Mit Pferd und Pflug im Rebberg

Mark Gasser | 
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Der Einsatz von 2 statt 90 PS im Rebberg hatte es in sich: Sowohl Mensch als auch Tier kamen gestern im steilen Rebhang in Uhwiesen ins Schwitzen. Dennoch ist Winzer Cédric Besson zufrieden.

«Das ist ja wie früher», ruft ein begeisterter Fussgänger und kommt sofort mit dem Uhwieser Winzer Cédric Besson ins Gespräch. Er hatte früher selber im Rebberg geholfen. Der Angesprochene ist froh um eine kurze Verschnaufpause. «Auf dem Traktor habe ich 90 PS, aber auch die beiden Pferde ziehen schon heftig», sagt Besson schwitzend, der seit zwei Stunden den schmalen Pflug in den Boden drückt. Der Winzer ist überzeugt, dass seine Rebhänge mit Pferd und Pflug bodenschonender bearbeitet werden als maschinell. Hangabwärts kommen die Pferde schnell voran, bergauf ist die Arbeit zäher. «In Frankreich kennen wir Leute, die mit Pferden arbeiten. Das hat mich schon lange fasziniert», sagt Besson. Nun hat er einen Pferdehalter gefunden, um gestern einen ersten Versuch zu starten.

Dieser erste Testlauf, mit den Pferden wie zu Grossvaters Zeiten im Rebberg zwischen den noch jungen Rebstockreihen umzupflügen, den Boden dadurch zu lüften und mit Stickstoff zu versorgen, war denn auch vor Überraschungen nicht ganz gefeit. «Bergab ist eines meiner Pferde auf die Schnauze gefallen», sagt Kutscher und Pferdehalter Marcel Jaeggi. Der verwendete Pflug erweist sich als etwas schmal, der Boden ist wegen der Trockenheit eher schwierig zu bearbeiten – die Arbeit mit Pferden ist, im Gegensatz zur maschinellen, bei feuchteren Böden ideal. «Wir entwickeln nun einen eigenen, breiteren Pflug mit Rädern, um die Arbeit zu optimieren», erklärt Besson. Der gebrauchte Pflug in seiner Werkstatt sei eigens in der Breite zugeschnitten worden. Auch neue Zinggen müsse er an diesem noch montieren.

Jaeggi und seine Pferde sind auch im Winterthurer Forst ein gern gesehenes Team: Bei unwegsamen, durch (zu) milde Winter rutschig und schlammig gewordene Waldpassagen führt er seine zwei Stuten schon seit mehreren Jahren zu Einsätzen, um etwa schwer erreichbares Schadholz zu entfernen. «In den Reben waren sie noch nie. Aber arbeiten sind sie gewohnt», sagt Jaeggi.

Gründe, Pferde im Rebberg für die Bodenbearbeitung einzusetzen, gibt es gemäss Winzer Cédric Besson genug. Er führt gemeinsam mit seiner Frau Nadine in Uhwiesen den Weinbaubetrieb als Einziger in der näheren Umgebung nach Demeter-Standard. Die Bodenverdichtung sei dank der Pferde geringer, zweitens sei man der anthroposophischen Weltanschauung nach Rudolf Steiner durch Einsatz von Tieren statt Maschinen näher. «Und drittens macht man etwas für die Umwelt – und für den Plausch», sagt Besson schmunzelnd. Wenn der eigene Pflug fertig entwickelt sei, erhoffe er sich nach den gestrigen Strapazen ein regelmässiges, einfacheres Bearbeiten der steileren Rebhänge. Zu steil wären allerdings die obersten Parzellen am Chlosterberg in Uhwiesen. «Ziel wäre, einen Drittel der Rebfläche – also zwei Hektaren – mit dem Pferd zu bearbeiten.»

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