Schaffhauser Kantonalbank fährt zweitstärkstes Resultat der Geschichte ein – und legt Managerlöhne offen
Wäre der Leitzins 2024 nicht stark gesunken, die Schaffhauser Kantonalbank hätte wohl erneut ein Rekordergebnis vermelden können. So war es immerhin noch das zweitstärkste Resultat der Geschichte. Zudem legt die Bank offen, wie viel die Chefs verdienen.
Nicht im altehrwürdigen Hauptsitz in der Vorstadt, sondern im Beratungszentrum in der Stahlgiesserei begrüssten die Verantwortlichen der Schaffhauser Kantonalbank (SHKB) die Medienschaffenden am Dienstag zur Bilanzmedienkonferenz. Der neue Stadtteil sei ein Ort der Geschichte und Tradition, sagte Bankpräsident Florian Hotz, aber auch ein Ort, der sich stetig wandle. Das passe zur SHKB, die sich selbst dauernd erneuern müsse, um flexibel zu bleiben.

Das hat es im Geschäftsjahr 2024 gebraucht, welches geprägt war von der Entwicklung der Leitzinsen: Im Verlauf des Jahres purzelten sie schrittweise von 1,75 auf 0,5 Prozent. Für die Bank bedeutete das: 7,3 Prozent weniger Netto-Zinsertrag. «Die Zinswende hat die gesamte Finanzbranche in Atem gehalten», sagte Hotz. Das Rekordergebnis von 2023 konnte demnach nicht erneut übertrumpft werden. Mit einem Gewinn von 56,7 Millionen Franken (-2,8 Prozent) kann die SHKB allerdings dennoch zufrieden sein – es handelt sich um das zweitbeste Ergebnis in der 142-jährigen Geschichte.
«Die Zinswende hat die gesamte Finanzbranche in Atem gehalten.»
Davon profitiert auch der Kanton Schaffhausen als Eigner: Er erhält 80 Prozent des Jahresgewinns, also 45,4 Millionen Franken. Das entspricht einer Ausschüttung von 515 Franken pro Einwohnerin und Einwohner. «Und das in einer Phase, in der wir viel in die Zukunft investieren», so der Bankpräsident.
So viel verdient der CEO der Kantonalbank
Neu legt die SHKB die Vergütung der Geschäftsleitung im Geschäftsbericht offen. «Transparenz ist uns ein grosses Anliegen», begründete Hotz diesen Entscheid. Demnach beläuft sich die Entschädigung der Geschäftsleitung insgesamt auf rund 2,76 Millionen Franken brutto, wovon die höchste Einzelentschädigung rund 795’000 Franken ausmacht.
Der Empfänger dieser Summe, CEO Alain Schmid, ist stolz auf das Geschäftsjahr. In einem volatilen Umfeld sei die SHKB breit aufgestellt, sowohl in der Region Schaffhausen als auch selektiv in der Deutschschweiz sowie der Grenzregion. Schmid hob das stetige Wachstum der Bilanzsumme hervor: Zum ersten Mal liegt diese über 10 Milliarden Franken, sie stieg um 11,3 Prozent. «Gleichzeitig dürfen wir die Risiken nicht vernachlässigen.» Daher wurden erneut 30 Millionen Franken der Reserve für allgemeine Bankrisiken zugewiesen.

