Wetter war ebenfalls nicht sehr gut.
«Wir haben uns nicht erpressen lassen!»
Das klingt nach einem Jahr voller Probleme …
Forster: Zu allem Überfluss geriet unser grösster Lohnabfüllpartner für Bierdosen, Doppelleu respektive die Chopfab Boxer AG, in Schieflage. Er musste von der Brauerei Locher gerettet werden. Selbstverständlich sind diese Dosen nun auch nicht mehr bei uns. Das alles hat uns 2024 stark beschäftigt. Wir müssen im Verwaltungsrat die Weichen stellen, dass das Unternehmen in die richtige «direction» geht. Etwas plakativ gesagt: Wir müssen über unsere Strategie nachdenken und nicht, welche Farbe die nächste Flasche Falkenbier hat.
Hat 2024 denn auch etwas Positives hervorgebracht?
Forster: Die Herausforderungen hindern uns nicht daran, unsere Stärken aufblitzen zu lassen. Wir haben dieses Jahr etwa in einen Mikrofüller investiert, der es uns ermöglicht, Kleinstmengen abzufertigen. Aktuell machen wir zum Beispiel eine Dose für die Schweiz bei der Expo 2025 Weltausstellung in Osaka. Es ist wichtig, dass wir als Brauerei flexibel bleiben, gerade weil wir Dinge wie das Wetter oder die Konsumentenstimmung nicht beeinflussen können.

Unter dem Strich war das vergangene Braujahr aber ein schlechtes.
Forster: Das ist sicher so, das gilt für die gesamte Branche. Wir haben aber mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, vieles richtig gemacht.
«Es braucht eine Aufbruchsstimmung in der Bevölkerung.»
Wie kann Falken wieder die Absatzzahlen vor Covid erreichen?
Höfler: Entscheidend dafür ist eine Kombination aus mehreren Faktoren. Das Wetter muss stimmen – nicht zu kalt, nicht zu heiss –, aber auch die weltpolitische Lage. Es braucht eine Aufbruchsstimmung in der Bevölkerung. Dann können wir mit unserer Innovationskraft punkten, davon sind wir überzeugt. Sonst würden wir nicht hier sitzen.
Das Lieblingsbier der Schaffhauserinnen und Schaffhauser dürfte nach wie vor das klassische Lager sein – gibt es auch Sorten, die an Beliebtheit gewonnen haben?
Forster: Nach wie vor am besten performt unser Stammhaus-Bier – obwohl wir dafür keine Werbung machen. Auch der Falken Prinz, das letzte Bier von Rudolf Moersen, erfreut sich einer gleichbleibenden Nachfrage. Unser Amber, früher «Eidgenoss», hat durch die Umbenennung nicht verloren, sondern sogar leicht Plus gemacht: Der Namenswechsel hat also nicht geschadet. Nicht zuletzt nimmt die Bedeutung von alkoholfreien Bieren immer mehr zu, zwar noch auf tiefem Niveau, aber hier kann Falken wachsen.
Höfler: Wir haben intensive Diskussionen über alkoholfreie Biere und sehen in diesem Bereich sehr grosses Potenzial. 2025 wird es neue, alkoholfreie Produkte von uns geben.
Forster: Wir analysieren aktuell die technischen Möglichkeiten, um alkoholfreies Bier mit neuster Technik herstellen zu können. Der ursprüngliche Biergeschmack soll dadurch nicht verfälscht werden. Ein ähnlicher Trend findet übrigens auch beim Wein statt.
Blutet einem als Bierbrauer da nicht das Herz, wenn die Menschen weniger Alkohol trinken?
Höfler: Die Brauer haben tatsächlich grosse Probleme damit. Was mir wichtig ist: Es wird bei Falken immer Bier mit Alkohol geben, solange das Gesetz es nicht verbietet. Es geht ja nicht darum, unseren beliebten bestehenden Bieren einfach den Alkohol zu entziehen – sonst wären wir wie die Autobranche, die sagt, es gibt nur noch Elektrofahrzeuge. Da blutet auch vielen Menschen das Herz. Vielleicht gibt es in Zukunft ein Stammhaus alkoholfrei oder ein Weizen alkoholfrei. Aber immer in der Kombination zum Original.
«Es wird bei Falken immer Bier mit Alkohol geben.»
Die finanzielle Krise des FC Schaffhausen ist ein grosses Thema – und Falken ist Sponsor des FCS. Wie gehen Sie mit der Situation um?
Forster: Bier und Fussball: Das gehört auf jeden Fall zusammen. Es ist für uns oberste Priorität, dass wir die Region unterstützen – nicht nur den FCS.
Höfler: Wir schauen, dass die Sponsoring-Verpflichtungen gegenseitig eingehalten werden, aber wir werden keine zusätzliche finanzielle Unterstützung leisten. Das würde unsere Möglichkeiten sprengen oder wir müssten das Geld von einem anderen Ort abziehen.

Schade eigentlich: «Falken Arena» klänge gar nicht übel …
Höfler: Das Preisschild wäre etwas gar hoch. Aber wenn ein Scheich kommt und noch keinen Namen für das Stadion wüsste, dann würde ich ihm unseren Namen, den Falken, zur Verfügung stellen.
«Bier und Fussball: Das gehört auf jeden Fall zusammen.»
Ändert sich am Auftritt von Falken etwas?
Forster: Durchaus, wir werden in Zukunft wieder stark auf den «Retro-Falken» setzen, der bereits unser helles Lagerbier auf Dosen und Glas schmückt. Der kommt sehr gut an, sowohl in Schaffhausen als auch ausserhalb. Damit möchten wir die Herkunft von Falken betonen.

Wird Falkenbier teurer?
Höfler: 2024 haben wir Preise mit aller Konsequenz weitergegeben. Dafür wurden wir im Detailhandel teilweise abgestraft und ausgelistet. Wir haben uns nicht erpressen lassen! Dadurch ist – zum heutigen Zeitpunkt – für 2025 keine Preiserhöhung geplant. Natürlich können wir nicht beeinflussen, zu welchem Preis das Bier dann weiterverkauft wird.