Adventskalender - Tür 5

Ralph Denzel | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare

Auch wenn es manchmal schwer fällt: Selbst in den dunkelsten Zeiten kann man an Weihnachten etwas Fröhliches finden. Wir haben Ihnen ein paar aufbauende Beispiele herausgesucht.

Weihnachten ist die Zeit der Wünsche und der Freude. Aber oft in der Weltgeschichte gab es Momente, in denen es wenig erfreuliches gab: Kriege, Not und Leid bestimmten dann den Alltag und schienen keinen Platz für die fröhlichen Momente rund um Weihnachten zu haben.

Wir haben im Archiv gegraben und sie gefunden: Momente an Weihnachten, an denen es Schaffhauserinnen und Schaffhausern auch in dunklen Stunden gelang, Freude zu geben oder sie zu empfinden.

Klicken Sie einfach auf den Titel, der Sie interessiert. Die Geschichte klappt dann auf.

 

 

Weihnachten und Krieg scheinen sich diametral gegenüberzustehen: Hier, die Nähe in Frieden und Gemütlichkeit bei der Familie, dort Gewalt, Kampf und Einsamkeit.

Auch 1914 wurde dieser Widerspruch mehrmals deutlich. Die Schweiz war im Ersten Weltkrieg nicht aktiv in Kampfhandlungen involviert. Vielmehr ging es der Militärführung darum, die Grenzen zu sichern, um im Falle eines Angriffs die Neutralität des kleinen Landes, umschlossen von Kriegsparteien, aufrechtzuerhalten. Das bedeutete für die Soldaten vor allem eines: Warten und Ausharren. Sie sind eine lange Zeit – die Dienstzeit beträgt mindestens 500 Tage – weg von der Familie, leben ständig im Ungewissen und können nichts tun, ausser Warten. Was, wenn die Deutschen doch einmarschieren?

So waren die Schweizer Soldaten untergebracht. Bild: Wikimedia

Für viele Wehrmänner war daher ein Brief oder ein Paket mit kleinen Geschenken aus der Heimat eine der grössten Freuden, die sie haben konnten und gleichzeitig eine willkommene Ablenkung. Kurzzeitig waren die Sorgen und Nöte vergessen. Diese gab es reichlich: Neben der Monotonie, der Angst vor einem Angriff, dem Heimweh und der Fremde hatten viele Soldaten auch die Frage im Kopf, wie es der Familie Zuhause gehen würde, kämen sie wieder zurück. Denn während des 1. Weltkrieges gab es keine Lohnfortzahlung, das bedeutete, dass vor allem Angehörige von weniger gut betuchten Frontmännern schnell in wirtschaftliche Schwierigkeiten rutschen konnten.

Soldaten in den Alpen. Bild: Wikimedia

Trotzdem gab es auch an diesen Abenden etwas, was man wohl im Krieg nicht oft hat: glückliche und schöne Momente. So berichtete ein Soldat aus Schaffhausen an den zweiten Kriegsweihnachten 1915 in den SN von seinem Heiligabend:

«Die Sänger treten zusammen und singen das Appenzeller-Landsgemeindelied: ‹Alles Leben strömt aus dir›. Auf der Bühne hinter dem Gabentisch stehen zwei liebliche Mädchen und sind bereit, den Soldaten die Weihnachtsgeschenke zu überreichen. Ein jeder erhält drei Päcklein. Zum ersten Rauchmaterial. Zum zweiten ein Geschenk der Kompanie. Zum dritten das Divisionspäcklein. Mit sehr zufriedenen Gesichtern und mit langgestreckten Armen marschieren die Soldaten an den freundlichen Geberinnen vorbei und defilieren an ihren Platz zurück. Die Flügeltüren des Saales öffnen sich und die Küchenmannschaft in ihren weissen Schürzen erscheint und schleppt die dampfenden Schüsseln herbei. Es riecht nach Schüblig und Herdöpfelsalat. Ein fröhliches Schnabulieren beginnt. […] Ich habe diesen Soldatenbrief geschrieben, um damit den Lieben zu Hause ein Bild zu geben, wie schön und stimmungsvoll unsere Soldaten-Weihnacht war.»

Alle bisher geöffneten Adventskalendertörli finden Sie hier.

 

 

Aber auch 1939 griff die Welt erneut zu den Waffen: Der Zweite Weltkrieg brachte Verheerung, Tod und Leid über den Globus, mit ungefähr 60 Millionen Toten. Natürlich ging auch diese Zeit nicht spurlos an der Schweiz, oder am Kanton vorbei. Bis heute sind die Erinnerungen über diese Zeit sehr lebendig, vor allem wohl die Bombardierung am 1. April 1944.

Wie soll man in solch schweren Zeiten etwas Gutes in der Welt finden, wenn man weiss, was gerade dort passiert? Einigen Schaffhauserinnen und Schaffhausern gelang es, egal ob in der Heimat oder im Feld. So ist in den Schaffhauser Nachrichten folgende Geschichte eines Wehrmannes zu lesen, der laut eigener Aussage 1939 in einer «Versorgungskompanie» seinen Dienst tat.

«Eine große Freude bereiteten uns die vielen schönen Darbietungen. Besonderen Beifall erntete einer unserer Kameraden, der als ‹Samichlaus› verkleidet den Herren Offizieren kleine Aufmerksamkeiten, welche zu ihren persönlichen Eigenschaften in Bezug standen, mit launigen Sprüchen überreichte.

