Bis zu 60'000 Franken für das grosse Fest

Iris Fontana | 
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Individuell und exklusiv soll das Hochzeitsfest sein. Bild: pixels.com

Heute wird es romantisch – jedenfalls ein bisschen. Es ist Frühling und da wird gerne geheiratet. Schöne Sache, wenn auch nicht ganz günstig. Wir sind tief eingetaucht in die Magie des «schönsten Tages» und haben die neusten Hochzeitstrends aufgespürt. Dabei zeigt sich zweierlei: Individuell und exklusiv soll es sein, das grosse Fest. Und: Bei den grossen Trends sind wir Schaffhauser mal wieder Spätzünder.

Beginnen wir ganz nüchtern – wir wollen schliesslich nicht schon mit dem ersten Satz die Männer verscheuchen. Schweizweit wurden 2022 rund 40'700 Ehen geschlossen (plus 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), im Kanton Schaffhausen «trauten» sich 398 Paare (plus 19 Prozent): Wir haben also mehr zugelegt als der schweizweite Durchschnitt. Damit wurde in etwa so viel geheiratet wie vor der Corona-Zeit, aber deutlich weniger als etwa noch zu Beginn der 1970er Jahren (siehe Grafik). Apropos Corona: Zu Beginn brach die Anzahl Hochzeiten ein, vergangenes Jahr jedoch gab es einen richtigen Nachhol-Boom und mittlerweile hat sich die Lage wieder normalisiert.

Natürlich gibt es auch eine Statistik für das Scheitern der Ehe: Mit 16'100 waren es 2022 schweizweit 6,3 Prozent weniger Scheidungen (Schaffhausen minus 1,3 Prozent). Was die Dauer der Ehen betrifft, lag diese im Landesdurchschnitt 2021 bei 15,7, in Schaffhausen bei 14,3 Ehejahren.

All diese Zahlen stammen vom Bundesamt für Statistik, das soeben die neusten provisorischen Ergebnisse zur Bevölkerungsentwicklung 2022 veröffentlicht hat. Das Standesamt Schaffhausen zeigte uns leider die kalte Schulter und wollte unsere Fragen nicht beantworten.

30'000 bis 60'000 Franken

Stellt sich als nächstes die Frage, was denn der ganze Spass kostet. Laut der Wedding-Planerin Kathleen Kolditz, Inhaberin von Passiamour – Event Planning & Design, geben ihre Kunden im Schnitt zwischen 30'000 und 60’000 Franken für das Hochzeitsfest aus. Die grössten Budgetposten sind dabei Catering, Location, Fotografie, Floristik sowie die Full-Service-Hochzeitsplanung. Die grosse Sause hat also einen stolzen Preis, aber irgendwann muss das Sparschwein ja geschlachtet werden. Da die Ehepartner im Schnitt immer älter werden, dürfte die Budgetfrage ohnehin nicht mehr ganz so problematisch sein wie früher. Männer heiraten heute im Durchschnitt mit 32, Frauen mit 30 Jahren.

Individualität ist Trumpf

Und jetzt fertig Zahlenbeigerei, schliesslich geht es am Hochzeitstag um die Magie und nicht um die Kohle. Kathleen Kolditz kennt die Trends: «Die Entwicklung geht in den letzten Jahren hin zu Individualität. Das fängt bei der Auswahl der Örtlichkeit für freie Zeremonien an und zieht sich über die Location für die Feier und die Dekoration bis hin zu Signature Cocktails für Braut und Bräutigam am Abend.» Eher out sind hingegen die einst beliebten Themenhochzeiten. Das Fest finde eher klassisch, schlicht, geradlinig und elegant statt. Ab und an dürfe es aber doch auch wildromantisch, verspielt und im Vintage Stil sein. Was Kolditz nach all den Jahren noch immer fasziniert, sind die individuellen Ideen, die Brautpaare, Familien und Gäste entwickeln, um das Fest unvergesslich werden zu lassen wie zum Beispiel selbst komponierte Lieder oder gar eigene Logos.

