«Tempo 30» auf der Thalheimer Zielgeraden

Alexander Joho | 
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Eine der «Freiwillig Tempo 30»-Schilder in der Gemeinde Thalheim an der Thur, hier im ­Ortsteil Gütighausen. Bild: Alexander Joho

20 Jahre nach einem ersten Anlauf können in Thalheim an der Thur mit Gütighausen wohl ab dem kommenden Jahr Tempo-30-Zonen eingeführt werden. Das, obwohl nachweislich gar nicht so schnell gefahren wird und vor allem Einheimische Tempolimiten missachten.

Vor knapp zwei Jahrzehnten gab es in Thalheim an der Thur bereits Voten für eine grossflächige Einführung von Tempo 30 auf Gemeindegebiet. Aus technischen Gründen wurde das Anliegen dann jedoch nicht weiterverfolgt. Als Reaktion darauf wurden indi­viduell «Freiwillig Tempo 30»-Schilder ­aufgehängt – der gewünschte Effekt blieb ­jedoch aus.

Schutz der Schulkinder

2023 jährte sich der erste kommunale Vorstoss zum zwanzigsten Mal. Ab dann ist jedoch Schluss mit Werweissen, denn die Gemeinde hat in der Zwischenzeit einem Anliegen aus dem Oberdorf entsprochen.

Warum Tempo 30 in einem Dorf, das sonst bereits etwas abgelegen liegt und nur eine kantonale Hauptstrasse aufweist? «Fast zwei Drittel aller schweren Verkehrsunfälle passieren in der Schweiz innerorts», weiss die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu). Thalheim schützt mit der Einführung von neuen Tempo-30-Zonen nicht nur, aber vor allem Kindergärtler und Schulkinder der Primarschule. Hinzu kommt, dass auf Gemeindegebiet nicht überall oder gar keine doppelseitigen Trottoirs vorhanden sind.

Ende November 2020 waren über eine Petition gegen 100 Unterschriften zusammengekommen, die sich für Tempo 30 aussprachen. An der Gemeindeversammlung ein Jahr darauf, im Dezember 2021, wurde ein Vorgutachten für die Einführung der Tempolimite in vier Quartieren und einem Rahmenkredit von 135 000 Franken gutgeheissen, wenn auch nach einem gescheiterten Rückweisungsantrag nur relativ knapp mit 40 Ja zu 31 Nein.

Damals kommunizierte der Gemeinderat bereits, dem Wunsch nach Verkehrsberuhigung könne nur in Siedlungsgebieten entsprochen werden, die auf Bürgerseite mehrfach gewünschte Ausdehnung auf die Püntenrainstrasse war damit vom Tisch. In Thalheim betraf der ursprüngliche potenzielle Rayon alle Liegenschaften, die über die Berg- oder Oberdorfstrasse ­erschlossen sind, in Gütighausen Liegenschaften der Mühle-, Mitteldorf- sowie ­Dätwilerstrasse, wie auch jene «beim Schulhaus», wie es im Protokoll der Gemeinde- versammlung vom 9. Dezember 2021 heisst. Die zwei anderen Zonen, beide in Gütighausen, umfassen den Bereich «Im Buck» sowie die «Luegi».

Klar ist aber auch: So schnell, wie es auf Bürgerseite vermutet oder empfunden wird, bewegt sich der motorisierte Verkehr nicht in den Quartieren. Das war auch mitunter Kritikpunkt an der Gemeinde­versammlung von Ende 2021. Am selben Abend gaben einzelne Stimmberechtigte zudem zu Protokoll, dass überwiegend die Einheimischen selbst zu schnell fahren würden.

Zonen stehen nun fest

Diesen Juli verabschiedete der Gemeinderat, erstmals in seiner neuen Konstel­lation nach den Wahlen vom März, das entsprechende Gutachten zuhanden der Kantonspolizei. Nach der Bewertung durch Experten, Auswertungen von Verkehrsmessungen und Begehungen, zuletzt von vor wenigen Wochen, stehen fünf bis sechs Zonen fest: die meisten davon in Thalheim.

Die wohl für den kommenden Frühling anstehende Umsetzung des Bürgeranliegens ist in die entscheidende Phase gelangt. Ein Detailkonzept liegt, wie der ­zuständige Gemeinderat Jens Beer in der aktuellsten «Dorfposcht» mitteilt, bereits vor. Nach letzten Rückmeldungen des ­zuständigen Stadtzürcher Ingenieurbüros und der Kantonspolizei wird das Projekt dann öffentlich aufgelegt. Bei den augenscheinlichen Veränderungen auf Platz verfolgt die Gemeinde eine spartanische Politik: Nur so viel Signaltafeln und verkehrsberuhigende Massnahmen wie nötig.

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