Vom Vermissen und dem schlechten Gewissen

Mia Raasch | 
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Vor zwei Wochen bin ich ganz allein in die Ferien gereist. 10 Tage nur für mich, für ein neues Hobby und die warme Luft des Südens. Ich hatte die Zeit meines Lebens, war in einem Camp und habe tolle Leute kennengelernt. Doch was passiert, wenn eine Mutter beschliesst, alleine in die Ferien zu fliegen? Ist das überhaupt erlaubt? Und was ist mit dem schlechten Gewissen, das sich wie ein hartnäckiger Schatten über jede Mutter zu legen scheint?

Doch was passiert, wenn eine Mutter beschliesst, alleine in die Ferien zu fliegen? Ist das überhaupt erlaubt?

Im Vorfeld bin ich oft auf Unverständnis oder Neid gestossen, dass ich einfach mal 10 Tage ohne Kind und Mann verreisen kann. Ich wusste, dass es für mich das Richtige war. Trotzdem hatte ich im Vorfeld ein sehr schlechtes Gewissen: Bin ich jetzt eine schlechte Mutter, weil das Kind zuerst vier Tage bei seinen Grosseltern ist und dann mein Mann die restlichen sechs Tage schaut? Was ist, wenn mir etwas passiert oder noch schlimmer, meinem Sohn etwas passiert und ich nicht da bin? Zu viel nachdenken kann ich. Mir selbst Steine in den Weg legen auch.

Natürlich habe ich mich trotzdem auf die Reise gemacht. Wie eine Erstklässlerin auf ihrer ersten Schulreise, stand ich am Flughafen Zürich vor meinem Gate. Nervosität stieg in mir auf. «Bin ich egoistisch, wenn ich fliege?». Die ersten zwei Tage war ich ganz auf mich allein gestellt und war kurz überfordert mit der Freiheit, die ich verspürte. Kein Windelwechseln, kein Schreien nach Mama – nur ich und meine Freiheit.

Kein Windelwechseln, kein Schreien nach Mama – nur ich und meine Freiheit.

Im Camp angekommen, war mein schlechtes Gewissen ziemlich schnell verflogen. Ich war umgeben von tollen Menschen aus verschiedensten Ländern – darunter auch einige Mütter – mit denen ich gemeinsam einem neuen Hobby nachgehen konnte, tiefgründige Gespräche führen und viel über mich selbst lernen konnte. Nur nach den Videoanrufen mit der Familie zu Hause war ich etwas wehmütig.

Die Rückkehr war brutal: Von 20 auf 4 Grad Temperatur (habe ich schon mal erwähnt, dass ich den Winter so gar nicht mag?!), von 100% auf 2.5% Me-Time und wieder die volle Verantwortung für ein kleines Lebewesen. Gleichzeitig war die Rückkehr aber auch wunderbar: Das Lachen des kleinen Mannes zu sehen und zu hören, die ständigen Umarmungen und die Wärme der kleinen Hände.

Nun bin ich zurück und plane in Gedanken schon meine nächste Solo-Reise. Denn eines habe ich gelernt: Eine glückliche Mutter ist auch eine bessere Mutter*.

*Das gilt natürlich auch für Väter und andere Bezugspersonen. Nehmt euch die Zeit, die ihr für euch braucht, soweit das natürlich möglich ist. Es tut gut – versprochen.

Hier schreibt Mia:

 

34 | Mama von einem 2.5-jährigen Sohn | durch und durch Sommerkind | Weisse-Sneaker-Loverin | Fotografin

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