Mahnmale der Käferplage bleiben lange liegen

Mark Gasser | 
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Riesige Holzstapel prägen derzeit das Bild am Rande vieler Gemeinden im Zürcher Weinland. Dahinter steckt der Borkenkäfer. Das ist jedoch nicht das einzige Problem für Waldarbeiter.

Simon Eriksson, Förster des Reviers Ossingen-Truttikon, hat auf Monate hinaus alle Hände voll zu tun. «Wir sind laufend am Holzherausführen», sagt der 34-jährige Förster. Da auf dem Gemeindeparkplatz am Dorfrand von Ossingen vor der Entsorgungsstelle die Baumstämme schon meterhoch gestapelt sind, muss das Forstteam nun auch noch die Ossinger Grube füllen. «Das ist alles Käferholz der letzten zwei Monate», sagt Eriksson. Trockenheit und Wärme hätten dazu geführt, dass nach den Sturmschäden vom 2. August 2017 und vom 3. Januar 2018 der Borkenkäfer ideale Bedingungen vorgefunden habe.

«Der Haufen bleibt noch Monate liegen, und wenn der Markt sich weiter so verhält, werden wir den ganzen Winter dran sein, das Holz zu einem guten Preis zu verkaufen.»

Simon Eriksson, Förster Ossingen-Truttikon

Doch nicht nur die vom Sturm geschädigten Flächen sind betroffen: Im ganzen Revier Ossingen-Truttikon, schätzt er, hätten so aktuell 2000 Kubikmeter auf Truttiker Gemeindegebiet, weitere 1500 auf Ossinger Gebiet gefällt werden müssen. Teilweise wurde das Holz direkt im Wald zu Schnitzelholz verarbeitet. Insgesamt könnten es zwischen 3000 und 5000 Kubikmeter werden, inklusive Schnitzel- und Rundholz. «Wie viel noch hinzukommen wird, ist schwierig abzuschätzen.» Allein die Sturmschäden hätten 8000 Kubikmeter ergeben.

Hoffen auf kühlere Tage

Derzeit wird mit 15'000 bis 20'000 Kubikmeter Käferholz für den fünften Forstkreis (Weinland) gerechnet. Aus dem Wald geschafft werden muss das Holz, «weil der Borkenkäfer nicht gern fliegt», so Eriksson. Zehn Franken pro Festmeter (Kubik) wird dem Revierförster vom Kanton für diese Arbeit – den Transport von der Waldstrasse zum Depot – gezahlt. Ab rund 500 Metern Abstand zur Waldgrenze, so die Faustregel, bleibe das unversehrte Holz im Wald von weiterem Käferbefall verschont. Das Fällen der Bäume und den Forwarder (Holzbringung) muss der Eigentümer zahlen. Eriksson wartet nun wie viele Förster in der Region auf kühleres Wetter, das die Vermehrung des Borkenkäfers stoppen werde. Wenn die Nächte nur noch 10, 12 Grad aufweisen und es kühler oder gar regnerisch wird, «dann können wir langsam aufhören, den Käferbäumen nachzurennen. Der Käfer ist ab 20 Grad auf Betriebstemperatur.» Auch Regen wäre gut.

Schwer verkäufliches blaues Holz

Das Käferholz ist statisch zwar nicht minderwertig. «Man könnte daraus alles bauen. Das Problem ist, dass sich vom Borkenkäfer befallene Stämme durch eine Pilzinfektion blau verfärben. Sichtbalken sind dann eben nicht mehr weiss», so ­Eriksson. «Es gibt ein Überangebot: Es liegt so viel Sturmholz zum Verkauf bereit, und nun kommt noch das Käferholz hinzu.» Erschwerend für die Vermarktung des Holzes sei, dass nicht in der ganzen Schweiz das Käferproblem so virulent sei. Und weniger betroffene Regionen brächten grünes Nadelholz auf den Markt, was wiederum den Preis von Käferholz drücke. «Aktuell sind wir bei 40 bis 50 Franken pro Festmeter für Fichte, wo es sonst im Schnitt 80 bis 100 Franken sind», so Eriksson. Das Schadholz ist entsprechend billiger. Eriksson hat immerhin das Glück, dass er einen Teil des Schadholzes im Wald direkt zu Schnitzeln hacken und im Schnitzelschopf im Dorf deponieren konnte .Für die Waldbesitzer sei der tiefe Preis doppelt ungünstig, weil die Unternehmer im Winter gleich teuer seien wie im Sommer. «Wenn man dann weniger erhält fürs Holz, ist das für den Forstbetrieb kein gutes Geschäft.» Hinzu kommt, dass das Verarbeiten und der Verkauf des Sturmholzes allein dem Förster weniger Sorgen bereiten als die nun befürchteten Folgeschäden fürs Geschäft: Den Wald könne man in den nächsten Jahren nicht normal nutzen. «In Truttikon wurde der fünffache Hiebsatz anderer Jahre verzeichnet, unter anderem wegen der Sturmschäden.» Das bedeute viel Aufwand fürs Aufforsten und gleichzeitig wenig Ertrag – dieser sei auf Jahre hinaus reduziert. «Der Haufen bleibt noch Monate liegen, und wenn der Markt sich weiter so verhält, werden wir den ganzen Winter dran sein, das Holz zu einem guten Preis zu verkaufen.»

 

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