«Herwart» bringt Tod und Zerstörung

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Folgen von «Herwart»: Der Fischmarkt mit der Fischauktionshalle in Hamburg stand gestern Sonntag während einer Sturmflut unter Wasser. Bild: Key

Das Sturmtief Herwart hat Tote, Verletzte und erhebliche Schäden in Europa hinter- lassen. Als der Sturm gestern abflaute, begann vielerorts das grosse Aufräumen.

In Polen und Tschechien waren am Wochenende wegen Sturmtief Herwart mindestens drei Todesopfer zu beklagen. In Deutschland wurden ein Toter und sechs Verletzte bekannt. In allen drei Ländern warf der Wind viele Bäume um, die Strassen blockierten und den Verkehr behinderten.

Infolgedessen starb ein Mann in der polnischen Woiwodschaft Westpommern bei einem Autounfall, wie örtliche Behörden angaben. In Tschechien wurde eine Frau bei einem Waldspaziergang bei Trebic (Trebitsch) von einem Baum erschlagen. Ein Mann starb, als er in der böhmischen Kleinstadt Jicin (Jitschin) von einem Baum getroffen wurde, wie die Agentur CTK berichtete.

Haushalte ohne Strom

Hunderttausende Haushalte waren in ganz Tschechien ohne Strom, weil Freileitungen beschädigt wurden. In Most (Brüx) warf das Unwetter eine erst vor sieben Jahre eingeweihte orthodoxe Holzkirche um. In der Slowakei rieten die Behörden vor dem Feiertag Allerheiligen von traditionellen Besuchen an den Gräbern von Angehörigen ab. In Bratislava blieben Friedhöfe aus Sicherheitsgründen geschlossen. In Deutschland stoppte die Bahn gestern in sieben Bundesländern ihren Fernverkehr. Wegen der schweren Sturmschäden wollte die Deutsche Bahn den Betrieb erst heute Montag wieder aufnehmen. Berlin, Hamburg, Hannover, Bremen und Kiel seien zurzeit nicht ans Fernnetz angeschlossen, teilte der Konzern gestern mit.

Viele Strassen wurden wegen umgekippter Bäume gesperrt. Meteorologen warnten vor dem Betreten der Wälder. Besonders vom Sturm betroffen waren der Norden und Osten Deutschlands. An der Nordsee wurde ein 63-jähriger Camper von der Sturmflut überrascht und ertrank. Der Mann habe auf einem Campingplatz am Jadebusen in Niedersachsen in einem VW-Bus übernachten und sich beim Herannahen des Wassers zu Fuss in Sicherheit bringen wollen, erklärte die Polizei.

In Berlin wurde ein Fussgänger von einem umkippenden Baugerüst schwer verletzt. In Sachsen-Anhalt und Bayern verletzten sich Autofahrerinnen, die mit ihren Wagen gegen umgestürzte Bäume prallten. In Nordfriesland überschlug sich ein Autofahrer beim Ausweichen vor Ästen und verletzte sich. Auf einer Autobahn in Mecklenburg-Vorpommern rutschten Autos auf einer fünf Zentimeter dicken Hageldecke aus. Dabei verletzten sich zwei Menschen. Der Wind erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 176 Kilometern pro Stunde am Fichtelberg in Sachsen.

Ausnahmezustand bei Feuerwehr

Die Hamburger Feuerwehr rückte bis gestern Morgen 550 Mal aus – meist wegen Bäumen und Ästen auf Strassen, aber auch auf Autos und Häusern. Die Berliner Feuerwehr wurde zwischen 4 Uhr und 10 Uhr zu 300 Einsätzen gerufen und rief deswegen den Ausnahmezustand aus. Der Sturm deckte dort ein komplettes Hausdach ab. Zwei S-Bahnen rammten umgestürzte Bäume.

Ausserplanmässige Landung

Wegen starker Windböen in Frankfurt musste gestern ein Airbus A380 der Lufthansa ausserplanmässig in Stuttgart landen. Nachdem die aus Houston (USA) kommende Maschine wetterbedingt einige Zeit über dem Flughafen Frankfurt gekreist war, entschied sich der Kapitän zur Sicherheitslandung, auch weil der Treibstoff knapp wurde.

Auch in der Schweiz hat «Herwart» Windböen mit Spitzen von bis fast 150 Kilometer pro Stunde (km/h) ausgelöst. Auf dem Crap Masegn im Kanton Graubünden wurde gestern Morgen eine Windspitzengeschwindigkeit von 146 km/h gemessen. Auf dem Eggishorn im Wallis waren es 124 km/h und auf dem Weissfluhjoch bei Davos 106 km/h, wie SRF Meteo mitteilte. (sda)

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