Die Ära Roland Klein beim FCS: Missverständnisse, unerfüllte Erwartungen und Peinlichkeiten

Ralph Denzel | 
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Ein Abgang in Raten: Roland Klein bei der Pressekonferenz zur Neuausrichtung des FC Schaffhausen. Vorerst bleibt er weiter Alleinaktionär, seinen Posten als Verwaltungsratspräsident hat er jedoch abgegeben. Bild: Roger Albrecht

Roland Klein ist nicht mehr Teil des operativen Geschäfts beim FC Schaffhausen. Mit grossen Ambitionen war er 2019 gestartet – am Ende muss man aber sagen: Vieles, was er in Angriff genommen hat, hat leider nicht gefruchtet und dem Klub nicht unbedingt gutgetan.

Am Ende wirkte es dann wie eine Scheidung nach einer kurzen, turbulenten Ehe. Roland Klein tritt vom operativen Geschäft des FC Schaffhausen zurück, der neue CEO und Verwaltungsratspräsident wird Jimmy Berisha, Klein bleibt aber Alleinaktionär, verlässt den FCS also nicht komplett – wir können ja Freunde bleiben.

Es ist das Ende einer Beziehung, die nicht unbedingt auf gegenseitiger Liebe beruhte, die aber geprägt war von Missverständnissen, falschen Erwartungen und leider auch der einen oder anderen Peinlichkeit für alle Beteiligten.

Grosse Erwartungen

Schon vor dem Tod von Aniello Fontana, dem «Patron» und langjährigen Präsidenten des FC Schaffhausen, stand vieles auf der Kippe. Seine Kinder hatten den Verein übernommen, suchten aber schon länger einen neuen Investor. Da kam Roland Klein, zuvor Vizepräsident beim Grasshopper Club Zürich. Er schien perfekt zu passen, galt als bodenständig, vernünftig und gut vernetzt. Bald schon konnte man Vollzug melden. Klein übernahm mit Wirkung zum 30. Juni 2019 100 Prozent der FC Schaffhausen AG und 91,79 Prozent der Stadion Schaffhausen AG. Man hätte meinen können, Ende gut, alles gut, aber es folgte eine Schlammschlacht zwischen den ehemaligen Eigentümern und Klein.

Dabei wurden auch die Erfolge, die Klein in der Zeit definitiv zu verbuchen und mitzuverantworten hatte, fast überstrahlt von den ständigen Streitereien. So etwa die sensationelle Rückkehr von Murat und Hakan Yakin an die Seitenlinie, oder das Konzert von Andrea Berg. Rückblickend wurde aber auch das zu einem Zeichen, wie wenig am Ende zusammenging beim FC Schaffhausen. Es sollte nur «der Anfang» von einer ganzen Reihe von Grossevents sein – nach Andrea Berg kam kein einziges mehr.

Streit zwischen Klein und Fontanas

Wie aber auch, wenn doch fast alle Energie nicht in den Klub, sondern in rechtliche Streitigkeiten floss? Marco Truckenbrod Fontana, Geschäftsführer der Stadion Schaffhausen AG, wie auch seine Schwester Andrea Fontana, die bis dahin für das Catering im Stadion zuständig war, wurden 2019 entlassen, weil die «Zusammenarbeit schlecht» funktioniert habe. Es folgten rechtliche Streits: Klein beschuldigte die Fontana Invest II, welche die Stadionanteile verkaufte, vertragliche Pflichten, unter anderem den «Nachweis einer schuldenfreien Übergabe der Gesellschaft», versäumt zu haben, Fontanas widersprechen. Klein liess sich in der Folge nicht zum Verwaltungsratspräsidenten wählen, der AG drohte die Liquidierung. Fontanas drohten später mit Kündigung des Mietverhältnisses – es war ein Hin und Her, das dem Klub wie auch dessen Ansehen nicht guttat. Trainer Murat Yakin, der ebenfalls am Verein beteiligt war, sagte irgendwann entnervt in einem Interview: «Dafür bin ich nicht nach Schaffhausen gekommen.»

