«Warte gespannt darauf, wie das Geschenk weitergeht»

Anna Rosenwasser | 
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Ursula Looser-Eisenmann feiert heute ihren 100. Geburtstag. Bild: Michael Kessler

Die Schaffhauserin Ursula Looser-Eisenmann kann heute Mittwoch auf genau 100 Lebensjahre zurückblicken.

Ein Geburtstag mit drei Ziffern: auch in einer Zeit, in der die ­Lebenserwartung einer Schweizerin immerhin 84,5 Jahre beträgt, noch eine Seltenheit. Ursula Looser-Eisenmann verschickte dieser Tage eine Einladung zum Geburtstagsfest, auf dem eben jene drei Ziffern erreicht werden: Die Schaffhauserin wird heute Mittwoch 100 Jahre alt.

Im selben Haus

Schon seit dem Jahr 1950 lebt die in Biberist im Kanton Solothurn geborene Ursula Looser in Schaffhausen in demselben Haus auf der Breite, in dem sie bis heute ihren Alltag verbringt. Hier geht die 100-Jährige unter anderem ihrem liebsten Hobby nach: dem Lesen von Biografien und historischer Literatur. Diese Freizeitbeschäftigung entwickelte sich schon früh, als Looser Anfang der 1930er-Jahre in Solothurn ihre Matur abschloss.

Neben einem Englischclub ist Looser auch Teil eines Literaturclubs. Einem lebendigen sozialen Netzwerk spricht sie grosse Bedeutung zu. Auch dank der Familie – mittlerweile hat sie zwölf Urenkel – und der Nachbarn bewältigt sie ihren Alltag. «Dafür bin ich ausserordentlich dankbar.» Als in den Sechzigern alle vier Kinder ausgezogen waren und ihr Mann verstarb, blieb Looser unvermittelt allein im grossen Haus auf der Breite zurück. Kurzerhand beschloss sie, den oberen Stock zu einer zusätzlichen Wohnung umzufunktionieren, sodass sie fortan im Parterre wohnte und so zudem einen zusätzlichen freundlichen Nachbarn gewonnen hat. Wohltuend war alsbald der Schritt in die Arbeitswelt: Looser, schon immer sprachgewandt, begann als Korrektorin bei den «Schaffhauser Nachrichten» zu arbeiten, wo sie zehn Jahre blieb. «Das tat mir so gut, mit den Jungen zusammenzuarbeiten!»

Beim Zurückblicken auf dieses durchlebte Jahrhundert erinnert sich Looser selbst an frühe Begebenheiten. «Mein langer Schulweg etwa war prägend für mich. Von zuunterst im Dorf bis ganz hinauf in die Primarschule zu gehen, jeden Tag pro Weg eine halbe Stunde, daran erinnere ich mich gut.»

«Es wird einem geschenkt»

Gibt es, nach derart vieljähriger Lebenserfahrung, Ratschläge, die sie anderen für ein langes Leben geben würde? «Viele fragen mich nach ­Gesundheitstipps. Aber: Es wird einem geschenkt. Mit einer robusten Natur ­erträgt man viel. Ich hatte aber auch einfach viel Glück in meinem Leben. Altwerden war für mich nie eine Strafe.» Und was wünscht sie sich beim Ausblasen der Kerzen auf dem Geburtstagskuchen? «Eine weiterhin gute Grundstimmung. Ich warte gespannt darauf, wie das Geschenk weitergeht.»

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