Besuch aus der Schweizerschule Madrid
15 Lehrkräfte der Schweizerschule in Madrid besuchten letzte Woche ihren Patronatskanton Schaffhausen. Dabei lernten sie nicht nur die verschiedenen Unterrichtsmodelle hierzulande besser kennen, sondern auch die Region. Im Herbst kommt es dann zum Gegenbesuch.
Hinter den Lehrpersonen aus Madrid liegen sechs Tage im Kanton Schaffhausen. Dabei haben sie verschiedene Schulen in der Region besuchen können, den Unterricht dort begleiten, Projekte mitgestalten und Sehenswürdigkeiten bestaunen dürfen. Dies auf Einladung des kantonalen Erziehungsdepartements. Schaffhausen ist nämlich der Patronatskanton der Schweizerschule in Madrid (die SN berichteten), welche dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert.
Zustande gekommen ist dieser Besuch aufgrund der Initiative der Schaffhauser Erziehungsrätin Barbara Sulzer Smith, die sich in Bern für ihren Heimatkanton starkgemacht hat. Das betont auch Regierungsrat Patrick Strasser: «Dank ihrem Einsatz als Geschäftsführerin der Dachorganisation der Schweizerschulen ist es möglich, dass die Madrider Lehrpersonen ihren Patronatskanton kennenlernen können.» Es ist nicht neu, dass Lehrkräfte aus Schweizerschulen ihre Kollegen im Inland besuchten, «Job Shadowing» nennt man das übrigens, wie in «beschatten» , jedoch geschah das bisher oft rundum Bern. Deshalb hat dieser Austausch (die hiesigen Lehrkräfte besuchen im Oktober ihre Kolleginnen und Kollegen in Madrid) so etwas wie Pioniercharakter.
«Mir gefallen die pädagogischen Konzepte der Schulen Thayngen und Hallau, zum Beispiel die ‹Selbstlernzeit› anstelle von Hausaufgaben.»
Corina Banz (29, Primarlehrerin, Schweizerschule in Madrid
Die 15 Teilnehmenden, zwei davon sind Männer, sind ausgelassen, als Alex Villanova, der Verantwortliche des Erziehungsdepartements, sie am Tag ihrer Abreise ein letztes Mal zu einer Feedbackrunde mit ein paar Schachteln Smarties versammelt. «Un poquito de trabajo», improvisiert er auf Spanisch. Die Farbe eines gezogenen Smarties bestimmt dabei über die Art der Rückmeldung: Was war mein persönliches Highlight, was nehme ich mit, was hätte ich mir gewünscht und so weiter. Zu den Highlights werden der Rheinfall und der Besuch in Stein am Rhein gezählt, beeindruckt zeigen sich die Lehrpersonen auch von Teamteaching oder Selbstlernzeiten.
«Mich hat beeindruckt, welche Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Unterricht für die Kinder differenziert und fördernd zu gestalten.»
Caroline Bosch (36), Primarschullehrerin mit Hauptfach Sport
Der Musiklehrer ist überrascht, dass Schüler im Gesangsunterricht auf Stühlen stehen. Eine andere Lehrerin zeigt sich angetan davon, dass Schwerpunkte im Unterricht so gesetzt werden können, dass auch Platz für Spontaneität entsteht. Überhaupt wird den Lehrpersonen in Schaffhausen ein grosses Mass an Ruhe und Übersicht beschieden. Bemängelt wird einzig das frühe Check-out im Hotel am Abreisetag. Aber das war Pech.
Individualisierte Einsatzpläne
Organisiert hat den 6-tägigen Aufenthalt Alex Villanova – und zwar auf die Minute genau: So klingelt jeweils die Eieruhr, wenn die Zeit um ist. Als Programmverantwortlicher hat er einen passgenauen Einsatzplan, für die 15 spanischen Gäste entworfen. So besuchte die Zeichnungslehrerin Berta Garcia unter anderem das Lindenforum in Lohn: «Die Schule für Gestaltung hat der spanisch-deutschen Doppelbürgerin sehr gefallen, und mit der – mittlerweile pensionierten – Gründerin Katharina Werner kam es zu tief greifenden Gesprächen.»
Die Heilpädagogin Corinna Schindler bekam während der Besuchswoche hingegen Einblicke in integrative Schulformen. Und Informatiklehrer Moisés Sánchez nahm an der pädagogischen Hochschule an einem Workshop der Fachstelle für Medienbildung und Informatik teil und besuchte an der Schule Silberberg und in Löhningen den kreativen Werkraum «Makerspace».
«Mein Eindruck ist, dass die Heilpädagogen hier die Lehrer in ihrem individualisierten Lehrauftrag viel besser unterstützen können.»
Corinna Schindler (50), Heilpädagogin und Kunsttherapeutin
Sekundarlehrerin Susanne Felsch unterrichtet in Madrid eine sehr heterogene Klasse. Villanova sagt: «Durch die Einblicke in sogenannte Lernlandschaften an der Real Gega bekam sie Ideen, wie Jugendliche dennoch individuell gefördert werden können.» Nachhaltig begeistert hat die Teilnehmenden das neue Schulhaus in Hallau mit seinen grossen Klassenzimmern, wo mit Selbstlernzeiten auch das Konzept «Arbeitsort Schule» Anwendung findet. Das weckte auch ein wenig Neid, da die Räumlichkeiten in Madrid eher knapp bemessen seien, so Villanova. Der Gegenbesuch durch die Schaffhauser Lehrpersonen findet übrigens im Herbst statt.
Und Freizeit? Gab es am Wochenende auch. Sogar ein Ehemaligentreffen mit früheren Lehrpersonen der Schweizerschule. Das hatten die Gäste aus Madrid im Vorfeld ganz alleine organisiert.