Winterthur gefällt sich in der Rolle des Spielverderbers

Tobias Erlemann | 
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Silvio (rotes Trikot) ist nicht nur der Top-Torjäger bei Winterthur. Der Brasilianer ist auch ein Kämpfer, das bekommt hier Adrian Winter (FC Zürich) zu spüren. Bild: Key

Der FC Winterthur freut sich auf das Eröffnungsspiel in Schaffhausen. Die Gäste wollen aber keinesfalls nur Statisten sein bei der grossen FCS-Premierenshow.

Geht es nach dem FC Schaffhausen, sollte der FC Winterthur möglichst nur ein schmückendes Beiwerk zur grossen Stadioneröffnung sein. Die ersten drei Punkte im Lipo-Park sollen natürlich daheimbleiben, die zahlreichen Fans hoffen auf ein gelb-schwarzes Feuerwerk. Winterthur-Coach Dario Zuffi will da aber nicht mitspielen. Man werde sicher nicht Spalier stehen und bei der Premiere Geschenke verteilen. «Wir brauchen selbst die Punkte, um uns weiter vom FCS abzusetzen. Wir freuen uns darauf, der erste Gast im neuen Stadion zu sein, haben auch kein Problem damit, den Spielverderber zu geben.»

Der Ex-Internationale Zuffi hat vor knapp zwei Wochen gemeinsam mit Umberto Romano das Trainerzepter in Winterthur übernommen. Und sogleich gelang der Turnaround. Nach einer monatelangen Talfahrt gewann der FCW den ersten Match unter dem neuen Duo mit 2:1 gegen den FC Wohlen. Ein Sieg, gut für die Tabellenposition, rangieren die Winterthurer jetzt immerhin acht Punkte vor dem FCS, wohlgemerkt bei einem Spiel mehr, da die Schaffhauser noch ein Nachtragsspiel gegen Wil auszutragen haben. Doch war der Triumph vor allem auch gut für das Gemüt, die zahlreichen Pleiten setzten den Akteuren immer mehr zu. Egal, ob Youngster oder Routinier, rund um die Schützenmatten herrschte Krisenstimmung – die jetzt ein wenig aufweicht, wie FCW-Top-Stürmer Silvio (7 Tore, 3 Vorlagen) erklärt. «Ein Trainerwechsel bringt halt immer frischen Schwung, die Atmosphäre stimmt jetzt wieder», erklärt der Brasilianer.

Schaffhausen als Angstgegner

Im vergangenen Sommer kehrte der 32-Jährige nach fünf Jahren im Ausland mit Stationen bei Union Berlin und dem Wolfsberger AC (Bundesliga Österreich) in die Schweiz zurück. Beim FC Winterthur herrschte damals noch Aufbruchstimmung, das Ziel in dieser Saison war eigentlich die obere Tabellenregion. Doch so wirklich in Fahrt kam der FCW nie. Auf ordentliche Spiele folgten desaströse Leistungen. Tiefpunkt war dabei der Match Ende November daheim gegen den FCS, als die Munotstädter nach einer Serie von elf sieglosen Spielen mit 1:0 bei den Eulachstädtern gewannen. Torschütze war damals Igor Tadic, der inzwischen beim FC Wohlen spielt. Der moralische Vorteil liegt somit beim FCS, zumal Winterthur auch in Schaffhausen nicht über ein 2:2. hinauskam. Ist der FCS vielleicht ja sogar ein kleiner «Angstgegner» für Winterthur in dieser Saison? Darüber will Zuffi erst gar nicht philosophieren. «Wir schauen nicht zurück. Und wir haben die beiden Saisonspiele gegen Schaffhausen auch gar nicht mehr angeschaut oder speziell analysiert», sagt der erfahrene Coach. So sollen keinerlei – vielleicht auch unbewusste – Negativgefühle im Vorfeld aufkommen, betont der 52-jährige FCW-Trainer.

Der Druck eines Goalgetters

In der Vorbereitung auf das Highlight-Spiel haben die Winterthurer nichts geändert. Das Stadion wird fast ausverkauft sein, die wenigsten Akteure auf dem Feld werden schon mal vor knapp 8000 Zuschauern gespielt haben. Der Druck liege jedoch eher aufseiten des Heimteams, weiss Stürmer Silvio. «Die müssen doch bei der Eröffnung den vielen Fans etwas zeigen, das kann hemmen. Zumal der FCS auch in der Tabelle grossen Druck hat, mit einem Sieg von uns wäre der Abstand schon sehr gross.»

Auf die leichte Schulter nimmt der Brasilianer das Spiel aber keineswegs, er weiss um die Stärken der Schaffhauser, die mit Coach Murat Yakin immerhin auch einen erfahrenen Strategen an der Linie haben. So erwartet Silvio ein knappes und vor allem umkämpftes Derby. «Wir müssen von Beginn weg hellwach sein, Schaffhausen wird von der ersten Sekunde an Vollgas geben. Wenn wir den ersten Angriffswirbel gut überstehen, dann liegt der Vorteil auf unserer Seite», weiss der Brasilianer um die eigenen Stärken. Wobei Silvio selbst als Goalgetter den Unterschied ausmachen soll. Das bedeutet auch Druck für den Stürmer, den dieser aber locker wegsteckt. «Das ist doch ein schöner Druck. Ich will doch selbst Tore schiessen, das verunsichert mich keineswegs.»

Und sollte der FC Winterthur dann wirklich als Spielverderber bei der grossen Stadioneröffnung auftreten, dann würde man auch dies locker wegstecken, sagt Zuffi süffisant. «Nur weil wir die drei Punkte mitnehmen, wird das Stadion nicht gleich wieder abgerissen. Schaffhausen hat ja noch viele weitere Heimspielen, in denen sie gewinnen können.»

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