Die letzte Konsequenz fehlte zum Festsieg

Christoph Merki | 
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Trotz grossem Kraftaufwand konnte Jeremy Vollenweider (oben) den Schlussgang gegen Christian Lanter nicht für sich entscheiden. Bilder: Christoph Merki

Am Frühjahrsschwingfest in Oberhallau konnten sich die Schaffhauser Aktivschwinger drei Auszeichnungen erkämpfen und gaben so einen Vorgeschmack auf ihr Potenzial und die Schwingsaison.

Fast hätte es gereicht und der erste Festsieg der Freiluftsaison im Schwingen wäre in Schaffhausen geblieben. Mit drei Siegen und zwei Gestellten konnte sich Jeremy Vollenweider aus Marthalen nämlich für den Schlussgang der Aktiven qualifizieren. Sein Gegner Christian Lanter aus Kollbrunn war für den Schaffhauser Schwinger kein Unbekannter. «Wir kennen uns schon seit Langem und haben denselben Jahrgang», erklärte Vollenweider anschliessend. Zwar versuchte Vollenweider vieles, um seinen Kontrahenten rücklings ins Sägemehl zu werfen, doch Lanter wusste dagegenzuhalten. Als ebenfalls ambitionierter Ringer suchte der Schaffhauser den Kampf am Boden, um da den einen oder anderen Griff anwenden zu können, leider erfolglos. Der intensive Kampf forderte den Athleten alles ab. Zwar war Vollenweider klar der Aktivere, versuchte mehr, doch am Schluss fehlte die letzte Konsequenz. «Ich habe noch nie gegen ihn verloren, das wollte ich in diesem Kampf auf keinen Fall aufs Spiel setzen», erklärte Vollenweider nach der Rangverkündigung, «daher habe ich vielleicht nicht alles riskiert, um dann von ihm nicht überrascht zu werden.» Nach neun Kampfminuten konnte er seinen Kontrahenten in der Mitte des Sägemehlrings fixieren, hätte ihn einfach noch auf den Rücken zu drehen brauchen. Doch die Kräfte reichten nicht mehr aus. «Am Schluss lag er einfach da, weil er wusste, dass ich nicht mehr mag», blickte Vollenweider auf den Kampf zurück.

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Schwinger haben sich in Oberhallau im Sägemehl gemessen. Dabei ist vor allem die grosse Anzahl der Jungschwinger mit 250 Athleten zwischen 8 und 18 Jahren aufgefallen. Auch die Schaffhauser Nachwuchssportler waren mit 23 Schwingern zahlenmässig gut vertreten.

Der gestellte Schlussgang liess sodann zwei andere jubeln. Aufgrund der Punktewertung wurden an der Siegerehrung ­Yanick Klausner und Joel Strebel aus dem Freiamt als Sieger ausgerufen. Vollenweider fiel damit auf den vierten Rang zurück und zeigte sich entsprechend enttäuscht.

Burkhalter als einziger Eidgenosse

Ebenfalls auf dem vierten Schlussrang beendete der einzige Eidgenosse das Schaffhauser Frühjahrsschwingfest. Der Thurgauer Stefan Burkhalter konnte seine Routine nicht überzeugend einbringen und musste drei gestellte Kämpfe hinnehmen. Es war einer zuviel. «Ich war noch ein wenig hüftsteif», erklärte er. So erreichte Burkhalter nicht einmal den Schlussgang. «Hätte ich einen Gestellten gewinnen können, hätte ich das Fest gewonnen», war er überzeugt. Dabei seien ihm die Nachwuchsschwinger jeweils eher defensiv begegnet. Burkhalter schrieb diese Vorsicht dem vorhandenen sportlichen Respekt ihm gegenüber zu. Freuen konnte er sich aber trotzdem. Sein Sohn nämlich konnte sich den Festsieg bei den Junioren in der Kategorie 2002/2003 sichern. Burkhalter selbst habe in seinen jungen Jah- ren ebenfalls in Schaffhausen an einem kantonalen Schwingtag erfolgreich teilgenommen. «Ich komme immer gern nach Schaffhausen», meinte er auch in die Zukunft blickend. Denn in einem Jahr am Nordostschweizerischen Schwingfest (NOS) in Hallau geht es für Burkhalter mitunter um die Qualifikation für das Eidgenössische Schwingfest im selben Jahr. Den Sponsorenapéro hat René Regli, der OK-Präsident des NOS 2019, indes auch schon zum Knüpfen von wichtigen Kontakten genutzt.

