Wer einen Kindergeburtstag übersteht, übersteht alles!

Ralph Denzel | 
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Wer Kindergeburtstage übersteht, kann mit allen Lebenssituationen umgehen. (Unsplash)

Manchmal stelle ich mir ein fiktives Gespräch vor. Ich sitze irgendwo in einem dunklen Büro, mir gegenüber der Kommandant der französischen Fremdenlegion, einer der härtesten Eliteeinheiten der Welt. Er fragt mich: «Was glauben Sie, was Sie für die Fremdenlegion qualifiziert?»

Ich: «Ich habe einen Kindergeburtstag organisiert.»

Kommandant: «Und?»

Ich: «Ich war die ganze Zeit dabei, es waren nur Jungs im Alter zwischen 8 und 9 Jahren – und es fand bei mir zu Hause statt.»

Ich bin mir sicher, dass der Mann in diesem Moment aufspringen, stramm stehen und salutieren würde, um dann zu sagen: «Sir, ich fürchte, Sie sind für die Fremdenlegion überqualifiziert, Sir!»

Wer Kindergeburtstage erlebt hat, der fürchtet sich vor nichts mehr. Wer in diesen Abgrund geblickt hat, der kann es mit allem umgehen, egal ob Naturkatastrophe oder Pandemie, denn alles hat man in diesen Stunden, in denen man diese Meute bei sich in der Wohnung hat, in komprimierter Form erlebt.

Naturkatastrophe, weil die Wohnung aussieht, als hätte ein Hurrikan, im Sommer auch mal ein Tsunami, wenn man mit Wasser spielen kann, und Erdbeben gleichzeitig in der Wohnung zugeschlagen.

Pandemie, weil sicher mindestens ein Kind irgendeinen Virus mitgebracht hat, der sich nun wunderbar unter den anderen Kindern ausbreiten kann und die Wohnung, die eigentlich eine gründliche Renovierung nötig hätte, für die nächsten Wochen in ein Lazarett verwandelt.

Schon als die Kinder gebracht werden, sieht man an den Blicken der Eltern eine Mischung aus Mitleid und Unverständnis. Mitleid, weil einige wissen, was auf die Organisatoren einer solchen Veranstaltung zukommt. Unverständnis, weil man nicht verstehen kann, welcher normal denkende Mensch sich das freiwillig antut.

Vor allem bei Jungs bewegt sich die Lautstärkekurve dann irgendwo zwischen startendem Jumbojet und Presslufthammer, wer danach nicht mindestens drei Wochen lang einen Tinnitus auf beiden Ohren hat, hat keinen richtigen Kindergeburtstag hinter sich.

Da die Grundlautstärke aber meist zwischen «Ohrenbluten» und «Trommelfell platzen» liegt, muss man sich natürlich auch Gehör verschaffen. Wenn ein Kind eine gute Idee hat, braucht es fast ein Megaphon, um sie den anderen mitzuteilen. Das animiert natürlich die anderen, die darüber diskutieren wollen, noch lauter zu werden, was zu einem Teufelskreis aus Lärm und noch mehr Lärm führt.

Die einzigen kurzen Momente der Ruhe sind dann, wenn es etwas zu essen gibt – zumindest in der Zeit, in der der Mund mit Essen gefüllt ist, kann der Lärmpegel etwas sinken. Aber Vorsicht: Spätestens beim obligatorischen Geburtstagskuchen kann der Lärm und das Chaos danach wieder richtig losgehen, denn da ist meistens Zucker drin. Der wirkt dann wie Feuer auf Benzin für die überdrehten kleinen Körper.

Im Idealfall kehrt dann irgendwann, wenn das letzte Zuckermolekül im Körper verbraucht ist und die Kinder wieder gehen müssen, auch wieder Ruhe ein.

Aber kein Drill der Fremdenlegion kann härter sein als das, was man in den Stunden zuvor erlebt hat.

Hier schreibt Ralph:

 

39 | Alleinerziehender Papi | schreibt über die Alltagstücken als Alleinerziehender

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