Beamte verdienen viel mehr – und wir träumen von weniger Arbeit

Beat Rechsteiner | 
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Das Arbeitspensum, der Lohn: Grund zur Unzufriedenheit finden wir in der Arbeitswelt viele. Bild: pixabay.com

Zwei neue Studien rund um die Schweizer Arbeitswelt haben diese Woche aufhorchen lassen. Die eine zeigt auf, dass Staatsangestellte unter vergleichbaren Voraussetzungen deutlich mehr Lohn erhalten als Angestellte, die in der Privatwirtschaft den gleichen Job machen. Die andere fand heraus, dass wir Schweizer uns ziemlich gestresst fühlen und dass sich viele eine Viertagewoche oder am liebsten gar eine Dreitagewoche wünschen – wenn denn nur das liebe Geld reichen würde. Wir vom Zahltag fassen das Wichtigste kurz zusammen.

Viele private Arbeitgeber können ein Lied davon singen: Bei Stellen, die sowohl im eigenen Unternehmen als auch beim Staat angeboten werden, wandern Mitarbeiter ab zur öffentlichen Hand. Ausschlaggebend ist dabei häufig der Lohn, der beim Staat so viel höher ist, dass man als Privatunternehmen nicht mithalten kann. Das Gefühl, das zurückbleibt, ist kein gutes: Wie soll man es mit einem Konkurrenten aufnehmen, der sein Geld nicht am Markt verdient? Der keinen Gewinn machen muss und trotzdem die Löhne laufend erhöhen kann?

Das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern (IWP) ist dieser Sache nun mit einer systematischen Lohnanalyse basierend auf der Schweizerischen Arbeitskräfte Erhebung (SAKE) nachgegangen. Unter die Lupe genommen wurden die Daten der Jahre 2007 bis 2020, wobei so genannte statistische Zwillinge aus der Verwaltung und der Privatwirtschaft einander gegenübergestellt wurden: Gleiche Jobs, gleiche Bedingungen etwa mit Blick auf Bildungsabschluss, Studienrichtung, Anstellungsdauer, Pensum, Geschlecht oder Alter.

Das Ergebnis: Auf sämtlichen Verwaltungsebenen fällt der Verdienst höher aus als in der Privatwirtschaft. Die Studienautoren sprechen diesbezüglich von Lohnprämien. Und die sind saftig: Im Durchschnitt betragen sie in der Bundesverwaltung 11,6 Prozent, in den Kantonsverwaltungen 4,3 Prozent und in den Gemeindeverwaltungen 3,4 Prozent. Die höchsten Prämien gibt es bei den tieferen Lohnsegmenten, ebenfalls positiv wirkt sich aus Sicht von Bundes- und Kantonsangestellten das Alter und die Beschäftigungsdauer aus. Berücksichtigt man übrigens die individuellen Merkmale der Arbeitskräfte nicht, beträgt die Lohndifferenz zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft beim Bund fast 40 Prozent, bei den Kantonen rund 22 und bei den Gemeinden rund zwölf Prozent.

Am liebsten Dreitagewoche

Die zweite Studie, die diese Woche zu reden gab, ist eine repräsentative Untersuchung des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag der Initiative #geschlechtergerechter mit mehr als 2000 Teilnehmern. Die spannendste Erkenntnis dabei: Wir Schweizer haben zum Thema Arbeitszeit ein zwiegespaltenes Verhältnis. Einerseits findet eine Mehrheit (68 Prozent) der Befragten, dass wir zu viel arbeiten und sehnt sich nach einer Reduktion der Arbeitszeit. Andererseits ist eine Mehrheit (56 Prozent) der Meinung, wir müssten angesichts der Herausforderungen wie Altersvorsorge oder Fachkräftemangel eigentlich mehr arbeiten als wir das heute tun.

Weitere bemerkenswerte Ergebnisse der Studie:

  • Rund zwei Drittel der Befragten halten eine gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit auf vier Tage pro Woche für eine gute Idee. Allerdings konnten die Befragten bei ihren Antworten die finanziellen Folgen einer solchen Massnahme für die Allgemeinheit ausblenden.
  • Finanzielle Unabhängigkeit vorausgesetzt, würden Frauen am liebsten 55 Prozent und Männer 63 Prozent arbeiten.
  • Wer soll mehr arbeiten, damit der Fachkräftemangel abgefedert werden kann? An erster Stelle, so finden 46 Prozent der Befragten, die Kinderlosen. Am wenigsten stark gefordert wird eine Erhöhung des Arbeitspensums bei Müttern (31 Prozent). Dies ist insofern spannend, da es in der Geschlechter-Chancengleichheitsdebatte ja oft darum geht, wie man die Erwerbsbeteiligung von Müttern erhöhen kann.
  • 62 Prozent der Frauen erachtet Teilzeitarbeit als etwas typisch Weibliches, bei den Männern tätigen diese Aussage nur 32 Prozent.
  • Das Familienideal für Eltern von kleinen und schulpflichtigen sieht gemäss den Studienantworten so aus: Der Mann arbeitet 80 Prozent, die Frau 50. Die Realität: Väter arbeiten 91 Prozent, Mütter 55.
  • Kinderbetreuung: 58 Prozent der Befragten wollen, dass alle Kinder ab drei Monaten einen gesetzlich zugesicherten Betreuungsplatz bekommen. Gar 64 Prozent finden, dass Eltern, die ihren Nachwuchs eigenständig betreuen, dafür finanziell entschädigt werden sollen.

Hier geht es zu den beiden Studien

Lohn-Studie: LINK

 

Arbeitszeit-Studie: LINK

 

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