Rund 100 Helfer aus der Region

Als Hauptprobe für das NOS hat OK-­Präsident Roland Ochsner das Frühjahrs- und Nachwuchsschwingfest in Oberhallau zwar nicht gesehen, doch das Engagement der vielen Helfer stimmte ihn zumindest zuversichtlich. «Im Klettgau kann man sich noch auf die Leute verlassen», meinte er. Rund 100 Helfer aus der Region hätten sich beim Aufbau, am Handwerksvesper und am Fest selbst engagiert.

Schwingfest-Splitter aus Oberhallau - Niederlage im Schlussgang, zufriedener Nachwuchs und Jodler

Am Sieg geschnuppert hatte auch ­ Simon Winzeler  aus Barzheim. In der höchsten Nachwuchskategorie hat er sich dank drei Siegen und zwei Gestellten für den Schlussgang qualifiziert, wo er gegen Jaime Marty (Thurgau) antreten musste.

Simon Winzeler (unten) aus Barzheim zeigte gegen Jaime Marty vollen Einsatz – leider ohne Erfolg.

An fehlender Motivation mangelte es dem Schaffhauser ganz und gar nicht. Immer wieder versuchte er aktiv seinen Kontrahenten aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dies wurde ihm jedoch letztlich zum Verhängnis, als ihn Marty mit einer Aktion überraschte und auf dem falschen Fuss erwischte. Trotz heftiger Gegenwehr verlor er den Kampf und platzierte sich im vierten Rang.

Unverhofft konnten Yanick Klausner und Joel Strebel an der Siegerehrung strahlen. Die beiden Freiämter haben sich zwar nicht für den Schlussgang qualifiziert, hatten aber am Schluss die beste Bilanz aller Aktivschwinger.

Strahlende Sieger: Yanick Klausner und Joel Strebel.

Die Schaffhauser konnten zwar keinen Sieg feiern, jedoch ­erkämpften sich Jeremy Vollenweider, Simon Schudel und Patrick Bürgler eine Auszeichnung.

Haben sich Auszeichnungen erkämpft: Jeremy Vollenweider, Simon Schudel und Patrick Bürgler (v. l.).

Seinen ersten Schwingwettkampf ­bestritt der achtjährige Robin Klareri n Oberhallau. Früher als Kunstturner aktiv, bewies der Schleitheimer nun auch im Sägemehl seine sportlichen Fähigkeiten. Zwar noch nicht ganz so kräftig, dafür umso cleverer wurden die Zweikämpfe ausgetragen. Zwei Siege und vier Niederlagen waren die nach seiner Aussage zufriedenstellende Bilanz. Schon freue er sich auf den nächsten Wettkampf, wo er seine Gegner mit einem «Kurzen», seinem Lieblingswurf über die Hüfte, ins ­Sägemehl werfen wolle.

Premiere im Schwingsport für den ehemaligen Kunstturner Robin Klarer (r.).

Nebst den sportlichen Höchstleistungen im Sägemehl genossen die 1200 Besucher auch die typische Atmosphäre eines Schwingfestes. Dazu gehörte natürlich nebst der Bratwurst und dem Bier auch die passende musikalische Unterhaltung. Dafür war in Oberhallau der Jodlerclub vom Rheinfall zuständig. Verteilt auf den ganzen Tag, gaben die Jodlerinnen und Jodler aus Neuhausen immer wieder Schweizer Folklore mit jauchzenden Einlagen zum Besten – natürlich in dazu passender Tracht. (chm)

Bot beste Unterhaltung: der Jodlerclub vom Rheinfall.

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