Ein Dauerbrenner bleibt die Digitalisierung – so führte die SHKB letztes Jahr etwa die Möglichkeit ein, online ein Konto zu eröffnen. «Banking ist komplex, aber ihre Basis – die Eröffnung eines Bankkontos – ist ganz einfach», sagte Schmid. Es müsse der Bank gelingen, diese Basis zu legen. Dazu gehörte auch die Gebührenreduktion Mitte letztes Jahr, die bereits Früchte trägt: Im letzten Quartal 2024 beobachtete die Bank, dass die Kunden mehr Geschäfte tätigen würden, was die wegfallenden Einnahmen überkompensiere.
Mehr Mitarbeitende und starkes Kerngeschäft
Schmid erwähnte auch die Filiale in Stein am Rhein, dort habe man stark ins Personal investiert. «In dieser Region ist noch mehr Potenzial vorhanden als etwa in der Stadt Schaffhausen.» Ganz generell hat die SHKB mehr Geld für Man- und Womanpower ausgegeben, 7,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Per Ende 2024 beschäftigte man 374 Mitarbeitende, im Vorjahr waren es noch 345. Schmid betonte, dass die Fluktuation beim Personal deutlich gesenkt werden konnte. Der Sachaufwand stieg zeitgleich um 1,7 Prozent – das Finanzinstitut scheut sich augenscheinlich nicht davor, Investitionen zu tätigen. «Wir wollen in der Randregion Schaffhausen für Mitarbeitende attraktiv bleiben», so Bankpräsident Hotz.
«In der Region Stein am Rhein ist noch mehr Potenzial vorhanden als etwa in der Stadt Schaffhausen.»
Finanzchef Manuel Bächi erklärte, dass das starke Kerngeschäft die aufgrund fallender Zinsen fehlenden Einnahmen ein Stück weit auffangen konnte. Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft stieg um 0,2 Prozent – innerhalb dieser Sparte konnte das Anlagegeschäft um 7,5 Prozent zulegen. Das Handelsgeschäft mit Fremdwährungen wuchs um 6 Prozent. Hier möchte sich die Bank stärker diversifizieren, dass sie einer Leitzinssenkung weniger stark ausgesetzt ist – die Nationalbank dürfte diesen bereits in rund einer Woche auf 0,25 Prozent senken, sagen Bankexperten.

Ein Leitzins von 0 Prozent oder gar negative Werte sind im laufenden Jahr im Bereich des Möglichen. «Das wäre besonders für die Kundinnen und Kunden schlecht, sie erhalten dann keine Zinsen mehr und müssen in manchen Fällen sogar welche bezahlen», erklärte Bächi. «Zwar kann die Bank mit so einer Situation umgehen, aber wir würden uns wünschen, dass es nicht so kommt.»
«Zwar kann die Bank mit Negativzinsen umgehen, aber wir würden uns wünschen, dass es nicht so kommt.»
Während die Zinsentwicklung für CEO Alain Schmid ein «Lowlight» darstellte («sie hat uns zurückgehalten, sonst hätten wir wohl wieder ein absolutes Rekordjahr»), freute er sich dafür über die Entwicklung des Geschäftsvolumens: Die Kundenausleihungen stiegen auf 8,4 Milliarden Franken (+5,5 Prozent) und die Kundengelder auf 6,1 Milliarden Franken (+2,2 Prozent). Beide Werte stellen Rekordergebnisse dar.
Trump trübt den Blick in die Kristallkugel
Für 2025 rechnet Schmid definitiv mit einem schwächeren Zinsgeschäft, wobei die «Kristallkugel schon einfacher zu lesen war.» Zur allgemeinen Unsicherheit auf den globalen Aktienmärkten trägt auch US-Präsident Donald Trump bei: Heute sei es so, morgen wieder anders, schilderte der Bankchef. Rein vom Geschäftsvolumen sei er aber guten Mutes.
«Wir haben Respekt vor dem Projekt und wollen etwas machen, über das man auch in 30 Jahren noch sagen kann, dass es das Richtige war.»
Einer der Foki Schmids für 2025 sind KMU und Start-ups: Man befinde sich in der Vorbereitungsphase, um Produkte für junge Unternehmer anzubieten. «Schon mit kleinen Beträgen kann man einen Anschub ermöglichen», so der CEO. «Eine Eigenkapitalfinanzierung macht die Bank nicht, aber wenn es um Wachstum geht, sind wir der richtige Partner.»
Ebenfalls im laufenden Jahr will die SHKB einen groben Plan erstellen, wie der Hauptsitz saniert werden soll. «Wir müssen uns überlegen: Wie sieht Banking in der Zukunft aus?», sagte Schmid. Daher werde viel Zeit für diese Planung investiert. Der Baustart könnte demzufolge im Jahr 2027 sein. «Wir haben Respekt vor dem Projekt und wollen etwas machen, über das man auch in 30 Jahren noch sagen kann, dass es das Richtige war.»