Ein freigelegter Bach, zwei Teiche und ein Bänkli auf dem Biohof Breitloo

Karin und Hansueli Küng-Minder vom Biohof Breitloo haben die Idee zur Freilegung des Chräbsbachs entwickelt, um die Biodiversität zu fördern. Dieser Bach war weitgehend unbekannt.
Von Johannes von Arx
Die Idee hatten Karin und Hansueli Küng-Minder vom Biohof Breitloo auf der Nordseite des Bahnhofs Etzwilen bereits 2016 und zwar im Rahmen der Naturgartenzertifizierung: Um die Biodiversität weiter zu fördern, soll der Chräbsbach auf einem Teilstück freigelegt werden. Chräbsbach? Selbst Einheimische zucken bei diesem Namen die Schultern. Logisch, da dieser Bach bis auf kleine Ausnahmen von seiner Quelle bis zur Mündung in den Rhein nur auf seinem allerletzten Teilstück das Tageslicht sieht. Karin Küng deckt auf, wo sein Ursprung liege. Vom Stammerberg gebe es nicht einmal ein Bächlein auf Etzwilen zu. «Alles Wasser vom Nordhang fliesst unter der Hauptstrasse durch und sammelt sich in einem grossen, aus der Eiszeit stammenden, 13 Meter tiefen Grundwassersee zwischen Etzwilen und dem Schulhaus Kaltenbach.» Quasi der Ausfluss dieses Sees sei dann der Chräbsbach, der etwas östlich vom Bahnhof Etzwilen unter den Gleisen durchfliesst. Unsichtbar zwar, aber der See und Bachverlauf sind auf historischen Karten eingetragen.
Keine Kosten für die Gemeinde
Die Freilegungsidee war an sich gut, bloss, ein Gewässer zwei Meter unter der Erde, so die Vermutung, freizugraben, macht viel Erdbewegung nötig. «Doch dann stellte sich heraus, dass es nur ein Meter ist.» Bahn frei also zum Erstellen eines Vorprojektes gemeinsam mit Pro Natura. Der Auftrag dazu ging an Wasserbau Fröhlich AG in Frauenfeld. Nach den entsprechenden Untersuchungen, dem Erstellen der Pläne und der überwältigenden Zustimmung an einer Gemeindeversammlung fuhren jüngst die Baumaschinen auf, und in diesen Wochen buddeln sie das neue Bachbett und die Gruben für zwei neue Teiche aus (SN, 26. August 2023). Insgesamt entstehen 2500 Quadratmeter Bachraum. Die Kosten betragen 365 000 Franken, wovon 80 Prozent vom Bund und Kanton im Rahmen des Gesetzes zur Bachöffnung getragen werden. Der sonst der Gemeinde zufallende Rest von 20 Prozent übernehmen Pro Natura und Küngs. Sie kommen auch für den Unterhalt der Anlage auf.
Biodiversität gross geschrieben
In wenigen Wochen kommt der grosse Moment, wo das Wasser unmittelbar nach Unterqueren der Bahngleise und der Strasse gefasst und dem Tageslicht überlassen wird. «Unser Ziel ist es, einen artenreichen Lebensraum für einheimische Pflanzen und Tiere und Insekten, Laubfrösche, Libellen, Igel und so weiter entstehen zu lassen», freut sich Karin Küng. Am Bachufer werden einheimischen Steine unterschiedlicher Grösse sowie Baumstrünke platziert. Weiter entstehen zwei Teiche, der eine ist mit dem Bach verbunden.
Der andere aber wird nur durch Regenwasser gespiesen, was heisst, dass er immer wieder austrocknen werde. «Das zieht wiederum andere Lebewesen an und fördert die Biodiversität.» Freuen werden sich auch Spaziergänger und Wanderer, «denn wir schaffen einen Rastplatz mit Bänkli am Spazierweg.» Übrigens, im untersten Teil in Rheinklingen fliesst der Chräbsbach heute schon auf etwa 250 Meter offen, kommt dann wieder in eine Röhre. Die letzten 50 Meter vor der Einmündung in den Rhein gehört er endgültig dem Tageslicht.