Kassenplünderer sorgt für Marschhalt

Thomas Güntert | 
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Vereinspräsident Christian Mundt (r.) steht zurzeit etwas ratlos da. Viel Geld ging dem Verein verloren. Die Bewirtung wird beim ehemaligen Zweitligisten vorläufig weiter aus dem gelben Baucontainer (im Hintergrund) erfolgen. Bild: Thomas Güntert

Der FC Rafzerfeld hatte eigentlich bislang keine Geldsorgen. Doch nachdem der Buchhalter fast 40 000 Franken aus der Vereinskasse entwendete, sieht das anders aus.

Nachdem am vorletzten Sonntag im Schweizer Fernsehen SRF eine Sendung über die Rafzer Witwen Rodrigues und Bornhauser ausgestrahlt worden war, war der mysteriöse Mordfall Bornhauser im Rafzerfeld wieder in aller Munde. Allerdings nur bis am Mittwoch, als der «Blick» von einem Raffzahn berichtete, der die Kasse vom FC Rafzerfeld geplündert hatte – der Schauplatz, ein Baucontainer, ist nur wenige Meter von ersterem Vorfall entfernt. Doch im Gespräch ist nun der vereinseigene Buchhalter, der die Clubkasse um 38 000 Franken erleichterte. Nachdem es immer wieder zu Unregelmässigkeiten gekommen war, ist eine Untersuchung eingeleitet worden, worauf sich der Verdacht erhärtet hat. Der Verein hat Anzeige gegen den ehemaligen Schatzmeister erstattet, nun befasst sich die Staatsanwaltschaft Zürich mit dem Fall. «Seit die Meldung in den Medien veröffentlicht wurde, steht mein Telefon nicht mehr still», sagt der Vereinspräsident Christian Mundt, der die Mitglieder mit einem internen Schreiben über die Vorkommnisse informierte. Mundt weiss allerdings nicht, wer die Medien zuerst informierte.

Vorläufiger Planungsstopp

Der Präsident des FC Rafzerfeld wirkt sehr bedrückt und ist zurückhaltend mit Informationen. Er steht neben dem Werkgebäude am Rande des Fussballplatzes, in welchem sich die Umkleide- und Duschräume befinden, die wie die ganze Sportanlage im Besitz der Gemeinde Rafz sind. Drei junge Frauen und ein Betreuer des gegnerischen Jugendteams wollen einen Kaffee trinken, stehen aber kurz vor Spielanpfiff vor dem Baucontainer vor verschlossener Tür: Dieser öffnet erst mit dem Spielbetrieb.

«Seit diese Meldung veröffentlicht wurde, steht mein Telefon nicht mehr still.»

Christian Mundt, Präsident FC Rafzerfeld

Der Verein, der im Jahr 2003 aus der Fusion der Fussballvereine Rafz und Hüntwangen entstanden ist und in der letzten Saison noch in der 2. Liga spielte, wollte in naher Zukunft auf der Rafzer Sportanlage ein richtiges Clubheim bauen. Ein Bau mit Küche, Gastronomieteil und einer kleinen Terrasse soll es werden. Nun muss der Verein einen ungewollten Marschhalt einlegen. Die fünf Gemeinden im Rafzerfeld würden das Projekt unterstützen, und das Baugesuch ist bei der Gemeinde eingereicht. Der FC Rafzerfeld will aber erst mit dem Bau beginnen, wenn er den Bruttokredit allein aufbringen kann, was nach den jüngsten Vorkommnissen nicht mehr möglich ist.

Der Verein prüft nun, wie und wann das Bauvorhaben realisiert werden kann. Nähere Einzelheiten erteilt der Vereinspräsident nicht. Er bemerkte lediglich, dass der FC Rafzerfeld trotz allem solvent ist und dass keine Zahlungsrückstände bestehen. Bei den Spielen in Rafz wird die Bewirtung weiterhin aus dem gelben Baucontainer neben dem Werkhof erfolgen.

Gemeindepräsident nimmt Stellung

Wie der Rafzer Gemeindepräsident Kurt Altenburger auf Anfrage der «Schaffhauser Nachrichten» erklärte, hat der der Rafzer Gemeinderat den Vorfall bereits mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Die Gemeinde Rafz und der FC Rafzerfeld stehen miteinander im Dialog und pflegen mit einer Leistungsvereinbarung über die Nutzung der Sportanlagen eine bewährte Zusammenarbeit.

Der Gemeinderat hofft, dass der ordentliche Vereinsbetrieb durch die finanziellen Unregelmässigkeiten nicht tangiert wird, da der FC Rafzerfeld für viele Bevölkerungsgruppen eine wichtige Rolle einnimmt. «Es ist natürlich schade, dass das angestrebte Clubhaus nicht im gewünschten Zeitrahmen realisiert werden kann», so Altenburger. So oder so: Die Spieler werden weiterhin nach dem Training auf die öffentliche Gastronomie angewiesen sein, von der es jedoch in unmittelbarer Umgebung der Sportanlage keine gibt. «Die meisten Spieler fahren heim, wenn sie schon mal im Auto sitzen», betonte der Präsident.

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