Heimatschutz zieht Beschwerde zurück

Mark Gasser | 
Noch keine Kommentare
Das «dolder2» an der Zürcherstrasse sowie das anliegende Gebäude fallen wohl bald der Abrissbirne zum Opfer. Bild: Mark Gasser

Der Bau von zwei Mehrfamilienhäusern auf dem Gelände der heutigen Kulturbeiz «dolder2» in der Kernzone von Feuerthalen wird vom Zürcher Heimatschutz nicht länger verzögert. Die Gemeinde hat dazu einen Kompromiss vorgeschlagen.

Die Häuserreihe am Ende der Zürcherstrasse in Feuerthalen erscheint derzeit wie eine einzige grosse Baustelle. Unterschiedliche Projekte befinden sich im Bau oder im Umbau. So entstehen, wie auf der anderen Strassenseite im Stägli und durch denselben Bauherrn, an der Ecke Neubauten, ausserdem ist Nummer 34 kurz vor Abschluss der Sanierung, ebenso wird die «Morgensonne» bald saniert, während Hausnummer 32 bereits länger renoviert ist. Damit sind das «dolder2» und das anliegende Nebengebäude bald die einzigen Wohngebäude, bei denen noch keine Eingriffe sichtbar werden.

Lange sah es so aus, als würde sich der bereits so gut wie feststehende Abbruch des «dolder2» hinauszögern: Der Zürcher Heimatschutz wollte den Abbruch des zweiteiligen Hauses, das um 1750 gebaut worden ist, verhindern und hatte Rekurs gegen den von der Gemeinde bewilligten Abbruch eingelegt. Doch nun endet das Beschwerdeverfahren, bevor es richtig begonnen hat: Der Heimatschutz hat das beim Verwaltungsgericht eingeleitete Verfahren zurückgezogen. Als Gegenleistung wurde mit der Gemeinde vereinbart, dass sie ihr kommunales Inventar der Denkmal- und Heimatschutzobjekte erneuert. «Nun wird die bereits aus- gesprochene Baubewilligung der Gemeinde wirksam», sagt Gemeindepräsident Jürg Grau. Die Gemeinde habe am Projekt nichts zu beanstanden gehabt. «Da geht es nicht darum, ob uns das ‹dolder2› gefällt oder nicht.»

Dass das kommunale Inventar nun überarbeitet werde, sei für die Gemeinde kein einschneidender Planungsschritt, so Grau weiter: «Das Inventar schaut man ohnehin laufend an, und nun werden wir es eben überarbeiten. Das ist auch in anderen Gemeinden ein laufender Prozess.» Die Änderungen hätten aber nichts mit dem «dolder2» zu tun.

Die konkreten Neuerungen im Inventar wurden nicht kommuniziert. Martin Killias, Präsident des Zürcher Heimatschutzes, sagt nur: «Die Lösung zu finden, war gar nicht einfach.» Ein solches Inventar werde nicht routinemässig überarbeitet. Und die neue Version stelle aus Sicht des Heimatschutzes «eine interessante Vereinbarung» dar. Er könne die inhaltlichen Neuerungen des Inventars allerdings «nicht gross kommentieren», so habe er es mit der Gemeinde vereinbart.

In einem Inventar werden die potenziellen Schutzobjekte bezeichnet, um sicherzustellen, dass bei späteren Eingriffen Bauherren ihren Gestaltungsraum besser abschätzen und Behörden effizienter entscheiden können. In der Feuerthaler Adlergasse etwa gibt es noch diverse erhaltenswerte Gebäude, die unterschiedlich dringend saniert werden müssen. Doch das bleibt eine Mutmassung.

Luley hilft nur noch ein Wunder

Als «Trägodie» bezeichnet Tom Luley, Beizer und Mieter im «dolder2», den Abbruch des Beschwerdeverfahrens. Gestern Abend wurde er von der Neuigkeit überrascht. Für ihn ändere sich zwar offiziell nichts: Ende Jahr laufe das Mietverhältnis gemäss dem Abkommen mit dem Eigentümer Heinrich Windels so oder so aus, und bis dahin werde er sein Kulturprogramm veranstalten. Allerdings mit einem Unterschied: Die regelmässigen Interpreten und Singer-Songwriter würden nun das letzte Mal bei ihm auftreten. Denn nun scheint ihm noch sicherer als zuvor: «Unter diesen Umständen wird sich das Abkommen wohl nicht mehr verlängern lassen.» Der Heimatschutz sei wahrscheinlich die letzte Hürde vor der Realisierung der zwei Mehrfamilienhäuser gewesen. «Die Hoffnung stirbt zuletzt – aber jetzt müsste doch ein Wunder geschehen», sagt Luley.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren