Auf der Suche nach Leadern

Tobias Erlemann | 
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Die SVS-Spieler um Rafael Silvestri müssen derzeit den Takt selbst führen.Bild R. Albrecht

Die SVS geht neue Wege in der Führung der Spieler. Für eine Woche müssen sich die Akteure selbst verantworten, die Trainer sind lediglich interessierte Zaungäste.

Gab es vor dem samstäglichen Testspiel zwischen der SVS und dem SV Jestetten einen Zwist in der Kabine der Schaffhauser? Den Gästen wurde vermittelt, dass es einen Konflikt gab zwischen Trainer Michael Schilling und dem SVS-Team. Der «Spielvi»-Coach will davon nichts wissen – und hat eine Erklärung dafür, dass die SVS-Trainerbank während der Partie verwaist war. «Wir wollen die Spieler in die Pflicht nehmen, sie sollten sich vor dem Test und dem heutigen Spiel gegen die FCZ-U-16 selbst organisieren, die Aufstellung in Eigenregie machen sowie während des Spiels über Taktiken und Auswechslungen bestimmen», erklärt Schilling die eher ungewöhnliche Vorgehensweise.

Diesen Freitag treffen sich dann alle Beteiligten wieder und ziehen ein Fazit aus diesem Projekt. Doch was soll dies genau bringen? Er wolle überprüfen, wer in solch einer Situation auch Leaderqualitäten einbringt, offenbart Schilling. «Für das Trainerteam ist spannend zu sehen, wer das Kommando führt. Wir haben zu wenig Führungsspieler und hoffen, dass sich nun ein paar neue herauskristallisieren.»

Doch so wirklich erfolgreich war das Projekt beim ersten Versuch noch nicht. Gegen den deutschen Bezirksligisten setzte es eine glatte 0:4-Schlappe ab, der unterklassige Club war vor allem läuferisch und kämpferisch dem SVS überlegen. Zuschauer Schilling hat dies erkannt und mahnt dann auch den Fitnessstand seiner Spieler an. «In dem Punkt gibt es noch einiges zu tun, wir müssen hart arbeiten im Training, damit wir auf ein gewisses Level kommen.» Noch immer plagen die SVS aber auch personelle Sorgen. Das eh schon enge Kader muss weiterhin einige Langzeitverletzte verkraften. Dazu sind immer wieder Spieler wegen Ferien oder kleinerer Blessuren abwesend. Bis zum Rückrundenstart am 26. März in Küsnacht ist zwar noch genügend Zeit zum Formaufbau. Aber bereits am 17. März kommt es schon im Cup zum Knüller gegen die eigene Reserve, dann heisst das Duell SVS 1 gegen SVS 2. Und da will sich das «Eins» natürlich keine Blösse geben. So wird das Trainerteam um Schilling und Assistent Claudio Lettieri ab Freitag auch wieder direkt eingreifen in die Vorbereitung. Trainings finden bis dahin keine statt, so muss sich das Team nur in den zwei Testspielen selbst verantworten. Schilling hofft, dass dadurch auch der Zusammenhalt gestärkt wird. Befürchtungen, dass zu viele «Trainer-Köche» den Brei verderben, hat er nicht. «Das reguliert sich innerhalb der Mannschaft, da wird es zu keinem Ärger kommen.» Und der erfahrene Coach glaubt auch nicht, dass er nach der Projektwoche plötzlich ganz viele Co-Trainer hat, die während der führungslosen Zeit die Leidenschaft fürs Coachen entdeckt haben. Er hoffe vielmehr, dass der eine oder andere Spieler dadurch mündiger wird. «Ich diskutiere gerne mit den Spielern, wenn sie Ideen haben. Wenn durch dieses Projekt Akteure sich plötzlich mehr einbringen, dann ist das doch positiv.»

Und: Vor allem will Schilling, dass er noch mehr Spieler hat, die konzen­triert und zielstrebig bei der Sache sind. Neben dem Gerücht des Kabinenstreits wurde auch angedeutet, dass nicht jeder SVS-Akteur wirklich zu 100 Prozent seinen Pflichten nachkommt, sondern auch mal mit abenteuerlichen Ausreden ein Training sausen lässt. Schilling bestreitet diese Vermutung zwar, sieht seine Mannschaft aber verstärkt in der Verantwortung. «Wir wollen, dass sie sich noch mehr mit unseren Ideen und den Zielen auseinandersetzen. Die Spieler sind jetzt in der Pflicht, das tut ihnen sicher mal ganz gut», hofft der Trainer auf einen positiven Projektverlauf.

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