Ich würde ja, aber mein Sohn … Warum Kinder die besten «Ausreden» sind

Ralph Denzel | 
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Mit dem Kind einen gemütlichen Fernseh-Abend machen. Das bevorzugt der Autor Ralph zu Kneipen. Bild: Pexels

Wer kennt diesen Satz? «Früher schlich ich mich aus dem Haus, um auf Partys zu gehen. Heute schleiche ich mich von Partys, um nach Hause zu gehen.» Ja, so geht es mir immer öfter. Die Zeiten, in denen ich eine Nacht durchmachen konnte und am nächsten Tag fit wie ein Turnschuh war, scheinen ungefähr so alt zu sein wie die Erfindung des Rades. Heute reicht es schon, wenn ich keine acht Stunden Schlaf bekomme, um am nächsten Tag wie ein Zombie durch die Gegend zu torkeln.

Doch dann kam ein kleiner, etwa 1,30 Meter grosser Engel, der mir viele Probleme in diesem Bereich abnahm: Seit ich alleinerziehender Vater bin, habe ich immer, wirklich immer, die perfekte Ausrede parat.

«Hast du Lust, morgen in die Kneipe zu gehen?» «An einem Schultag?! Bist du verrückt? Mein Sohn braucht morgen um 6.30 Uhr sein Frühstück, dann muss ich ihn fertig machen, damit er pünktlich um 7.20 Uhr in der Schule ist.»

«Hey, am Wochenende ist ein cooles Konzert – willst du mitkommen?» «Oh, sehr gerne. Aber leider habe ich Jakob versprochen, dass wir am nächsten Tag in den Tierpark gehen. Da müssen wir ganz früh raus, tut mir leid.»

«Nein, ich habe keinen Babysitter.» Ende der Diskussion, Mic-Drop, Feierabend

Oder, das absolute Totschlagargument: «Nein, ich habe keinen Babysitter.» Ende der Diskussion, Mic-Drop, Feierabend. Danke für die Frage, aber das Thema ist durch. Ich bin dann mal weg.

Natürlich mache ich das nicht immer so. Ich freue mich auch, wenn ich mal ein «Leben» ausserhalb meines Vaterseins habe und geniesse das auch. Leider sind viele meiner Freunde nicht mit Kindern gesegnet und verstehen daher nur bedingt, wie anstrengend diese kleinen Lebewesen sein können. Wenn ich dann um 22 Uhr so breit gähne, dass alle anderen Gäste in der Kneipe einen Blick auf meine Mandeln werfen können, ernte ich meist eher Unverständnis als Mitleid. Aber jetzt habe ich die perfekte Ausrede, ohne Gefühle zu verletzen, und gleichzeitig kann ich dem «introvertierten» Ralph seinen Willen lassen.

Gleichzeitig ist es auch wichtig, sich selbst als Individuum zu sehen. Manche Menschen brauchen die Geselligkeit und das «Ausgehen», andere sind auch zufrieden, wenn sie sich nach einem langen Tag entspannen können. Ich zum Beispiel.

Verpasse ich dann etwas? Nein. Auch weil ich Vollzeit arbeite, ist die Zeit, die ich mit meinem Sohn verbringen kann, sehr wertvoll für mich. Während also meine unverheirateten Single-Freunde in der Kneipe sitzen, sitze ich mit meinem Sohn auf der Couch, schaue mir vielleicht zum x-ten Mal die «Ice Age»-Filme, lache über Sid, Manny und Diego, esse gemütlich Popcorn mit ihm und freue mich, dass mein Junior bei mir ist.

Ich frage mich, wer am Ende des Tages den besseren Abend hatte.

Hier schreibt Ralph:

 

39 | Alleinerziehender Papi | schreibt über die Alltagstücken als Alleinerziehender

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