Grosser Aufwand – grosser Ertrag

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Geschäftsleiter Peter Eichenberger und Erntehelferin Noemi Enderle müssen sich sputen: Durch den Hitzesommer ist das Erntezeitfenster noch kürzer als in ­anderen Jahren. Bild: Selwyn Hoffmann

Früher als gewöhnlich ist die Apfelernte in vollem Gange. Auf dem Familienbetrieb Eichenberger Obst haben sich die Anstrengungen des Hitzesommers gelohnt.

von Marielle Heeb

Rot leuchtend reiht sich Apfelbaum an Apfelbaum. Im Labyrinth der Plantage sind die Erntehelfer des Teams von Eichenberger Obst an der Arbeit. «Dieser Anblick ist das höchste der Gefühle», sagt Geschäftsleiter ­Peter Eichenberger und zeigt auf einen Apfelbaum, der aussieht wie aus dem Bilderbuch. Er bestätigt den Eindruck, den man auf der Obstanlage in Uhwiesen erhält: Das Jahr 2018 ist ein richtiges Apfeljahr.

Obwohl die Landwirtschaft ein sehr heisses, trockenes Jahr zu verzeichnen hatte, zeigt sich der Obstbauer zufrieden. Es habe wenig kalte Phasen gegeben, wodurch sich die Früchte optimal hätten entwickeln können. Wärme und Licht hätten den Reifefortschritt stark vorangetrieben, dies sei der Grund für den frühen Erntestart. Momentan pflücken die Angestellten die Sorte Gala, welche den Saisonbeginn der lagerfähigen Äpfel einläutet.

Auch Urs Müller, Leiter des Landwirtschafts-Beratungszentrums der Kantone Thurgau und Schaffhausen, kann dieses Jahr eine frühere Reife feststellen. Gehe es so weiter, werde die Ernte Ende Oktober vielerorts schon abgeschlossen sein. Qualitativ seien die Äpfel besonders hochwertig: «Das Zucker-Säure-Verhältnis, das für den Geschmack der Früchte ausschlaggebend ist, stimmt dank den warmen Temperaturen.»

Nur mit extremen Anstrengungen

Diese gute Zwischenbilanz in den Obstanlagen ist aber nicht selbstverständlich: «Der Grat zwischen Tafelobst und Mostobst ist sehr klein», erklärt Eichenberger. Er und sein Team produzieren vorwiegend Äpfel der Klasse I für den Verzehr. Es reiche jedoch eine kleine Delle, und der Apfel sei für die Mosterei bestimmt. Auch Früchte, die zu klein seien, schafften es nicht bis in den Laden. Der Konsument wähle eben immer das perfekte Produkt, sagt der Obstbauer. Würden Tafeläpfel aufgrund von kleinen Mängeln aussortiert, betrage der Verlust pro Kilogramm rund einen Franken. Dazu kämen noch die investierte Zeit und die Produktionskosten.

«Ein gutes Netzwerk an Abnehmern ist das A und O.»

Peter Eichenberger, Geschäftsleiter des ­Familienbetriebs ­Eichenberger Obst

Gerade dieses Jahr sei der Sommer mit extremen Anstrengungen verbunden gewesen. Dank Schutznetzen und einem neuen Bewässerungssystem war die Firma Eichenberger Obst jedoch für den Rekordsommer gewappnet. «Ohne das Schutznetz hätten wir fast 90 Prozent unserer Ernte aufgrund des Hagels verloren.« In den letzten zwei Jahren hätten die Bauern nämlich beide Male mit starken Hagelschlägen zu kämpfen gehabt. Ausserdem würden die Schutznetze die Sonneneinstrahlung abschwächen, was zu einer kleineren Wasserverdunstung führe.

Ein Glück für den Betrieb seien die Standorte der Anlagen, sagt Eichenberger. Dank den wasserführenden Böden könne die Feuchtigkeit aussergewöhnlich lange gespeichert werden. So musste das Team die Bäume zwar bewässern, konnte aber auf eine ertragreiche Ernte vertrauen.

Leere Lager werden endlich gefüllt

Dieses Jahr sollte es kein Problem sein, die überdurchschnittliche Menge an Äpfeln zu vermarkten. Da die Obstbauern 2017 mit Frost im Frühjahr zu kämpfen gehabt hätten, seien die Lager nun vielerorts leer, sagt Müller: «Die Lager schlucken die diesjährige grosse Ernte mit Sicherheit.» Der Ankaufspreis für Äpfel befinde sich seit Jahren schon in einem vergleichbaren Bereich und weiche auch dieses Jahr nicht massgeblich davon ab.

Auch die Firma Eichenberger Obst erfreut sich der aktuellen Marktlage und plant in den nächsten Jahren eine Verdopplung der Anbaufläche. «Ein gutes Netzwerk an Abnehmern ist das A und O», sagt Eichenberger, der ein breites Spektrum an Kunden abdeckt. Vom Hofladen über die Heimbelieferung bis hin zum Grossverteiler sei alles dabei. Er versuche sich bestmöglich am Markt zu orientieren und dementsprechend zu produzieren. Der Direktverkauf biete zwar keinen Preisvorteil, der Marktzugang sei so jedoch eher gewährleistet.

«Wir müssen uns jetzt aber sputen», sagt Eichenberger und klatscht in die Hände. Die 18,5 Hektaren Kernobst wollen geerntet sein. Die Hitze verkleinert das sowieso schon kurze Reifezeitfenster – und die Reife bestimmt den ganzen Ernteablauf. Die Äpfel müssen innerhalb weniger Tage von 15 Erntehelfern gepflückt werden. In der Hochsaison heisst das für den Betrieb: elfstündige Arbeitstage.

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