Die Kadetten starten mit einem Kantersieg

Hans Christoph Steinemann | 
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Der Titelverteidiger im Schweizer Handball, die Kadetten Schaffhausen, sind mit einem 30:20-Heimsieg gegen Cupsieger Wacker Thun in die Play-off-Halbfinals gestartet.

Einen eher überraschenden Fehlstart leistete sich der Qualifikations-Zweite Pfadi. Die Winterthurer unterlagen Kriens-Luzern 21:30 und stehen vor der zweiten Partie am Ostermontag in Luzern stark unter Druck. Diesen Druck auf sich konnten die Schaffhauser am Samstagabend vor 920 Zuschauern in der BBC-Arena von sich fernhalten. Bis es aber so weit war und die letztlich komfortablen zehn Tore Vorsprung herausgespielt waren, brauchte es eine Portion harter Arbeit von Seiten des orangen Teams. Die erste Halbzeit (13:13) verlief sehr ausgeglichen, eher noch mit Vorteilen für die kämpferischen Gäste, die eine harte Note in die Partie reinbrachten. Auch das frühe Eingreifen der Schiedsrichter Jergen/Zaugg mit einer Zweiminutenstrafe bereits in der 3. Minute gegen Thuns Abwehrchef Stefan Huwyler (nach Foul beim 1:0 an Kreisläufer Lucas Meister) brachte keine Beruhigung.

Jergen/Zaugg zogen sich den Unmut des Publikums zu – sie wurden mit einem Pfeifkonzert in die Pause verabschiedet -, weil sie die Vorteilregel unvorteilhaft anwandten und fortan auch harte Attacken zu wenig konsequent ahndeten. So hatte zum Beispiel Huwyler Glück in der 20. Minute Glück, dass er, als er mit dem Knie auf Johan Kochs Stirn traf, nur mit zwei Minuten bestraft wurde. Und dies auch erst nach einer deutlichen Intervention des Schiedsrichterbetreuers am Offiziellentisch. Aber die Thuner überzeugten nicht nur durch hartes Spiel, sie hatten in Lenny Rubin auch den besten Werfer auf dem Platz, der mit sechs Toren vor der Pause (am Schluss waren es acht) die Partie weitgehend dominierte. Auch Jonas Dähler (total 5 Treffer) war gut drauf an diesem Karsamstag.

Es verwunderte daher nicht, dass die Grün-Weissen vom 2:4 bis 9:11 meist mit zwei Treffern in Führung lagen. Auf Schaffhauser Seite war (noch) kein Akteur in der Lage, dem Spiel den Stempel aufzudrücken. In der 21. Minute schied zudem – stark applaudiert von Wackers Viktor Glatthard – Aggressivleader Johan Koch mit einer Fussverletzung aus, die ein Röntgen im Spital nötig machte (Verdacht auf Mittelfussknochenbruch). Das und der Wechsel auf der Goalieposition von Simon Kindle zu Nikola Marinovic weckte die Kadetten endgültig. Bis zur Pause konnten sie das Geschehen ausgleichen und sie hatten ein gutes Gefühl, weil sie spielerisch und taktisch noch Reserven besassen, wie auch Trainer Peter Kukucka bestätigte.

Zweite Halbzeit wie verwandelt

Und die zweite Hälfte verlief dann auch völlig anders als die erste. Die Schaffhauser legten gleich durch Zoran Markovic auf 14:13 vor, darauf hatte Lenny mit seinem siebten Treffer noch eine Antwort parat. Es folgten das 15:14 und das 16:14 durch Dimitrij Küttel – und bei letzterem Tor hatte Thuns Huwyler im Gegenstoss derart eingegriffen, dass er seine dritte Zweiminutenstrafe kassierte und die rote Karte kassierte. Das war eine arge Schwächung der Wacker-Defensive. Die Schaffhauser zogen bis zum 19:14 weiter durch und legten bis zur 37. Minute einen Abstand vor, dem die Thuner nach einem letzten Aufbäumen (19:16) nur noch entgegen zu setzen vermochten.

Wichtig waren vor allem die Torhüterleistungen: An Marinovic, der eine 56-Prozent-Quote erreichte, scheiterten sie Mal für Mal, und Kindle hielt gegen Roman Caspar auch seinen dritten Penalty. Als dann der Thuner Captain in der 48. Minute mit einer Fussverletzung ausschied, stand es 25:17 für die Kadetten. Manuel Liniger (9/7) zeigte zudem mit sieben verwandelten Penalty grosse Nervenstärke.

Die Partie war damit gelaufen, was sich auch daran zeigte, dass Wacker-Trainer Martin Rubin fortan vor allem seine Nachwuchsakteure einsetzte und oft ohne Torhüter angreifen liess. Das nützte indes der 40-jährige Routinier Nikola Marinovic magistral aus, gleich dreimal traf er ins leere Tor. Zu Recht liess er sich nach dem 30:20 und der Wahl zum Best-Player von den entzückten Fans feiern. Das war wichtig, es war aber nur der erste Sieg von drei notwendigen Erfolgen in dieser Play-off-Halbfinalserie. Am Ostermontag wird es in der Lachenhalle, in der Höhle des Löwen, sicher weit schwieriger werden.

 

Vor dem Spiel feierte das neue Kadetten-Lied Premiere:

 

Kadetten Schaffhausen - Wacker Thun 30:20 (13:13)
920 Zuschauer. - SR Jergen/Zaugg. - Strafen: 4mal 2 Minuten gegen Kadetten, 8mal 2 Minuten inklusive Disqualifikation (Huwyler/33.) gegen Wacker. - Kadetten: Kindle (1. bis 19. plus für 2 Penaltys)/Marinovic (3); Meister (1), Delhees (1), Liniger (9/7), Küttel (5), Richwien, Graubner, Pendic (2), Brännberger (3), Csaszar (3), Markovic (2), Maros, Koch (1), Muggli, Tominec. - Wacker Thun: Willimann/Winkler (27.-51.); Linder (1), Rubin (8), Dähler (5), Christinat, Glatthard, Lanz (1), Caspar (2/1), Friedli, von Deschwanden (1), Manse (1), Huwyler (1), Krainer, Feuchtmann. - Bemerkungen: Kadetten ohne Szyba. Wacker ohne Raemy, Hüsser, Merz und Isailovic (alle verletzt). - Koch (21.) und Caspar (48.) verletzt ausgeschieden. - Verschossene Penaltys: 0:3 (Kindle hält einen von Rubin und zwei von Caspar). – 2. Spiel am Ostermontag (17 Uhr, Lachenhalle Thun); 3. Spiel am Freitag, 21. April (20.45 Uhr, BBC-Arena).

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