Murat Yakin
«Dafür bin ich nicht nach Schaffhausen gekommen.»
Murat Yakin, Schweizer Nationaltrainer

Aber es half nichts. Am Ende vermittelte 2021 eine Taskforce aus Stadt und Kanton zwischen den beiden Parteien, und der Streit war endlich beigelegt.

Peinlichkeiten mit Ämtern

Aber unter Klein wurde es auch dann nicht ruhig. Murat Yakin verabschiedete sich im gleichen Jahr in Richtung Schweizer Nationalmannschaft, und der FC Schaffhausen kam in die Schlagzeilen, weil er sich mit Neutrainer Artim Shaqiri blamierte. Da dieser aus Nord-Mazedonien kam, galt er als Nicht-EU/Efta-Angehöriger. Das bedeutete, dass er keine Arbeitsgenehmigung bekam und sich verabschiedete, ohne ein einziges Mal an der Seitenlinie gestanden zu haben.

Das sollte aber nicht das letzte Mal sein, dass der FCS sich mit Behörden rumärgern musste. Im Juli 2022 kam es zum Sensationstransfer von Raul Bobadilla, der in der Munotstadt einschlug wie eine Bombe. Zumindest, als er kicken durfte: Der Verein hatte bereits im Vorfeld gross angekündigt, dass der Stürmer schon beim nächsten Ligaspiel einsatzbereit sein könnte – in Wirklichkeit brauchte es aber mehrere Wochen, da auch hier Unterlagen versäumt wurden und Fristen völlig unrealistisch vom Klub kommuniziert wurden. Die Fans ärgerte es, der Klub stand wieder blamiert da.

Verwerfung mit den Ultras

Überhaupt sorgte viel von der externen Kommunikation für eine Entfremdung zwischen Fans und Klub. In der Öffentlichkeit bekam man immer mehr das Gefühl, dass beim FCS Sand im Getriebe war. Auch nicht hilfreich war der Streit zwischen der «Bierkurve» und Roland Klein im Jahr 2022. Dieser wollte, aus Kostengründen, den Sektor B sperren, dort wo die «Ultras» immer ihr Team anfeuerten. Das kam bei den Fans überhaupt nicht an und sie kündigten die Unterstützung auf. Klein reagierte mit Unverständnis und einem offenen Brief, der die Gemüter noch mehr erhitzte.

Dabei hätte der Klub in dieser Zeit Unterstützung sehr gut gebrauchen können. Unter Martin Andermatt spielte man zu diesem Zeitpunkt bereits eine fantastische Saison und kämpfte zusammen mit Aarau und Winterthur um den direkten Aufstieg in die Super League, am Ende scheiterte man aber knapp in der Barrage. Damals standen auch wieder die Anhänger der «Bierkurve» auf den Rängen und peitschten die Mannschaft nach vorne. Klein hatte am Ende eingelenkt.

Aber auch das zeigte dieses Missverhältnis zwischen Fans und Klub, welches immer grösser zu werden schien, je länger die Beziehung andauerte. Im gleichen Jahr veröffentlichten die SN, dass laut Polizei kein aktuelles Sicherheitskonzept bei Risikospielen des FCS existierte. Es war eine weitere Episode einer unnötigen Peinlichkeit, die den Ruf des Klubs schädigten.

Nach dem Beinahe-Aufstieg

Fans wie auch Medien wurden zudem oft im Dunkeln gelassen, was sich hinter den Kulissen abspielte. So auch, als Cheftrainer Martin Andermatt ging und Hakan Yakin für die Saison 2022/23, der zuvor sein Assistenztainer war, übernahm. Diesem fehlte wiederum die Lizenz, was man schon lange wusste – und «Bigi» Meier musste interimsweise einspringen, blieb danach als Berater, ehe er 2023 zum Chef wurde.

Aber der Klub kam auch unter Hakan Yakin nicht mehr in die Spur und konnte nicht an die Erfolge der Saison 2021/22 anknüpfen. Dazu kam eine fatale Kaderplanung: So verliessen nach dem verpassten Aufstieg ganze 18 Spieler, darunter Namen wie Rodrigo Pollero, Joaquín Ardaiz, Uran Bislimi oder Francisco Rodríguez, den Verein.