Garten, Zelte, edles Glas und Natur

Auch Gartenhochzeiten mit hochwertigen, modernen Zelten liegen im Trend, genauso wie knallige Farben bei der Blumenwahl. Apropos Blumen: Hier werden luftig leichte Blumendekorationen, locker gebunden in Brautsträussen, in locker fallenden Tischgestecken oder in einzelnen Gefässen, farblich abgestimmt in einem Dekorationskonzept nachgefragt, welche die Persönlichkeiten des Brautpaares aufgreifen sollen. «Edle Glaselemente liegen ebenso im Trend wie Naturmaterialien, mit denen die Deko ergänzt wird. Auch hier kommt es ganz auf die individuellen Vorlieben und Wünsche des Brautpaares an. Erlaubt ist, was gefällt», sagt Wedding-Planerin Kolditz. Was die Kulinarik betrifft, werden gemäss Kolditz immer häufiger Foodtrucks verschiedenster Art oder Live-Cooking-Stations gewünscht.

Party über mehrere Tage

Zu alldem passt die Entwicklung im Bereich der Hochzeitslocations. Auch hier regiert der Wunsch nach Exklusivität. Paare wollen Festorte, die exklusiv gemietet werden können. «Zudem ist es den Brautpaaren zunehmend wichtig, dass sich ihre Gäste vor Ort wohlfühlen. Anlagen mit weitläufiger Grünfläche, die auch Gästen mit Kindern genügend Raum bieten, sind dabei Spitzenreiter», berichtet Kolditz. Weiter beobachtet sie, dass Hochzeiten häufiger über mehrere Tage gefeiert werden. Begonnen wird oft mit einem Get-together am Freitagabend. Am Samstag folgt dann das eigentliche Fest mit Zeremonie und am Sonntag werden die Gäste bei einem gemeinsamen Brunch verabschiedet.

Eigener Lehrgang in der Schweiz

Wedding Planner bzw. Hochzeitsplaner ist eine Profession, die auch in der Schweiz immer mehr Fuss fasst und die mit AWEE, der Swiss Academy of Wedding & Event Education GmbH, bereits seit 2014 Lehrgänge zum diplomierten Hochzeitsplaner anbietet. Kathleen Kolditz, die sich als Vize-Präsidentin im Verband unabhängiger Hochzeitsplaner (VUSH) engagiert, beschreibt ihr Aufgabengebiet dabei so: «Von der Suche nach der passenden Location für die Traumhochzeit über die Empfehlung von guten Dienstleistern und der kompletten Organisation von Absprachen mit Dienstleistern bis hin zur Koordination am Hochzeitstag selbst.» Der Job sei vielseitig, abwechslungsreich und hin und wieder gespickt mit Überraschungen auf die man dann spontan reagieren dürfe.

Emotionalster Ausgabeposten: Das Brautkleid

Nun geht es um das Wichtigste überhaupt, jedenfalls aus Sicht der Frauen der Schöpfung: Um das Brautkleid. Bevor wir jedoch im Traum in Weiss versinken, auch hier zuerst die harten Fakten. Bei Juliane Aerne vom Brautmodeladen «The Dress» in Kreuzlingen, bei der auch Schaffhauser Kundinnen ein- und ausgehen, ist die Kleiderauswahl hochwertig. Der Kostenpunkt für ein Kleid aus ihrem Geschäft liegt bei 1800 bis 3000 Franken. Generell gilt: Ein Tausender kostet das durchschnittliche Kleid in der Schweiz gut und gerne. Modische Trends bei Brautkleidern halten übrigens jeweils rund zwei bis vier Jahre an. «Seit zwei Jahren sind 3D-Blumen der Renner. Der Clean Trend begann letztes Jahr und verstärkt sich dieses Jahr. Auch der Boho Style war lang modern und nimmt erst langsam ab», berichtet Aerne.
Übrigens gibt laut Kolditz auch der Bräutigam durchschnittlich rund 1400 Franken für seinen Anzug inklusive Accessoires aus.