Die Verteilung der Weihnachtspakete machte uns allen eine besondere Freude. Nicht nur der Umfang und der Inhalt, sondern vor allem die Idee, welche dieser Spende zugrunde lag. Ob Soldat oder Offizier, jeder das gleiche Päckli!

[…]

Eine reizende Überraschung wurde uns durch ein nettes Geschwisterpaar geboten, das uns am Schluss unserer Feier noch mit einigen schönen Liedern erfreute. […] Als wir um 22 Uhr den Festsaal verliessen, waren wir erfüllt vom Bewusstsein, Weihnachten im wahrsten Sinne des Wortes gefeiert zu haben. Noch lange wird uns dieses Ereignis auf unseren Dienstwegen begleiten und in uns weiterklingen. Der strahlende Lichterbaum hat unsere Herzen erhellt.»

Aber auch in der Heimat zeigte sich der Geist der Weihnacht: Nach dem Überfall der Nazis auf Frankreich wurden viele Kinder in die sichere Schweiz geschickt. Einige fanden auch in Schaffhausen Unterschlupf. «Wenig Habseligkeiten bringen sie mit sich in armseligen Bündeln — und viel Erwartung in den allzu grossen, allzu dunklen Augen, die scheu sind und vorwitzig zugleich», wie die Jungen und Mädchen in der «Schweizerische Lehrerzeitung» aus dem Jahr 1942 beschrieben werden.

Schweizer Soldaten im Feld. Bild: Zentralbibliothek Solothurn/Wikimedia

Für die Kleinen, die teils Gewalt, Deportation und Hunger erleben mussten, war die Schweiz so etwas wie eine «Friedensinsel», so drückt es die SN im Jahr 1942 in einem Artikel aus. «Eine Weihnachtsfeier im Kreise der kriegsgeschädigten Franzosenkinder ist wohl ein ganz unvergesslich tiefes Erlebnis», heisst es in dem Artikel vom 21. Dezember weiter. Laut dem Artikel hatten manche Kinder bisher in ihrem Leben noch nicht einmal einen Weihnachtsbaum sehen können, umso grösser war das Erstaunen und die Freude, einen im «Falken» zu sehen.

Noch mehr Freude machte aber demnach etwas anderes den Kleinen: «Der Clou des Abends war natürlich der Samichlaus. […] Sogar Mützen wurden von den Kindern in die Höhe geworfen vor lauter unbändiger Freude. Weit über hundert hübsch zugebundene Säcke mit allerlei Süssigkeiten und Seltenheiten verteilte man unter die frohe Kinderschar. Auch etwas Nützliches, Bleibendes hatten liebe Hände noch jedem eingepackt.»

So innig könnten «nur Kinder sich freuen».

Alle bisher geöffneten Adventskalendertörli finden Sie hier.

 

 

Man sieht sie kaum noch: Masken, oder Hinweise zum Coronavirus. Vor zwei Jahren war das noch eine ganz andere Welt. Eine breite Impfung gegen das heimtückische Virus gab es noch nicht, Weihnachten war bei weitem nicht so beschwingt und fröhlich, wie man es die Jahre zuvor gekannt hatte. Gesundheitsminister Alain Berset appellierte wöchentlich gebetsmühlenartig an die Bevölkerung, Zuhause zu bleiben, warnte, mahnte, gab die neusten Beschlüsse des Bundesrats heraus.

Dezember 2020: die Schweiz ging in den zweiten Lockdown. Bild: Roberta Fele

Anfang Dezember schaute die Schweiz dann besorgt auf den Kanton Schaffhausen. Der Kanton hatte eine 14-Tage-Inzidenz von 656 Fällen pro 100'000 Einwohner – einer der höchsten in der Schweiz. Viele Freizeiteinrichtungen wurden geschlossen, unter anderem Fitnesscenter, Hallenbänder, Museen und Casinos. Zudem wurde eine 2-Haushalts-Regel eingeführt. «Zu Hause dürfen sich weiterhin bis zu 10 Personen treffen, neu aber nur noch aus maximal zwei verschiedenen Haushalten», teilte der Regierungsrat am 7. Dezember mit. Zwei Tage vor Weihnachten trat auch der Bundesrat auf die Notbremse und beschloss den nächsten Lockdown.

Jeder hat wohl noch Erinnerungen an diese «spezielle» Corona-Weihnacht. An die Liebsten, die man vielleicht nicht sehen konnte, weil die strikten Regeln das nicht zuliessen, oder an die Schutzmassnahmen, die auch über die Feiertage ihre Gültigkeit behielten. Besonders hart traf es dabei Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Da diese als besonders gefährdet galten, wurden in diesen Einrichtungen auch die strengsten Schutzmassnahmen umgesetzt: Besuch durfte während den Feiertagen nicht empfangen werden, wer zu seiner Familie fuhr, musste sich danach in Quarantäne begeben.

Für Aufmunterung sorgte, zumindest beim Alterszentrum Kirchhofplatz, ein Promi aus der Region: Trompeter Sigi Michel spielte für die Bewohnerinnen und Bewohner die Weihnachtsklassiker «O du fröhliche», oder «Stille Nacht» «Nach seinen beiden Stücken waren die Bewohnenden spürbar glücklich und berührt von der Aktion, der Applaus war durch die Fenster hörbar und die Freude gross», schrieben die SN damals über die Aktion.

Alle bisher geöffneten Adventskalendertörli finden Sie hier.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren