Ägypten im Herzen – die Schweizer Nati aber ebenso

Luc Müller | 
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Luc Müller von den Schaffhauser Nachrichten
Luc Müller, Redaktor
 Klettgau/Reiat

Unser Redaktor Luc Müller erzählt in unserer WM-Kolumne «Einwurf» über die Freuden - und die Leiden - eines ägyptischen Freundes - und die Hoffnung auf Mo Salah.

«Ja, ja», sag ich, «euer Mo ist schon sehr gut.» Mein Gegenüber rollt mit den Augen und legt noch einen drauf. «Weisst du, wir Ägypter waren schon immer eine Weltmacht. Kleopatra hat Cäsar mit ihrer Schönheit den Verstand geraubt, und wir haben Pyramiden gebaut.» Mein alter Kollege Tarik, Sohn ägyptischer Eltern, hier in der Schweiz aufgewachsen und mit einer waschechten «Zürischnurre» ausgestattet, ist im WM-Fieber. So wie ich auch. Normalerweise sitzen wir in den roten Dress der Schweizer Nati gehüllt zusammen vor dem TV. Doch jetzt ist alles anders. Zum ersten Mal seit 1990 spielt Ägypten oder die «Pharao-Boys», wie Tarik seine Helden nennt, wieder an einer Fussball-WM mit. Gestern konnten wir Ägypten – Uruguay nicht zusammen anschauen. Ich war am Arbeiten.

«Weisst du, Ägypten war schon immer eine Weltmacht. Wir haben die ­Pyramiden gebaut.»

Doch kaum hatte die Partie begonnen, war ich doch mittendrin. Dank Tariks SMS-Nachrichten. «Oh, là là, Salah, Salah», las ich da. Ich antwortete: «Salah, Salah. Na ja, na ja!» Der verletzte Stürmerstar vom FC Liverpool spielte gestern gar nicht von Beginn an. Tarik: «Egal, seine Aura ist so gross. Da reicht es, dass er nur im Stadion sitzt. Das wird unser Team nach vorn peitschen.» In der Halbzeitpause gibt es Fachwissen von ­Tarik: «Normalerweise haben wir sieben Sterne auf dem Trikot – Brasilien nur fünf. Wir sind siebenfacher Afrika-Cup-Sieger. Aber bei der WM zählen nur WM-Titel, fünf davon hat Brasilien. Deshalb dürfen die Ägypter an der WM jetzt keine Sterne ­tragen.» Ich lese seine Ausführungen eher gelangweilt. Langweilig war auch das Spiel, das mit einem 1:0-Sieg für die «Urus» endete. Tarik ist aber schon wieder euphorisch: «Hopp, Schwiiz. Wir schlagen Brasilien am Sonntag», schreibt er mir.

 

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