Fast schon ein Schicksalsspiel für den FC Schaffhausen gegen Baden

Ein Blick auf die Tabelle der Challenge League genügt, um die Wichtigkeit des heutigen Heimspiels (19.30 Uhr, berformance arena) für den FCS ablesen zu können. Der Tabellenletzte Schaffhausen trifft auf den Vorletzten FC Baden. Die Munotstädter stagnieren bei nur 11 Punkten aus 15 Spielen. Der Aufsteiger hingegen hat doch schon 16 Zähler auf der Habenseite und würde somit selbst bei einer Niederlage weiter vor dem FCS stehen.

Das Motto für den FCS ist klar: Verlieren verboten! Und selbst ein abermaliges Remis, wie es die Equipe von den Trainern Selcuk Sasivari und Bigi Meier bereits acht Mal in dieser Saison vollzog, wäre in dieser Situation zu wenig. Da das abgesagte Spiel in Wil erst nach der Winterpause nachgeholt wird, braucht der FCS aus den verbleibenden zwei Partien gegen Baden und in Sion wohl schon sechs Punkte, um nicht als Tabellenletzter in die Weihnachtsfeiertage zu gehen.

Aber: Der FC Baden wird kein einfaches Unterfangen. Die Aargauer haben sich in der Challenge League schnell etabliert und konnten schon einige Ausrufezeichen setzen. Wobei die Defensive immer mal wackelt und der Sturm vor allem nur in Person von Davide Giampà reüssiert, der immerhin acht von nur 14 Treffern erzielte. Aber auch der FCS hat das Toreschiessen in dieser Saison nicht erfunden (11 Treffer), weshalb es wohl einen Match auf des Messers Schneide geben wird. (toe)

Einige dieser Leistungsträger waren nicht zu ersetzen, andere wurden nicht adäquat ersetzt. Der FCS dümpelte am Ende der Tabelle rum und war am Ende der Saison mit Platz sieben gut bedient.

Ebenso unrühmlich und undurchsichtig war unter Klein auch der Abgang von Hakan Yakin. Dieser liess sich für die letzten Spiele krankschreiben, am Ende wurde das bestehende Arbeitspapier aufgelöst. Auf den sozialen Medien postete der ehemalige Internationale derweil Bilder, wie er bei Benefizturnieren kickte.

Das leise Ende

Mit Beginn der Saison 2023/24 schien Klein die Lust am Verein verloren zu haben – oder die Kraft. Mittlerweile war er in seinem fünften Jahr, so lange hatte er den Klub ohnehin nicht behalten wollen. «Wenn ein gutes Angebot kommt», hiess es von ihm immer, wenn es um einen möglichen Verkauf ging. In der aktuellen Saison sah man ihn dann immer seltener im Stadion, auch wegen seinen Knieproblemen. Dafür wuchsen die Gerüchte um einen neuen Investor.

Ein neuer Hauptsponsor, Berformance heisst er, war schon präsentiert worden. Dass dieser mehr als undurchsichtig war, passte mittlerweile zum Klub, ebenso wie die Leistung der Mannschaft, die bisher gerade mal einen Sieg auf ihrem Konto hat. Es schien, als hätten die Verantwortlichen wie auch die Spieler einfach aufgegeben und würden auf was Neues warten.

Da kam dann Anfang dieser Woche die grosse Nachricht: alles neu beim FCS! CEO wird Jimmy Berisha, Admir Mehmedi wird Sportchef, Samuel Haas wird zukünftig als Chief Operating Officer fungieren, Kubilay Türkyilmaz wird den Ex-Profi Dusan Pavlovic beim Scouting unterstützen. Sie haben ein hartes Stück Arbeit vor sich, wie diese sicher selbst wissen. Roland Klein derweil zieht sich in den Hintergrund zurück und bleibt Alleininhaber.

Klein und der FC Schaffhausen – vielleicht können sie ja so Freunde bleiben.

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Kommentare (1)

info@eclipsestudios.ch Fr 08.12.2023 - 19:25

😂😂😂 wer soll auch die neuen "topmitarbeiter" Jimmy, Haas, Kubi, Mehmedi etc. bezahlen? Kosten von 500K pro Jahr im Minimum

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