Schaffhauser Start-up will regionalen KMU unter die Arme greifen

Iris Fontana | 
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Die drei Köpfe hinter stou.ch: Tobias Ganz, Daniele Cataldo, Stefan Ganz (v.l.). Bild ZVG

Der Mann hat grosse Pläne und will mit einer digitalen Lösung lokalen Dienstleistern helfen, die Beziehung zu ihren Kunden massiv zu verbessern. Was treibt Daniele Cataldo an, dass er sich mitten in seiner geregelten Berufskarriere noch einmal neu erfindet und mit eigenem Geld ins Risiko geht? Der Zahltag hat den Start-up-Unternehmer zum Gespräch getroffen und nachgefragt.

Herr Cataldo, Sie sind seit über 25 Jahren bei der Schmid Hutter AG als Abteilungsleiter, Teilhaber und VR-Mitglied tätig. Vor einem Jahr gründeten Sie das Start-up stou.ch. Warum macht man so etwas? Stecken Sie in einer Midlife-Krise?

Daniele Cataldo: Nein (lacht), das kam so: Während meiner Zeit im Management nahm ich an unzähligen Sitzungen teil, in denen es um die Frage ging, wie wir interne Prozesse optimieren und unsere Wahrnehmung nach aussen verbessern könnten. Aus dieser Erfahrung entstand mein Wunsch, digitale Prozesse zu erschaffen, die Besserung bringen. Da dies zu dieser Zeit intern – während Corona – nicht prioritär war, nahm ich die Sache privat an die Hand. Ich lud die App GoodBarber herunter und begann Ideen zu skizzieren – und da nahm es mir den Ärmel rein.

… will heissen?

Cataldo: Ich war vom Resultat begeistert und überzeugt, dass die Lösung auch für andere Firmen hilfreich sein könnte. Das Projekt bestand zu diesem Zeitpunkt erst aus einer Demoversion auf dem Smartphone. Es ging nun also darum, das Ganze zu programmieren. Bei der Suche nach geeigneten Partnern stiess ich auf die Gebrüder Ganz. An einem gemeinsamen Treffen schauten sie sich das Projekt an, befanden es für gut und los ging‘s. Mittlerweile sind wir live.

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Was genau beinhaltet Ihr Produkt? Ist es einfach ein weiteres Kundenmanagementtool (CRM) auf dem Markt?

Cataldo: Ich möchte unsere Lösung nicht als CRM bezeichnen. Es ist vieles mehr, ich habe das richtige Wort dafür aber noch nicht gefunden. Es ist eine Plattform, mit der Dienstleister ihre Prozesse im Bereich Kommunikation, Automation und Akquise optimieren können. Unsere Lösung möchte einem Dienstleister helfen, den Kundenprozess im Unternehmen zu kanalisieren. Ist dies gelungen, haben sich schon viele Probleme gelöst.

Ein Beispiel würde helfen.

Cataldo: Stimmt. Beispielsweise sind Handwerker in der Schweiz meist super in ihrem Job, aber es fehlt ihnen oft an einem Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Kunden. Und es fehlen Prozesse, die einen guten Kundenkontakt sicherstellen. So wird beispielsweise bei einer Kontaktaufnahme eines potentiellen Kunden nicht zurückgerufen oder erst eine Woche später, was einen schlechten Eindruck hinterlässt. So gehen Aufträge verloren. Hier möchte unsere Plattform ansetzen.

Und wie?

Cataldo: Wir wollen Problemlöser für Dienstleister sein. Ein Kundenportal für jedermann mit verschiedenen Modulen. Meine Vision ist, dass am Ende jede Person, die sich für eine Dienstleistung in Schaffhausen interessiert, auf unserer Plattform eine passende lokale Firma findet, die ihren Wünschen entspricht.

Wie sehen diese Module aus?

Cataldo: Neben der Registration der Firma und ihren Angeboten kann zum Beispiel das Modul Ersatzteile selbst erstellt und mit dem Kundenstamm verlinkt werden. Weiter ist die Plattform ein Akquisewerkzeug, das unter anderem die Möglichkeit bietet, auf einfache Art Werbemassnahmen wie Newsletter und Angebote zu verschicken. Ein potentieller Kunde soll sich verstanden fühlen, schnell und ohne grossen Aufwand Bestellungen aufgeben oder am Abend um 22 Uhr auf einfache Art noch etwas loswerden können. Und damit keine Antwort vergessen geht, kann eine Kundenanfrage in unserer Lösung im Vier- oder Sechsaugenprinzip bearbeitet werden. Unsere Plattform ist ein bunter Strauss an Angeboten, aus der der Kunde diejenigen auswählen kann, die er braucht.

Und wie hoch sind die Kosten?

Cataldo: Die Abonnemente werden nach Anzahl Lizenzen verrechnet. Ausserdem wird zur Preisberechnung auch die benötigte Datenmenge miteinbezogen. Auf jeden Fall ist der Preis so festgelegt, dass er auch für ein kleines Coiffeurgeschäft bezahlbar ist. Wir stellen keine Preise auf die Homepage, sondern möchten unser Angebot jedem Interessenten persönlich vorstellen.

Daniele Cataldo

Daniele Cataldo

Daniele Cataldo ist Schaffhauser durch und durch, mit «Haut und Haaren», wie er sagt. Seit seiner Geburt im Kantonsspital verbrachte er sein gesamtes Leben in Schaffhausen. Nach der Schule absolvierte er hier seine Elektrikerlehre und später auch die Zusatzausbildung zum Kältemonteur. Auch seine gesamte Karriere verlief im kleinen Kanton. Beim Haustechnik-Anbieter Schmid Hutter AG erklomm er die Leiter vom Angestellten hinauf bis zum Teilhaber und Verwaltungsrat.

Wer steht hinter dem Unternehmen stou.ch?

Cataldo: Wir sind als Dreierteam unterwegs. Neben mir als Geschäftsführer, sind die Brüder Ganz für die technische Umsetzung zuständig. Tobias, unser CFO, ist unser analytisches Gehirn, sein Bruder Stefan ist unser Kreativgeist und Programmierer.

Und welches Kundensegment zielen Sie an?

Cataldo: Unsere Zielkundschaft sehen wir in kleineren bis mittelgrossen Betrieben, in Firmen bis zu 200 Mitarbeitenden.

Wie beschafft man sich als Start-up die nötige Liquidität?

Cataldo: Es ist nicht einfach und ich hatte auch kein grosses Startkapital auf der Seite. Man geht ins Risiko. Bis jetzt vermochten wir mit unserem eigenen Kapital zu überleben. Nun sind wir live und hoffen, dass genug Dienstleister in der Region an die Idee glauben und mitmachen. Einige, auch namhafte Firmen, sind schon am Start.

Sie lieben das Risiko?

Cataldo: Es ist mir einfach ein Anliegen, etwas für die Region Schaffhausen zu machen, etwas zurückzugeben. Mein Ziel mit dieser Plattform ist es, den Kunden und kleinen Unternehmen zu helfen und sie auch ein Stück weit zu schützen – und vielleicht Geld zurückzuholen, dass in andere Kantone oder ins Ausland abgeflossen ist. Sollten wir erfolgreich sein und expandieren, wäre das Streuen von Angeboten für ausserkantonale Firmen nicht kostenlos. Die generierten Einnahmen würden wir wieder in die Region zurückfliessen lassen.

Was sind Ihre nächsten Schritte?

Cataldo: Nun ist klassisches Klinkenputzen angesagt. Netzwerken, Geschäftspartner von der Idee überzeugen, solche Dinge.

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