Drei Prozent der Schweizer Brotgetreideernte landen in Thalheim an der Thur
Die Genossenschaft Getreidesammelstelle Thalheim (GGT) hat 2022 gesamthaft über 33'000 Tonnen Getreide, Öl- und Eiweisssaaten übernommen. Beim Brotgetreide hat gar jedes 33. Brot seinen Ursprung im Weinländer Südosten.
«2022 wartete für uns alle mit einigen Überraschungen auf, mit denen wohl keiner so gerechnet hatte. Wetterkapriolen sind unser tägliches Brot. Doch dass die Versorgung mit Energie und Rohstoffen plötzlich nicht mehr gesichert ist, hat uns wohl alle erschüttert», hielt Präsident Marc Peter (Wiesendangen) an der Generalversammlung vor rund 70 Mitgliedern der Genossenschaft Getreidesammelstelle Thalheim (GGT) in Thalheim fest.
Doch diese Krisenstimmung scheint in den Amtsstuben kaum angekommen zu sein. «Was uns Bauern und die Agrarpolitik betrifft, so hat sich der Ausspruch ‹Wer zahlt, befiehlt› einmal mehr bewahrheitet», so Peter. «Immer mehr Verwaltungstäter auf Bundes- und Kantonsebene, sekundiert von einer unüberschaubaren Anzahl von Beratungsbüros, erfinden immer neue, unsinnige Vorschriften und Massnahmen, die mittlerweile mehrheitlich so angelegt sind, dass die Direktzahlungen bei den Betrieben über zusätzlich entstehende Kosten verbrannt werden.»
Marc Peter ging aber auch mit der nachgelagerten Branche und den immer neuen ökologischen Vorgaben hart ins Gericht. Qualitätsanforderungen würden laufend nach oben geschraubt, die Lieferbereitschaft solle ständig bei 100 Prozent liegen. Träfen zudem die erhofften Resultate der anderen Massnahmen nicht ein, so würden einfach Sanktionen erlassen. Auf ein mögliches Überdenken der Massnahmen bezüglich der Wirksamkeit oder Übernahme der Verantwortung bei Fehlplanungen sei nichts zu spüren. Peter verwies diesbezüglich auf den Heuertag am 15. Juni, der sich als einziger fixer Termin kontrollieren und sanktionieren lässt, und sprach diesbezüglich gar von einem «Trauerspiel». «Es ist wichtig kritisch nachzufragen, zu hinterfragen, offen zu kritisieren und, wo nötig, auch Widerstand zu leisten.»
Grosse Ernte übernommen
«Wir erlebten dank schönstem Erntewetter eine problemlose Getreideernte 2022. Die Gerstenernte begann am 16. Juni extrem früh. Der erste Raps wurde am 1. Juli, der erste Weizen am 5. Juli übernommen», führte GGT-Geschäftsführer Rolf Häusler aus. Gesamthaft haben die Produzenten im Jahr 2022 zusammen 33'155 Tonnen Brot- und Futtergetreide sowie Öl- und Eiweisssaaten in Thalheim abgeliefert.
Die GGT hat im vergangenen Jahr mit 12'430 Tonnen knapp drei Prozent der Schweizer Brotgetreideernte übernommen. Dazu kommen die Ölsaaten mit 2510 Tonnen Raps, 670 Tonnen Sonnenblumen und 125 Tonnen Soja. Zudem sind 230 Tonnen Erbsen angenommen worden. Im Bereich des Futtergetreides, das grösstenteils direkt in der eigenen Futtermühle weiterveredelt wird, verzeichnete man die Übernahme von 7420 Tonnen Gerste, 80 Tonnen Hafer, 1300 Tonnen Futterweizen, 860 Tonnen Triticale, einer Roggen-/Weizenkreuzung, und 7530 Tonnen Körnermais.
«Nach extrem schwierigen Verhandlungen in der Branche wurde dank einer Nachverhandlung im September wenigstens eine Erhöhung von durchschnittlich 5.50 Franken erreicht», führte Häusler weiter aus. Von einer speziellen Premiere sprach er mit Blick zurück auf den 5. September 2022. «An diesen Tag wurden die ersten Sonnenblumen, die erste Soja, der erste Körnermais und die ersten Kartoffeln angeliefert.»

Bei den Kartoffeln, die ebenfalls eingelagert werden, war die Rede von einer durchschnittlichen Ernte, die reibungslos ein- und später auch wieder ausgelagert werden konnte. Die Mischfutterproduktion überschritt erstmals die Grenze von 17'000 Tonnen.
Bei der Ernte 2023 zeichnet sich mit Blick auf volle Lager bei der Gerste, die an der Grenze nicht geschützt wird, ein Preisdruck ab. «Wir sind dank unserer Lagervolumen in der Lage, sämtliche Gerste einzulagern, sodass wir dann nicht verkaufen müssen», führte Häusler aus. Zugleich gab er bekannt, dass nun auch die GGT ab dem kommenden Sommer für den Top-Weizen die Proteingehaltszahlung einführen wird.
Gut vermarktete Ölsaaten
«Die Vermarktung der Ölsaatenernte ist bereits vor einem Jahr erfolgt, dabei konnte man vertraglich hohe Preise absichern», führte Fortunat Schmid von der Fenaco GOF aus und warb für den Anbau von Sonnenblumen, damit diese vermehrt auch unter dem Label «Suissem» eingesetzt werden können.
Keinen guten Faden spannte er über den Bahntransport. «Was sich bezüglich dem Getreidetransport auf der Bahn abspielt, ist ein Trauerspiel», so Schmid. Mittelfristig zeichne sich bei einer wachsenden Bevölkerung beim inländischen Brotgetreide immer mehr ein Versorgungsengpass ab. «Es wird die Zeit kommen, da Müller, Bäcker sowie Grossverteiler inländisches Brotgetreide suchen müssen», so das Fazit von Schmid mit Blick auf die stagnierende Inlandproduktion.