Keine Revolution beim Bioabfall

Mark Gasser | 
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Bioabfälle werden in den 22 Gemeinden im Zürcher Abfallverbandsgebiet sehr unterschiedlich entsorgt. Das solle auch so bleiben, so der Tenor. Bild: PD / Axpo Kompogas

Für 22 Gemeinden im Kehrichtverband Wyland sind 18 verschiedene Unternehmen zum Entsorgen von Bioabfall tätig. Ausserdem kennen die Gemeinden verschiedene Systeme.

Das Thema Bioabfälle beschäftigt im Zürcher Weinland. Für 22 Gemeinden im Kehrichtverband Wyland (Kewy) sind 18 Entsorgungspartner engagiert, um Bioabfälle abzutransportieren. Das liesse sich einheitlicher lösen, so der Grundgedanke von Pro Weinland und der Projektgruppe Energie­region Zürcher Weinland. Auf deren Initiative sind daher Abklärungen über Mengen, deren gegenwärtige Verwertung/Entsorgung und die damit verbundenen Probleme erfolgt. Nun galt es, den Handlungsbedarf zu klären. Am Dienstag kamen rund 35 Gemeindebehörden und Delegierte der Kewy ins Feuerwehrzentrum Marthalen, um über die sehr heterogen organisierte Grüngutentsorgung und -verwertung zu diskutieren. Gibt es wirklich, wie vermutet, Optimierungspotenzial und grössere Wertschöpfung in der Region?

Kewy-Präsidentin Beatrice Salce eröffnete den Abend, worauf einige Fachvorträge folgten – unter anderem zu Erhebungen der Firma Leupro und zu den Verwertungsmöglichkeiten der Energietal Toggenburg. Schwarzabfall wird über die 22 Verbandsgemeinden einheitlich abgerechnet, auch die tierischen Abfälle werden gemeinsam entsorgt. Bislang hütete sich der Abfallverband Kewy, ein einheitliches System beim Bioabfall einzuführen. «Die Kewy sieht es nicht als ihren Auftrag, den Grüngutbereich zu regeln. Da müsste ein Antrag mit konkretem Auftrag von den Delegierten kommen», sagt Salce auf Anfrage.

Zum einen zeigte sich bei einer Umfrage der Kewy zur Grünabfuhr, dass eine Vereinheitlichung logistisch schwierig wäre: Entweder müssten alle ein Bring- oder dann ein Holsystem einführen. «Und welche Kosten müsste dann jede Gemeinde übernehmen, wie würde das berechnet?», fragt Salce.

Heterogener Umgang mit Bioabfall

Ein Beispiel, wie heterogen die Region in Sachen Bioabfall ist: In elf Gemeinden gibt es einen zentralen Standort für einen Sammelplatz, die übrigen haben mehrere oder teilen ihn sich mit Nachbargemeinden, in zwei Gemeinden wird das Grüngut abgeholt.

Doch auf die Frage: «Soll sich der Verband beim Bioabfall gemeindeübergreifend organisieren?», kam ein klares Nein: Es zeigte sich in der Diskussion, dass einerseits die Gemeinden nicht von der Bring- auf die flächendeckende Holtour umsatteln wollen. Anderseits wäre die Einschränkung auf beispielsweise nur drei statt derzeit 18 Entsorgungspartner nicht praktikabel. Der Tenor: «Es gibt nicht viel zu optimieren, das Einsparpotenzial ist beschränkt.» Offene Sammelstellen bedingten im Gegensatz zum Holsystem «ab Haustüre keine Konzentration auf wenige Entsorger. «Das wäre wie eine Güseltour. Da gäbe es logistisch gesehen ein Optimierungspotenzial. Praktisch jeder müsste dann aber einen Grüncontainer haben», meint Hanspeter Maag von der Projektgruppe Energieregion Weinland. Auch eine sauberere Abfalltrennung gelänge eher im Bringsystem, so der Tenor. «Alle Trennsysteme sind immer abhängig von der Disziplin der Leute», meint Hanspeter Maag. Wenn es gar keine Kontrolle gebe, komme es zur «Verwilderung». Bei den Gemeinden hat sich das Sammeln an einem oder einigen wenigen zentralen Standorten aber auch ohne Videoüberwachung (die bislang nur eine Gemeinde kennt) bewährt, zeigte sich in der Diskussion. Die Andelfinger Gemeinderätin Stefanie Amsler erklärte auch stellvertretend für viele, dass die soziale Kontrolle auch bei unbeaufsichtigten Deponien in Siedlungsnähe greife.

Die Gemeinden waren sich zwar einig, die Bioabfälle möglichst in der Region verwerten zu lassen – sei es als Kompost (etwa wie der Biobauer Toni Meier in Flaach) oder als Kompost und Biogas wie beim Sunnehof in Mar­thalen. Ob der Kompost oder der flüssige Dünger in der Region bleibt, bestimmt indes auch der Absatzmarkt. Toni Meier meinte, dass es für eine zweite grosse Biogasanlage in der Region an Garantien für Subventionen (KEV) und an zu geringer Rentabilität mangle.

Skepsis gegen Grüngutgebühr

Eine heikle Frage – Grüngutgebühr zusätzlich zur Grundgebühr: ja oder nein – thema­tisierte der Geschäftsführer von Biomasse Suisse, Andreas Utiger. Zwar empfiehlt der Fachverband die Einführung einer solchen Gebühr. Doch sollte diese tiefer sein als etwa die Kehrichtgebühr, um die nötige Lenkungswirkung zu erreichen. «Mit einer Grüngutgebühr landen mehr biogene Abfälle im Kehricht», so Utiger. Rund ein Drittel der im Kanton Zürich befragten 92 Gemeinden sträubten sich auch wegen des administrativen Aufwands davor.

Vorläufig bleibt also alles beim Alten: Es wird keine flächendeckende Zusammenarbeit beim Bioabfall geben. «Das bisherige System bewährt sich, und alle sind zufrieden damit», sagt auch Kewy-Präsidentin Beatrice Salce zur Deponie der drei Gemeinden Trüllikon, Benken und Marthalen. Hier würde Widerstand drohen, wenn ein Abholsystem eingeführt werden würde. Allein die Immobiliensituation in Benken, wo es sehr wenige Mietwohnungen ohne Umschwung gebe, lasse eine Mengengebühr im Rahmen eines Holsystems (individuelle Container) als unnötig erscheinen.

 

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