Der Pöstler ist auf dem Land auch Volg-Heimlieferdienst

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Nach der Pilotphase in 34 Gemeinden dehnt Volg den Lieferservice mit der Post auf die ländliche Deutschschweiz aus. Bild pd

Die Dorfladenkette überzieht die ländliche Deutschschweiz mit Heimlieferung. Als Bote fungiert der Pöstler, der die Ware im Volg abholt und beim Kunden abgibt.

Von Thomas Griesser Kym

Wer Volg sagt, denkt an ­beschauliche Dörfer, regionale Spezialitäten vom Bauern oder von der Nachbarin, an einen Schwatz mit der ­Verkäuferin. In zahlreichen kleinen Gemeinden ist der Dorfladen oft die einzige Einkaufsmöglichkeit. Doch auch Volg geht mit der Zeit, sprich mit der Digitalisierung. In einem Monat, am 2. Mai, geht volgshop.ch online. Kunden können dort Lebensmittel ­bestellen und sich diese entweder vom Pöstler auf dessen Tour am Folgetag nach Hause bringen lassen, oder sie ­holen die Ware selber im Volg-Laden ab, kommissioniert von dessen Personal. Wird der Heimlieferservice beansprucht, kostet es bis 100 Fr. Bestellwert 10 Fr. Liefergebühr, darüber ist es gratis. Allzu oft wird das wohl nicht passieren, stehen doch auf dem Kassenbon im Laden im Durchschnitt rund 18 Franken. Das Liefergebiet erstreckt sich über die ländliche Deutschschweiz mit rund zwei Millionen Haushalten, von denen gut die Hälfte für den Volg-Service erreichbar ist, wie Geschäftsleiter Ferdinand Hirsig sagt (siehe auch Interview).

Im vergangenen Jahr hat die Volg Konsumwaren AG, die als Grossistin 941 Verkaufsstellen mit Lebensmitteln beliefert hat, den Umsatz gehalten und die Rentabilität verbessert (siehe Tabelle). Die Läden erarbeiteten einen Detailhandelsumsatz von 1,467 Mio. Fr., 4 Mio. Fr. weniger als im Vorjahr.

Erfolgreiche Tankstellenshops

Dabei haben die 585 Volg-Dorfläden als wichtigster Absatzkanal und die 89 Top Shops an Agrola-Tankstellen ihre Verkäufe gesteigert, während der Umsatz der von Volg belieferten freien ­Detaillisten gesunken ist. Das hat vor allem mit der Schliessung von 39 Pam- und Proxi-Läden zu tun. Deren Belieferung hatte Volg eingestellt, nachdem die Betreiberin Distribution Suisse SA über Monate Rechnungen nicht ­bezahlt hatte. Insgesamt beliefert Volg noch 267 freie Detaillisten. Davon haben mittlerweile 160 auf die Partnermarke Prima umgestellt; Hirsig sieht ein Potenzial von 200 Prima-Läden.

Im ersten Quartal 2017 hat Volg den Umsatz um 3 Prozent gesteigert. Hilfreich ist, dass die Tankstellenshops, die überdurchschnittlich wachsen und pro Quadratmeter Verkaufsfläche zweieinhalbmal so viel umsetzen wie die Dorfläden, deutlichen ­Zuwachs erhielten.

Nachgefragt: «So ein Angebot gehört heute dazu»

 

Ferdinand Hirsig, die Pilotphase des Volg-Heimlieferservices war «auf tiefem Niveau erfolgreich». Was heisst das konkret?

Ferdinand Hirsig: Es bedeutet, dass die Logistik in Kooperation mit der Post funktioniert. Vom Umsatz her war es vernachlässigbar. Aber so ein Angebot gehört heute einfach dazu.

Sind folglich die Erwartungen gering, wenn in einem Monat der Onlineladen volgshop.ch zur Belieferung weiter Teile der ländlichen Deutschschweiz definitiv startet?

Ich habe keine Ahnung, wie es sich entwickelt. Aber wir machen es von einem tiefen Niveau aus, prag- matisch, mit einem reduzierten Sortiment von 700 Artikeln des täglichen Bedarfs. So können wir ausbauen, falls es einschlägt, und gleichzeitig investieren wir nicht zu viel, falls es fehlschlägt.

Einen Zustrom an neuen Kunden bringt es aber kaum.

Nein. Der Onlineanteil am Lebensmittelhandel beträgt insgesamt etwa ein Prozent, Experten erwarten in den nächsten Jahren eine Verdoppelung auf zwei Prozent. Wir zielen mit dem Onlineladen nicht in erster Linie auf die Gewinnung neuer Kunden ab, sondern wollen bestehende Kunden behalten und nicht verlieren.

Mittlerweile sind in bald 300 Volg- Dorfläden und 50 Partnerläden Postagenturen eingerichtet. Wie kommt das bei den Kunden an?

Die Rückmeldungen der Kunden sind zu 95 Prozent positiv, vor allem dank der längeren Öffnungszeiten, die jenen des Ladens entsprechen. Kleine Poststellen hatten dagegen oft nur ein paar wenige Stunden am Tag offen. Vereinzelte Reklamationen drehen sich darum, dass bei den Postagenturen keine Bareinzahlungen mehr möglich sind.

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