Das kleine Henggarter Revier im Visier

Mark Gasser | 
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Mit dem Jagen von Hochsitzen wie diesem im Henggarter Revier liebäugeln derzeit auch andere Jagdgesellschaften. Bild: zvg

Fünf Jagdreviere wollen das kleine Revier Henggart auflösen. Der Gemeinderat und die Jagdgesellschaft sind dagegen. Doch das neue Jagdgesetz könnte als Katalysator für die Auflösung dienen.

Fünf Jagdreviere wollen das Revier Henggart auflösen – und das ist ganz im Sinne des Kantons Zürich. Die fünf Reviere Dorf, Humlikon, Adlikon, Dägerlen und Hettlingen beantragten Ende 2015 die Auflösung des Henggarter Reviers mit der Begründung, es sei zu klein und weise zudem «jagdtechnisch und wildbiologisch ungünstige Reviergrenzen» auf. Das kantonale Amt für Landschaft und Natur unterstützte am 22. März 2017 diese Haltung und verfügte die Aufteilung des Reviers auf die umliegenden Reviere Humlikon, Hettlingen und Dorf. Gegen den Entscheid hat nach der Jagdgesellschaft auch der Gemeinderat im April bei der Baudirektion Rekurs erhoben (die SN berichteten). Ein Entscheid steht noch aus.

Erstmals ein Antrag zur Auflösung

Diesen Montag ist die letzte Eingabefrist für weitere Rekurse abgelaufen. Max Wingeier, Obmann des Jagdreviers Henggart, hofft, dass die Rekurse der Jäger und der Gemeinde gutgeheissen werden. Falls nicht, würden die Jäger weitere rechtliche Schritte – das wäre der Gang vors Verwaltungsgericht – erwägen. Details zu den Gründen und der Motivation für die umliegenden Reviere, das Henggarter Revier aufzulösen, wolle er während des laufenden Verfahrens aber nicht bekannt geben.

Trotzdem: Das Unverständnis zum Vorgehen der fünf umliegenden Reviere ist Wingeier anzumerken. Das Revier Henggart habe nunmehr fast 24 Jahre lang bestanden, ohne dass es durch ähnliche Vorstösse hinterfragt worden sei: «Die Wildhut funktionierte, ebenso die Kommunikation mit Bauern und Gemeinde. Von daher gab es nie Anlass zu Klagen seitens der Gemeinde», so Wingeier. Was nicht ausschliesse, dass Nachbarreviere das eben anders sähen und ihre eigenen Gebiete ausdehnen wollten. Aber über die genauen Gründe schweigt sich das Henggarter Revier aus.

Auch Jagdgesetz sorgt für Bauchweh

Dass dieser Plan zur Auflösung des Jagdreviers Henggart gerade jetzt kommt, ist für den Gemeinderat und die Jagdgesellschaft doppelt ärgerlich. Denn sie kämpfen so an zwei Fronten gegen die Auflösung: Geht es nämlich nach dem Entwurf für die Totalrevision des kantonalen Jagdgesetzes, so könnte das Revier Henggart früher oder später wegen seiner Kleinheit vom Kanton selber aufgelöst werden. Denn dort heisst es unter Paragraf 2: «Die Jagdreviere sollen neu durch den Kanton eingeteilt werden. Die Einteilung soll nach jagdlichen und wildbiologischen Kriterien erfolgen und sich nicht mehr hauptsächlich an den Gemeindegrenzen orientieren.»

«Es gab nie Anlass zu Klagen. Die Wildhut funktionierte, ebenso die Kommunikation mit Bauern und Gemeinde.»

Max Wingeier, Jagdobmann Revier Henggart

Weiter sollen die Reviere nicht mehr durch Gemeinden versteigert (bei einem höchstzulässigen Revierpreis), sondern durch die kantonale Fischerei- und Jagdverwaltung zu einem festen Pachtzins vergeben werden.

So nutzte auch der Gemeinderat Henggart die am 14. Juli abgelaufene Vernehmlassungsfrist, um Kritik am Gesetzesentwurf zu äussern: Das neue Jagdgesetz sei zu zentralistisch und nehme zu wenig Rücksicht auf die Gemeindeautonomie, schrieb die Behörde und schliesst sich der Stellungnahme des kantonalen Gemeindepräsidentenverbands an. Zusätzlich kritisiert der Gemeinderat die Auflösung einer kantonalen Jagdkommission, welche in erster Instanz zuständig ist für Streitigkeiten über Reviergrenzen: «Es kann nicht sein, dass der Kanton sich als zuständig erklärt und dann diese Kompetenz an einen Beamten (den Leiter der Fischerei- und Jagdverwaltung) delegiert.»

«Es gibt keine Dringlichkeit, unser Revier aufzulösen, wenn es allenfalls mit dem Jagdgesetz später noch anders kommt», begründet Henggarts Gemeindepräsident Hans Bichsel den Rekurs gegen den Entscheid der Baudirektion, das Revier aufzulösen – «als einziges im Kanton, das quasi willkürlich aufgelöst würde». Analog gibt es laut Jagdobmann Wingeier 25 Reviere im Kanton, darunter jene in Humlikon und Adlikon, welche gemäss bestehendem Jagdgesetz die kritische Grösse von 500 Hektaren unterschritten und nur «ausnahmsweise» zulässig wären. «Da besteht offenbar kein Handlungsbedarf», sagt Wingeier.

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