Keine Extrawurst für Tempo 30

Den Verkehr an der Andelfinger Landstrasse einheitlich zu drosseln, ist kaum möglich.
Geht es nach dem Andelfinger Gemeinderat, so soll ein Teil der Kantonsstrasse durchs Dorf – die Landstrasse – verkehrsberuhigt werden. Doch die Pläne des Kantons und der Gemeinde weichen voneinander ab: Das kantonale Tiefbauamt will nur die Kurve mit der Kreuzung und dem Abzweiger in die Flaacherstrasse (Richtung Flaach) neu gestalten und entschärfen – sie gilt als gefährlich und unübersichtlich, wenngleich hier noch keine Unfälle passiert sind.
Die Flaacherstrasse und der Abschnitt der Landstrasse von der Kreuzung bis zur Thur sind in Kantonsbesitz – der obere Teil der Landstrasse ist Gemeindestrasse. Ob hier Tempo 30 kommt, ist in erster Linie Sache der Gemeinde. Eine verzwickte Situation, was die Einführung von Tempo 30 betrifft. Der Andelfinger Gemeinderat wollte daher zusammen mit dem Kanton eine Tempo-30-Zone an der Landstrasse realisieren. Von oberhalb des Bahnübergangs bis zur Hofwiesenstrasse, also gleich unterhalb besagter Kreuzung, sowie in Richtung Flaach bis zur Schwellistrasse beim Oberstufenschulhaus hätte sich diese 30er-Zone erstreckt.
Doch der Kanton macht in Andelfingen ebenso wenig Zugeständnisse für diese Pläne, wie er anderswo Tempo 30 auf Staatsstrassen zulässt: Im Gespräch mit Vertretern des Amts für Verkehr und der Kantonspolizei sei dem Gemeinderat klargemacht worden, «dass für den Kanton die Einführung von 30erZonen auf Kantonsstrassen aus politischen Gründen grundsätzlich nicht inFrage kommt», heisst es im Gemeindeblatt «Andelfinger Info».
Im Gegensatz zur Kreuzung Rank in Richtung Flaach erachteten die Kantonsvertreter die besagten Strassen- abschnitte, welche von Schulkindern stark frequentiert würden, «aus für uns kaum nachvollziehbaren Gründen als ungefährlich», sagt Gemeinderat René Schnell. Die Landstrasse weist aus Sicht der Behörde aber mindestens eine weitere kritische Stelle auf, wie an der Gemeindeversammlung Ende November 2016 zu erfahren war: Als gefährlich erachtet der Rat den Kirchenrank, die Landstrassenkurve unterhalb der reformierten Kirche und oberhalb besagter Kreuzung. Denkbar ist nämlich, dass ein Lastwagen oder ein Traktorzug ungebremst das Geländer durchbricht und auf die tiefer liegende Strehlgasse kracht. Die Leitplanke und eine bröckelnde Steinmauer weiter unten sind wohl mittelfristig ein Sanierungsfall – es sei denn, die Situation wird durch Tempo 30 entschärft.
Gemeinderat wehrt sich
Apropos Lastwagen: Oft suchen die vom GPS gesteuerten LKW den kürzesten Weg – und dieser führt die von Flaach kommenden Chauffeure nicht immer wie erwünscht auf die unter die Bahnlinie führende Umfahrung zwischen Humlikon und Henggart, sondern durch Andelfingen. Dagegen vorzugehen, würde indes schwierig.
Dennoch hat der Gemeinderat nun dem kantonalen Amt für Verkehr und auch der Kantonspolizei mitgeteilt, dass er mit dieser Einschätzung nicht einverstanden ist. «Sobald wir im Besitz der Bauplanung des neuen Abzweigers Flaacherstrasse sind, können wir Stellung nehmen und weitere Schritte ins Auge fassen», so Gemeinderat Schnell weiter. Das Projekt soll demnächst dem Gemeinderat vorliegen.
Ebenfalls geprüft wurde vom Gemeinderat Tempo 30 im Neubaugebiet Steinacker, wo 13 Haushalte eine entsprechende Anregung eingereicht haben. Die Umfrage im Quartier ergab aber, dass das Anliegen nicht mehrheitsfähig ist: «Aufgrund der mehrheitlich ablehnenden Haltung der Bewohnerinnen und Bewohner wird bis auf Weiteres von Verkehrsberuhigungsmassnahmen im Bereich Steinackerstrasse und Kellenweg abgesehen», resümiert der Gemeinderat.