«Schweden siegt nach Verlängerung»

Tobias Erlemann | 
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Fanliebling bei Legendenspiel: Mats Gren ist auch mit 54 Jahren bei den GC-Fans noch immer ein Idol. Bild: Key

Der Schwede Mats Gren absolvierte insgesamt 427 Spiele für den Grasshopper Club Zürich. Aktuell ist der 54-Jährige Sportchef beim IFK Göteborg – und analysiert für die SN den Achtelfinal gegen die Schweiz.

Derzeit befindet sich Sportchef Mats Gren mit dem IFK Göteborg im Trainingslager. Die WM schaut der 54-Jährige jedoch intensiv. Dem morgigen Spiel (16 Uhr) zwischen Schweden und der Schweiz fiebert Gren mit Spannung entgegen. Auch wenn er mit einem Augenzwinkern sagt: «Mir wäre es lieber gewesen, wenn die beiden Teams erst im Halbfinal aufeinandergetroffen wären. Dann wäre eine meiner favorisierten Mannschaften immerhin im Final gewesen.»

Mats Gren, wer gewinnt den Achtelfinal ­zwischen Schweden und der Schweiz?

Mats Gren: Das wird ein ganz enges Spiel werden. Die Partie wird in die Verlängerung gehen – und dort werden dann die Schweden ­siegen.

Das wäre dann eine kleine Überraschung, wenn man die Fifa-Weltrangliste als Massstab nimmt. Die Schweiz als 6. ist leicht ­favorisiert gegen Schweden als 24.

Auf dem Papier ist die Schweiz vielleicht wirklich leichter Favorit. Aber Schweden hat bisher im Turnier ein enormes Selbstbewusstsein entwickelt. Das Team ist individuell nicht so stark besetzt wie die Schweiz. Aber wir kommen mehr über das Kollektiv und das Teamwork. Und wir haben noch Luft nach oben.

In welchem Bereich?

Die Offensivstars Emil Forsberg und Markus Berg haben bisher im Turnier noch nicht wirklich überzeugt und auch kein Tor erzielt. Ich hoffe, die beiden haben sich das für die K.-o.-Runde aufgehoben. Dass sie Spiele entscheiden können, haben sie oft genug bewiesen. Defensiv haben wir bisher sehr überzeugend aufgespielt, jetzt muss die Offensive noch durchstarten.

Kann es sein, dass Trainer Janne Andersson vielleicht bewusst versucht, mit einer anderen Taktik die Schweiz zu überrumpeln?

Nein, wir werden jetzt nicht plötzlich stürmen oder ein Offensivpressing erleben. Es lief bisher sehr gut an der WM, so sollte Schweden jetzt auch weitermachen. Die Spieler sind technisch zwar auch gut, aber wir sollten jetzt nicht versuchen, plötzlich das Spiel zu machen und das Konzept zu ändern. Hinten sicher stehen – und dann schnell nach vorne kontern. Das ist das bisherige Erfolgsrezept.

Und dazu den Gegner bis ins kleinste Detail analysieren …

Das gehört im heutigen Fussball dazu, auch wenn es nicht bei jeder Nation an der WM geklappt hat. Schweden hat aber bisher immer die richtige Taktik gefahren. Und da entscheiden Details. Wir wussten, dass der mexikanische Linksverteidiger sehr offensiv spielt. Also war die rechte Seite von Schweden die starke Flanke. Das könnte dann ja auch gegen die Schweiz klappen, da mit Lichtsteiner und Schär zwei wichtige Spieler gesperrt fehlen.

Aber auch Schweden fehlt mit Sebastian Larsson ein wichtiger Mittelfeldspieler …

Larsson ist aber eher zu ersetzen als die zwei Schweizer Spieler. Da sind wir im Vorteil.

Die Tugenden der Schweden sind Teamwork, viel Laufarbeit und Aggressivität. Klingt simpel in Zeiten von «Laptoptrainern» und einer starken Verwissenschaftlichung.

Nur mit stupidem Rennen und Kämpfen erreichst du an einer WM auch nichts. Aber du brauchst diese Stabilität als Grundstein, um darauf aufbauend dein Spiel durchzuziehen. Und das macht Schweden derzeit wirklich sehr gut.

Überrascht, dass es so gut läuft?

Wir haben Holland in der Qualifikationsgruppe hinter uns gelassen und Italien in der Barrage geschlagen. Dass wir was können, haben wir gezeigt. Dass wir als Gruppensieger weiterkommen, damit hat keiner gerechnet. Auch wenn wir uns bewusst sein müssen, dass speziell Deutschland nicht in Topform war und enttäuschend aufgetreten ist.

Und das alles ohne Zlatan Ibrahimovic …

Was Zlatan kann, hat er oft genug bewiesen. Aber für das Kollektiv ist es besser, wenn er nicht dabei ist. Zu oft wurde die Verantwortung auf ihn abgeschoben. Man hat gehofft, dass er es schon richten würde. Jetzt muss jeder für den Erfolg Sorge tragen.

Wie schauen Sie das Spiel? Sie spielten 15 Jahre für GC, Ihre Kinder wohnen noch in der Schweiz. Zwei Fanherzen in der Brust?

Natürlich habe ich auch grosse Sympathien für die Schweiz. Aber als gebürtiger Schwede fiebere ich morgen doch zuerst für mein Heimatland mit. Sollte aber die Schweiz weiterkommen, werde ich dann voll hinter euch stehen. Ich habe noch viele Freunde und Familie in der Schweiz. Es ist meine zweite Heimat.

 

 

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