Werbung, Todesanzeigen und grüner Daumen

In der Anzeigenproduktion werden schon lange nicht mehr nur Anzeigen produziert – auch Beilagen, Magazine und die Landzeitungen werden hier hergestellt. Die Digitalisierung hat diese Abteilung grundlegend verändert.
Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Mit einem leisen «Plop» verschwindet die Büchse in den Leitungen der Rohrpost. Das Gut zum Druck ist unterwegs zum Verlag in den oberen Etagen. Sonst sind die Räumlichkeiten der Anzeigenproduktion aber alles andere als ein Tummelplatz von Nostalgischem. Wie viel die Digitalisierung in den vergangenen Jahrzehnten auf den Kopf gestellt hat, ist hier besonders augenscheinlich. Fünf Schriftsetzer arbeiten in der Anzeigenproduktion, drei von ihnen haben noch «auf Blei» gelernt, also mit Bleisatz. Jeder Buchstabe wurde einzeln und von Hand aus einem Setzkasten geholt und richtig platziert – und das bis Ende der 70er-Jahre. Nachgetrauert wird der Vergangenheit aber nicht. «Mit weniger Personal können wir heute mehr und in kürzerer Zeit produzieren», sagt Abteilungsleiterin Susanne Gysin.
Höhere Kreativität
Mittlerweile wird in der Anzeigenproduktion mehr gemacht, als Anzeigen für die «Schaffhauser Nachrichten» produziert. Auch alle Landzeitungen, das «Schaffhauser Magazin» und ein Grossteil der Beilagen werden hier gefertigt. Dadurch ist auch der Grad der Kreativität gestiegen. Die Kür ihres Berufs sei es, wenn eine Anzeige von Grund auf selbst gestaltet und umgesetzt werden könne. Oft liefern die Kunden aber bereits eine fertige Vorlage, die sich etwa an der Corporate Identity eines Unternehmens orientiert. Auch hier spricht Gysin die einfachere Handhabe seit der vollumfänglichen Umstellung auf Computer an.
Früher wurden die einzelnen Elemente der Anzeigen ausgedruckt, ausgeschnitten und von Hand mit Wachs zusammen- und aufgeklebt. «Gerade im Sommer, wenn es heiss war, härtete das Wachs zu wenig aus. Da konnte es schon mal passieren, dass die Anzeige in der Zeitung schräg daherkam», sagt Gysin. Heute sind diese Zeugen der Handarbeit schon lange verschwunden.
Gysin arbeitet bereits seit 28 Jahren für die Meier + Cie AG, am 1. Oktober 1988 hatte sie ihren ersten Arbeitstag. Seit 15 Jahren ist sie die Chefin der Abteilung. Alle im Team sind schon viele Jahre dabei. «Ich möchte niemals etwas anderes machen», sagt auch Gysin. Gelegentlich trifft sich die Abteilung auch ausserhalb der Arbeitszeit, mal zu einem Wanderausflug, mal zu einem gemeinsamen Nachtessen.
Anzeigen in der «Masoala-Halle»
In den vergangenen 28 Jahren hat Gysin zwar den Betrieb nie gewechselt – wohl aber die Büroräumlichkeiten. «Wir sind schon viermal gezügelt», sagt sie. Egal, auf welchem Stock sich das Büro befindet – wer so viele Jahre in der gleichen Firma verbringt, für den ist es mehr als nur ein Arbeitsplatz. Eine Atmosphäre, in der man sich wohlfühlt, trägt für Gysin viel zur Produktivität bei. Für Gemütlichkeit sorgen etwa die verschiedenen Grünpflanzen in der Anzeigenproduktion. «Man nennt uns intern auch gerne Masoala-Halle», sagt Gysin lachend. Wo immer im Haus eine Pflanze ausgemustert wird – hier findet sie eine neue Bleibe.