Neue Erkenntnisse im Todesdrama

Tobias Erlemann | 
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Risikosport: Oft hoch hinaus geht es beim Motocross, die Gefahr eines Unfalls ist immer vorhanden. Bild: Michael Kessler

Bis Sonntagnachmittag war die Motocross-Veranstaltung in Beggingen ein grosses Fest. Dann passierte der tödliche Unfall. Das «Warum» und «Wie» sind Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen.

Die Aufräumarbeiten nach dem Motocross-Event in Beggingen haben begonnen. Bagger schaufeln den Humus weg, Helfer nehmen die Fahrbahnmarkierungen ab und verstauen die Festwirtschaft. Die Stimmung? Extrem bedrückend, noch immer wirkt der tödliche Unfall eines 48-jährigen Thurgauer Fahrers nach. An ein normales Arbeiten sei derzeit nicht zu denken, sagt Robin Dossenbach vom Organisationskomitee. «Es liegt ein dunkler Schatten über einer sonst erfolgreichen Veranstaltung. Wir sind alle in tiefer Trauer.»

Kein medizinisches Problem

Rund 3200 Zuschauer waren beim Sportanlass dabei, ein neuer Rekord für Veranstalter MSC Randen. Und alles war auf den Punkt genau hergerichtet. Selbst ein heftiges Gewitter am Freitagabend während des Handwerkerves-pers konnte den engagierten Motocross-Freunden keinen Strich durch die Rechnung machen. In Fleissarbeit wurde die Strecke nochmals komplett abgezogen, die Spur war griffig, die Rahmenbedingungen exzellent. Niemand rechnete nach einem erfolgreichen Samstag und einem spannenden Sonntag mit solch einer Tragödie, in nunmehr 34 Jahren war dies der erste tödliche Unfall beim Motocross Beggingen. Über die genauen Ursachen wird derzeit spekuliert, zumal sich der Unfall in einer Bremszone ereignete. Im Normalfall machen die Fahrer an dieser Stelle langsam, um dann wieder Geschwindigkeit aufzunehmen für den folgenden Sprung über die Brücke. Doch der 48-Jährige und sein Motorrad waren im Vollgas-Modus, wie einige Zuschauer berichteten, die das Unglück hautnah miterlebt hatten. So flogen Fahrer und Bike im hohen Bogen in die Luft, der Aufprall aus einer immensen Höhe war hart – und tödlich. Dabei war er zu betreffendem Zeitpunkt solo unterwegs und in keine Rangkämpfe verwickelt. Warum einem erfahrenen Fahrer dieses Missgeschick passierte, ist Gegenstand der Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Schaffhausen. Gab es etwa ein medizinisches Problem? «Dafür liegen uns keine Erkenntnisse vor, bisherige medizinische Untersuchungen geben keine Hinweise darauf», sagt Staatsanwältin Monika Jehli, die Sonntag bereits vor Ort war zwecks erster Abklärungen. Also war es ein Fahrfehler? Oder ein technisches Problem? «Der Töff wird eingehend von der Polizei untersucht, in diesem Bereich können wir noch nichts ausschliessen.»

Bereits direkt nach dem tödlichen Drama war neben der Staatsanwaltschaft auch die Polizei vor Ort, um Spuren zu sichern und Messungen durchzuführen. Was als sicher erscheint, ist, dass die vom Veranstalter konzipierte Strecke keine Sicherheitsrisiken aufgewiesen hat. Die übrigen Rennen verliefen reibungslos, speziell am «Unglücks-Berg» gab es keine Pro­bleme. Es würden aber noch Personen zum Vorfall angehört. «Ein Drittverschulden schliessen wir aber aus», sagt Monika Jehli. Und auch die Erstversorgung verlief reibungslos. Bereits nach wenigen Sekunden waren Sanitäter und Notarzt beim Verunfallten, zwei Krankenwagen und medizinisches Personal waren über die zwei Tage permanent anwesend am Event. «Die Notfallhelfer haben alles versucht. Wir vom OK haben das alles hautnah mitbekommen und können noch nicht wirklich darüber sprechen, der Schock sitzt zu tief», sagt Dossenbach noch sichtlich mitgenommen.

Wie geht es weiter?

Ebenso vor Ort waren Familie und Fans des Thurgauer Fahrers, die den Sturz miterlebten – und diesen Verlust nun erst mal verarbeiten müssen. So war der 48-Jährige ein renommierter Motocross-Fahrer, unter anderem war er OK-Chef der Motocross-Veranstaltung vom MX Wängi, welche am 30. September und 1. Oktober stattfinden soll. Ob und wie dieses Rennwochenende nun durchgeführt wird, darüber sind sich die Organisatoren noch nicht im Klaren. Man brauche Zeit, um das zu verarbeiten, ist der einhellige Tenor.

Welchen Stellenwert der Thurgauer in der Motocrossszene hatte, zeigt sich auf der Homepage des «Schweizerischen Auto- und Motorradfahrer-Verbands» (SAM). «Er war der Macher im Cross Team Hühnerstall, ein sehr engagiertes SAM-Mitglied und er amtete als Präsident der SAM-Sektion Lauchetal-Lommis. Er war ein Chrampfer, der nicht lange redete, sondern Taten folgen liess. Er wird fehlen – sei es im Rennpark oder auch als engagierter Mensch, dem das Wohl der Menschen und das Motocross am Herzen lagen.»

Wie es nun weitergeht mit den Untersuchungen? Staatsanwältin Monika Jehli beschreibt dies wie folgt: «Wir tragen nun alle Infos und Daten zusammen und werten diese aus. Ein Zeitfenster hierfür kann ich nicht nennen. Wir wissen natürlich um das öffentliche Interesse und wollen das Unglück schnell und lückenlos auf-klären.»

Auch die Begginger Motocross-Veranstalter werden sich in Kürze wieder zusammensetzen, um zu beraten, wie es weitergehen soll. Doch: Mit bitterer Miene müssen trotz aller Geschehnisse die Aufräumarbeiten weitergehen. «Die Arbeit geht nur schwer von der Hand», weiss Dossenbach. Zehn Monate lang wurde geplant und geschuftet. Alles war in einem Top-Zustand, die Stimmung am Wochenende extrem gut, die Zuschauer sahen spannende Rennen. Was nun aber vorrangig bleibt, ist eine überdimensionale Leere. «Alle sind geschockt und traurig, dass so etwas passiert ist bei uns in Beggingen. Über das, was wird, können wir jetzt noch nicht sprechen.» So wagt Dossenbach vorerst auch keinen Blick in die Zukunft des Motocross-Spektakels.

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