Im Rennen um das «schönste Dorf»

Die Gemeinde Marthalen ist als «grüne Lunge» des Kantons Zürich mit ihren Riegelhäusern bei der «Schweizer Illustrierten» und weiteren Medien in der engeren Auswahl gelandet.
Gemeinsam mit 23 anderen Deutschschweizer Dörfern – darunter etwa auch Gottlieben TG aus der Region – buhlt Marthalen um den Titel des «schönsten Dorfs der Schweiz». Eine Jury aus vier Moderatoren – unter ihnen Nik Hartmann für die Deutschschweiz – hat aus allen Sprachregionen insgesamt 50 Dörfer ausgewählt. Abgestimmt werden kann postalisch oder online bis zum 23. Mai. 12 der 50 Dörfer kommen in die Finalausscheidung. Die Vorwahl läuft bis zum 24. August. Letztes Jahr schwang Morcote TI als «schönstes Dorf» obenaus.
Verwirrung ums «schönste Dorf»
Gemeindepräsidentin Barbara Nägeli freut sich über die Nominierung in der «Schweizer Illustrierten», die gemeinsam mit «L’illustré», «il caffè», SRF, RTS, RSI und RTR das «schönste Dorf der Schweiz» kürt. Die Jurierung mag Erinnerungen wecken: Denn letzten Herbst konnte sich Eglisau «schönste Gemeinde» der Deutschschweiz nennen – mangels Konkurrenz, denn das Städtchen war die erste Gemeinde überhaupt aus der deutschsprachigen Schweiz, die dem Tessiner Verein «Les plus beaux villages» («die schönsten Dörfer der Schweiz») beigetreten ist. Das sorgt für Verwirrung: Der Verein hat nichts mit dem jährlichen Wettbewerb «schönstes Dorf» zu tun. So kann es sein, dass das «schönste Dorf» nicht als Vereinsmitglied unter den «schönsten Dörfern» zu finden ist. Und während die jährliche Wahl zum «schönsten Dorf» online auch unter dem Namen www.leplusbeauvillage.ch erscheint, heisst der Verein ausgerechnet «Les plus beaux villages».
Etwas beliebig scheinen die Highlights für Marthalen nebst dem Offensichtlichen – den Riegelhäusern – zusammengetragen worden zu sein: Prächtig sei das «Alte Wirtshaus», ein Wohnhaus und ehemaliges Restaurant in Privatbesitz gleich gegenüber der Rössli-Scheune. Gemeindepräsidentin Nägeli präzisiert: «Ich glaube, sie meinten die Gemeindeverwaltung.» Der stolze «Hirschen» im Herzen des Dorfes ist erst vor Kurzem totalsaniert worden. Ebenfalls werde in Marthalen auf mehr als zwei Hektaren Weinbau betrieben. Zum Vergleich: Nachbargemeinden haben je um die 20 Hektaren Rebfläche.
Bedeutender Eichenwald
Legitim sei allerdings der Verweis auf einen der bedeutendsten (und grössten) zusammenhängenden Eichenwälder der Schweiz, sagt Nägeli. Deshalb steigt Marthalen auch als «die grüne Lunge von Zürich» ins Rennen ums «schönste Dorf». Marthalen könne aber auch andere Vorzüge in die Waagschale werfen: «Das ländliche Gefüge und Erholungsgebiet rund ums Dorf. Auch sind wir sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen», sagt Nägeli. Marthalen sei auch prädestiniert, um Feste zu organisieren: Das zeigten die Gewerbeausstellung 2017 und mehrere Weinländer Herbstfeste. Auch drei Restaurants und ein Pub sowie eine Besenbeiz laden zum Verweilen ein. Das täten die Cars mit Touristen, welche fast täglich entlang der «Grand Tour of Switzerland» von Schweiz Tourismus in Marthalen Station machten, kaum. «Sie steigen meist aus und fotografieren nur kurz», meint Nägeli. Entlang der «Grand Tour» wurde Marthalen zum drittschönsten Dorf erklärt. «Aber es wäre schön, wenn die Gäste auch durchs Dorf spazieren und verweilen würden.»
Bevor Marthalen schweizweit für Resonanz sorgen kann, hat die Gemeinde in der Ausscheidung einen schweren Stand: 2016 schaffte es keine Deutschschweizer Gemeinde ins Finale um die Wahl des «schönsten Dorfes».