Lebensschule im Klassenzimmer: So profitieren drei Generationen

Rolf Fehlmann | 
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Patric Studer vertieft mit zwei Schülerinnen ein Thema. Bild: R. Fehlmann

Rund 85 ältere Menschen gehen im Kanton Schaffhausen regelmässig in die Schule. Stundenweise entlasten sie Lehrerinnen und Lehrer im Klassenzimmer, indem sie den Kindern zusätzliche Hilfestellung bei Übungen und Aufgaben bieten.

«Für mich war klar, dass ich in diesem Projekt mitmachen möchte, weil ich Menschen mag und Kinder sowieso», sagt Patric Studer (65). Er und weitere rund 85 Pensionierte unterstützen in 13 Schulgemeinden des Kantons Lehrerinnen und Lehrer im Klassenzimmer. Vermittelt werden sie von zwei Koordinatorinnen von Pro Senectute Kanton Schaffhausen.

Studer unterstützt als Senior im Klassenzimmer Urs Vetterli, der im Schaffhauser Schulhaus Emmersberg eine dritte Klasse als Klassenlehrer unterrichtet. Das freiwillige Engagement während vier Wochenstunden sei für ihn «irgendwie ein Muss» gewesen, sagt Studer. «Ich hatte das Glück, dass ich das Schulhaus aussuchen durfte, und ich habe es in der Emmersbergschule wunderbar getroffen.» Das Programm kannte er schon vor seiner Pensionierung, weil er von Amtes wegen lange Jahre bei Pro Senectute Kanton Schaffhausen in der Stiftungsversammlung war. Als er sich vor drei Jahren mit seiner Pensionierung beschäftigte, überlegte er sich, was ihm als Rentner Freude machen würde und in welchem Rahmen er sich wieder in die Gesellschaft einbringen könnte – dann war für ihn der Fall klar.

Patric Studer – Senior im Klassenzimmer

«Ich bekomme unheimlich viel zurück.»

Patric Studer – Senior im Klassenzimmer

 

Ihre Schule mache mit dem Programm sehr gute Erfahrungen, bestätigt Madeleine Führer, Schulvorsteherin der Schule Emmersberg und Lehrperson: «Wir hatten hier bereits zehn Seniorinnen beziehungsweise Senioren und möchten deren Unterstützung nicht mehr missen.» Der Unterricht werde immer anspruchsvoller, und deshalb sei man als Lehrperson froh, wenn man nicht alleine im Klassenzimmer sei, sondern Unterstützung habe: «Es ist klar, dass man heute im Klassenzimmer individualisiert, und das stellt schlicht höhere Anforderungen an die Lehrpersonen.» Die Entlastung bestehe darin, «dass diese Seniorin, dieser Senior wirklich einzeln mit einem Kind arbeiten kann», so Führer. Zudem sei es schön zu sehen, wie die Kinder mit den älteren Personen in Kontakt kommen: «Für manche der Kinder sind sie wie ein Grosi oder ein Grossvater, und sie arbeiten gerne mit ihnen. Die Akzeptanz ist hoch.»

Klassenlehrer Urs Vetterli wiederum schätzt an «seinen» Seniorinnen und Senioren, dass sie «Erfahrungen aus Lebensbereichen mitbringen, die wir jetzt vielleicht nicht haben, und das finde ich immer wieder spannend.» Mit «seinem» Senior Patric habe er zudem das Glück, dass dieser äusserst flexibel sei und die Klasse auch schon mal auf einen Ausflug begleite. Zudem bringe Patric auch «unglaublich viel Geduld mit, die mir im Schulalltag manchmal fehlt. Das bringt eine gewisse Ruhe in den Unterricht, was ich wirklich sehr schätze.»

Und was gefällt Patric, wie ihn alle in grosser Vertrautheit nennen, an seiner freiwilligen Tätigkeit am besten? Studer muss nicht lange überlegen: «Das, was mir die Kinder zurückgeben.»

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