Evren Demirkan: Die goldprämierte One-Man-Show aus Ramsen mit dem richtigen Riecher

Autohändler Evren Demirkan holte vergangenen Monat beim AutoScout24 Award mit seiner Firma «Deals on Wheels» aus Ramsen die Auszeichnung als bester Schweizer Autohändler in der Kategorie Kompakt (Fuhrpark bis 20 Fahrzeuge). Sein Erfolgsrezept: Ein gutes Gespür für Kundenwünsche, sorgfältig ausgewählte Fahrzeuge und ein überdurchschnittlicher Service. Während der Auto-Occasionsmarkt gegenüber dem Neuwagenhandel Boden gutmachen konnte, kämpft auch Demirkan mit Herausforderungen. Ein Gespräch mit einem umtriebigen Autoliebhaber.
Herr Demirkan, es heisst, dass Autohersteller und -importeure einen grossen Druck auf Autohändler ausüben. Wie erleben Sie das?
Evren Demirkan: Da ich nur mit Occasionen handle, kann ich mich diesem Druck glücklicherweise entziehen und selbst entscheiden, wie viel und was ich einkaufe. Aber Kollegen, die im Neuwagengeschäft tätig sind, bestätigen diesen Druck.
Es lebt sich also besser als Occasionshändler?
Demirkan: Ja, ich würde sagen, dass der Occasionshandel heute lukrativer ist. Bis vor ein paar Jahren waren die Margen etwa gleich bei Garagen, die Neuwagen verkaufen, und solchen, die Occasionen vertreiben. Nun hat sich das Blatt zugunsten unseres Geschäfts gewendet.
Was sind die Gründe dafür?
Demirkan: Bei Neuwagen ist der Garagist in der Pflicht, vom Hersteller oder Importeur eine Mindestmenge an Fahrzeugen zu übernehmen. Diese muss er dann auch verkaufen, was natürlich oft die Margen drückt. Es ist hauptsächlich ein Mengengeschäft.
Sie wurden im November mit Ihrer Firma «Deals on Wheels» beim AutoScout24 Award als bester Schweizer Autohändler des Jahres in der Kategorie Kompakt ausgezeichnet. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Demirkan: Ich versuche, immer aus Kundensicht zu handeln, indem ich mich frage, wie ich es als Gegenüber selber gerne hätte. Zudem habe ich wohl einfach ein gutes Auge für Autos, die Potenzial haben und ein Gespür für die Kundenwünsche. Ich kaufe meist nur Fahrzeuge mit guter Ausstattung an, damit kann ich mich etwas von der Konkurrenz abheben. Übernehme ich ein Auto, setze ich alles daran, es wieder auf Vordermann und zum Glänzen zu bringen. So ist mir Sauberkeit ein grosses Anliegen – sowohl äusserlich als auch im Bereich der Geschichte, die das Fahrzeug aufweist, also, dass es beispielsweise noch in keinen Unfall verwickelt war. Bei der Übergabe an den Kunden muss das Fahrzeug in einem Topzustand sein. Dabei gehe ich auch einmal die Extrameile und fülle beispielsweise den Tank, auch wenn der Kunde diesen Service nicht gebucht hat. Wichtig ist mir bei meinen Autos, dass mindestens während den folgenden 10'000 Kilometer keine Fälligkeiten anstehen, weder in Bezug auf den Service noch im Bereich der Bremsen.
Machen Sie das alles allein?
Demirkan: Ja, bis dato mache ich alles in Personalunion. Ich hole die Autos ab, putze und poliere sie und führe kleine technische Instandsetzungen durch. Grössere Services und Reparaturen gebe ich ausser Haus. Auch den Verkauf und die ganze Geschäftsadministration erledige ich selber. Es ist schon etwas hart, aber so ist das nun einmal, wenn man mit der Selbstständigkeit beginnt.
Gibt es weitere Herausforderungen, mit denen Sie konfrontiert sind?
Demirkan: Natürlich gibt es immer wieder Zeiten, in denen ich nicht genug Fahrzeuge finde, die meinen Anforderungen entsprechen. Schwierig ist es auch, wenn ein Auto eine längere Standzeit hat, dann zerfällt der Preis. Ausserdem schläft natürlich auch die Konkurrenz nicht, sodass ich immer wieder einmal Preisanpassungen vornehmen muss, um mithalten zu können.
Welches Fahrzeug war 2024 Ihr Topseller?
Demirkan: Da kann ich nicht speziell ein Fahrzeug herausheben. Grundsätzlich sind deutsche Autos überdurchschnittlich gefragt und immer mehr auch Automaten. Klein- und grossmotorisierte Autos, also Kleinwagen oder Familien- und Sportwagen, halten sich bei mir etwa die Waage.
Und wie ist der Occasionsmarkt für E-Autos?
Demirkan: Bis jetzt spüre ich in diesem Bereich noch keine Nachfrage. Auch die Markenvertretungen sprechen von einem rückläufigen Markt bei reinen Elektroautos. Hybridlösungen finde ich persönlich etwas Gutes. Aber der Markt für Occasionen im Bereich Elektroautos ist sehr schwierig.
Weil sich die Technologie so schnell weiterentwickelt?
Demirkan: Nicht einmal zwingend. Vielmehr fallen die Preise momentan relativ stark.
Wie präsentiert sich die Konkurrenzsituation in Ihrem Geschäftsbereich?
Demirkan: Mühe machen mir die vielen Privaten, die nebenbei auch noch ein bisschen mit Occasionsautos handeln. Da sie sich nicht Vollzeit damit beschäftigen, sind sie auch nicht mit vollem Elan dabei, was sich dann im Resultat zeigt. Damit schaden sie unserem Ruf als professionelle Occasionshändler und lassen uns unseriös wirken.