Brautmode: Clean Look, freizügig und floral

Weiss ist bei den Allermeisten Bräuten gesetzt. Aber Weiss ist nicht Weiss, das weiss jede Frau. So hat Brautmodenexpertin Juliane Aerne noch nie ein Kleid in reinem Weiss geordert. Gefragt sind vielmehr Ivory oder Creme, die Spitzenplätze nehmen Champagner und Nude ein. «Stoffmässig sind wieder mehr Organza oder Seide gefragt, die oft mit floralen Mustern bedruckt sind. Ganz stark im Kommen ist auch der Clean Look.» Minimalistisch, klassisch, elegant, ganz ohne Schnickschnack mit Stoffen aus Mikado oder Satin. Auch Taft, der Stoff der 1980er Jahre, steigt mit seinem eleganten, cleanen Look wieder auf in der Beliebtheitsskala der Designer. Etwas mehr als die Hälfte der Bräute wünscht einen Schleier. Hüte hingegen würden überhaupt nicht nachgefragt. «Was jedoch etwa einmal nachgefragt wird, sind Capes anstelle eines Schleiers. Sehr beliebt sind zudem alle Accessoires wie Handschuhe oder abnehmbare Ärmelchen», sagt Aerne. Was den Schnitt angeht, ist der Topseller ganz klar ein A-Linien-Kleid mit Schlitz. Jede zweite Braut wolle einen Schlitz im Kleid. Und die Oberteile seien sehr transparent, meist nur bestickt mit Spitze oder Applikationen. Ebenso ist der Lingerie Look im Trend.
Bei den Herren der Schöpfung liegen laut Kolditz neben den Klassikern in Dunkelblau und Schwarz die Trends bei Grüntönen, Beige und Grau – und gar kariert wird gesehen.

Wir sind Spätzünder

Noch langsamer verändert sich der Trend bei den Frisuren, wie Susanne Giovanettoni, Hair- und Make-up Stylistin aus Flurlingen, weiss. Ihrer Beobachtung nach bleibt da vieles zeitlos und falls doch, kommen Trends in Schaffhausen immer recht spät an – lange nachdem sie etwa in Modemagazinen dargestellt wurden. Viel wichtiger als der letzte Schrei ist ihr sowieso, dass der Stil zur Kundin passt. Was auch sie, wie Aerne, feststellt, ist dass in der Brautmode wieder mehr Ausschnitte, Schlitze und transparente Teile zu sehen sind. Andere Trends, die momentan in Modemagazinen gefeiert werden, wie geklebte Perlen in den Haaren, hat Giovanettoni jedoch im Munotstädtli selten erlebt.

Haar und Make-up weniger trendorientiert

Gewisse Frisuren und Make-ups bleiben zeitlos. «Rückblickend hat sich der Stil über die Jahre vom sehr strengen, akkuraten Stil und hochgestecktem Haar hin zu sehr locker und luftig entwickelt, auch Kordeln sind gefragt», sagt Susanne Giovanettoni, Hair- und Make-up Stylistin. Immer noch sehr beliebt seien zudem offene Wellen und Locken, auch Hollywood-Waves fänden sich noch. Out sind hingegen Blumenkränze. Dieses Jahr habe sie wirklich schon wieder alles gehabt. Dennoch nimmt auch sie den Clean Trend wahr: mehr Klassik und Schlichtheit. «Grundsätzlich hängt die Frisur natürlich stark vom Kleid ab. Entweder vom Kleid, von den fixen Vorstellungen der Braut oder vom Haartyp», weiss Giovanettoni. Im Bereich Make-up sieht es ähnlich aus. Niemand wolle zu starke Farben, aber alle etwas betont – so ist vor allem das Contouring wichtig: «Schöne Haut und Strahlkraft, weniger abmattiert als auch schon.» Was die Farben betrifft entweder Braun-Rosétöne, Erdtöne, eventuell ein Hauch Rosa oder Apricot, aber auf gar keinen Fall zu viel Farbe.

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