Deutscher will Rhein ab der Quelle in Rekordzeit bezwingen

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Joseph Hess, passionierter Langstreckenschwimmer, will in nur 25 Tagen 1232 Kilometer schwimmen. In Schaffhausen ist er aus dem Wasser gestiegen, um den Rheinfall zu überwinden.

von Niklas Rapold

Von der Rheinquelle bis zu dessen Mündung in nur 25 Tagen – dies das ehrgeizige Ziel von Joseph Hess. Der gebürtige Berliner, der im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen promovierte und mittlerweile an der Technischen Universität Chemnitz (TU Chemnitz) arbeitet, schwimmt bereits seit sieben Jahren Langstrecken. Gestartet hat er mit einigen 24-Stunden-Schwimmen, hat dann die Strasse von Gibraltar (von Spanien nach Marokko) und den Bodensee überquert. 2018 durchschwamm er die zehn grössten Seen Deutschlands und nun folgen weitere 1232 Kilometer im Wasser. Das Schwimmen sei für ihn ein Ausgleich zum Bürojob, so Hess. Durch das Home­office während der Pandemie sei das ständige Herumsitzen noch schlimmer geworden – «da musste ja wieder ein Abenteuer folgen!», sagt er und lacht. Auch gebe es auf dem Weg immer wieder Begegnungen, so würde ihm vom Ufer hin und wieder zugejubelt werden.

Magen-Darm-Grippe und Gegenwind

Am 11. Juni, um 5.30 Uhr stieg Hess in den Tomasee in Graubünden, auf welchem zurzeit sogar noch Eis liege, wie er erzählt. Dann folgte der erste der drei Rheinteile: der Alpenrhein. Nicht kraulend, sondern in der «Badewannenposition» – auf dem Rücken, mit den Füssen voran – und von drei Kanus ­umringt, arbeitete sich Hess im Neoprenanzug das wilde Gewässer bei Wassertempe­raturen zwischen 4 und 13 Grad hinab. Ohne Komplikationen verlief die Reise allerdings nicht, der Abenteurer fing sich zwischendurch für zwei Tage eine Magen-Darm-Infektion ein. Dadurch und aufgrund des Gegenwinds auf dem Bodensee, dem zweiten Teil der Reise, ist Hess am Donnerstag mit rund einem Tag Verspätung in Schaffhausen angekommen. Zu Fuss umrundete er den Rheinfall, nur um dann sogleich wieder weiterzuschwimmen. Er wollte die Verspätung aufholen und schwamm an ­diesem Tag darum noch so weit, wie es ging. Schlafen kann er überall, sein Team ­begleitet ihn mit mehreren Wohnwagen.

Nicht nur, um sich selbst und den eigenen Körper herauszufordern, sondern auch für die Wissenschaft ist ­Joseph Hess unterwegs. Drei Wissenschaftsprojekte der TU Chemnitz, der Universität Leipzig und der Hochschule Furtwangen begleiten ihn. Die Qualität des Rheines wird untersucht und ­zusätzlich mit früheren Wasserproben verglichen. Auch wird mittels eines ­Fragebogens jeden Morgen und jeden Abend die Motivation, die Erholung ­sowie die Teamdynamik protokolliert. Ausserdem mit dabei: 15 Medienmanagement-Studierende der deutschen Hochschule Mittweida. Sie drehen einen Dokumentarfilm über das Abenteuer vom Tomasee bis zum Hafen in Rotterdam.

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