Eglisauer Helmtragepflicht auf Eisfeld spaltet die Gemüter

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Waehrend den Schulferien koennen Kinder auf der KSS Eisbahn einen Schlittschuh Kurs machen, am Mittwoch, 09. Februar, 2022. (Melanie Duchene / Schaffhauser Nachrichten)
In der Schule Eglisau gilt neu eine Helmpflicht auf Eisfeldern. Symbolbild: Melanie Duchene

Die Schule Eglisau hat entschieden: Schüler und Schülerinnen dürfen im Klassenverbund nur noch mit Helm aufs Eisfeld. Das führt auf Social Media zu zahlreichen Kommentaren.

von Ursula Fehr und Alexander Joho

Kommenden Montag wagt sich die Schule Eglisau aufs «Glatteis», wie sie es in einem Schreiben an Eltern ausführt. Kinder aus der Primarstufe fahren nach Bülach, fürs Schlittschuhfahren und Eishockeyspielen. Am Rande erwähnt: Es gilt für alle Altersklassen, vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe, ab sofort Helmtragepflicht.

«Bald Helm auf dem Pausenplatz?»

Ein dreifacher Vater facht mit seinem halb ernst gemeinten Facebook-Kommentar zum Vorgehen der Schule eine lebhafte Gruppendiskussion an. Er schreibt: Helmtragen auf dem Eis, wie lächerlich. Wann müssen die Kinder auch auf dem Pausenplatz einen Helm tragen, etwa wegen der gefährlichen Treppe? Man könne die Kinder nicht vor allem und jedem schützen.

Einige Mütter und Frauen entgegnen dem Beitragsverfasser resolut. Eine Facebook-Nutzerin kommentiert: «Immer wieder wird an der Schule herumgenörgelt, einmal wegen zu wenig, dann wieder wegen zu viel Vorsicht. Kein Wunder, haben wir Lehrermangel.» Daraufhin lässt sich der Vater verleiten, im Anschluss Bilder ins Netz zu stellen, welche Kinder in Watte oder Schutzhüllen verpackt zeigen, was weitere entsetzte Kommentare heraufbeschwört.

Caroline Harder, die auch als Klassenassistentin in Zürich arbeitet, selbst erfahrene und talentierte Eisläuferin und Mutter einer erfolgreichen jungen Eis- und Rollschuhläuferin, meldet sich in der Online-Diskussion gleich selber zu Wort: «Denkt doch auch an die Verantwortung der Lehrkräfte, wenn zwei Klassen, also 40 Kinder, zusammen aufs Eis gehen. Oberstes Prinzip ist doch, alle ohne Unfall und wieder gesund und munter nach Hause zu bringen. Ich habe mal einen schlimmen Unfall auf dem Eis miterlebt, das reicht mir.»

Ausserdem honoriert Caroline Harder die Initiative der Schule, miteinander Sport zu geniessen, der nicht vor der Haustüre liegt: «Zusammen mit dem Zug nach Bülach zu fahren und aufs Eisfeld Hirslen zu gehen, dort über Mittag gemeinsam etwas zu essen, das ist doch ein tolles Erlebnis, da nimmt jedes Kind gerne den Helm in Kauf.»

Näher als Bülach geht es nicht

Tatsächlich gibt es für Eglisau und das Rafzerfeld weit und breit keine andere Möglichkeit, lokal aufs Eis zu gehen als im neun Kilometer entfernten Bülach. Früher wurde hie und da noch vom Hauswart ein Schulhausplatz eingespritzt. In Eglisau existierten Pläne, auf dem Salzhausplatz vor dem «Hirschen» ein Eisfeld einzurichten. Es fehlten jedoch Freiwillige, die mithelfen sollten, die Aufsicht zu übernehmen.

Sandrine Haas Heegewald, Schulpflegepräsidentin in Eglisau, hat die Facebook-Einträge noch nicht gelesen, aber sonst keine Reklamationen oder Fragen zum Helmtragen auf dem Eis erhalten. «Es ist eine Empfehlung des BFU, der Beratungsstelle für Unfallverhütung, und diese leiten wir an die Eltern weiter. Die Sicherheit der Kinder ist uns überaus wichtig. Und dabei bleibt es.»

«Wir müssen ja auch beim Velofahren einen Helm tragen und haben uns daran gewöhnt. Es gibt übrigens tolle Helme, meiner ist supercool.»

Die Kinder in Eglisau scheinen sich nicht um die Sorgen des auf eigenen Wunsch hier anonym bleibenden Vaters zu kümmern. Ihnen, so bestätigen sie auf dem Pausenplatz, ist es wichtiger, eine Klassenreise nach Bülach machen zu können, sich an der frischen Luft zu tummeln. «Wir müssen ja auch beim Velofahren einen Helm tragen und haben uns daran gewöhnt. Es gibt übrigens tolle Helme, meiner ist supercool.»

Helmpflicht «begrüssenswert»

Eine gesetzlich geregelte Helmtragepflicht für Kinder und Jugendliche, wie sie auch fürs Velofahren gefordert wird, bleibt auf Schweizer Eisfeldern Zukunftsmusik. Der KSS-Freizeitpark beispielsweise empfiehlt Handschuhe und Helm auf der Eisbahn. Das Schulamt der Stadt Schaffhausen überlässt diese Verantwortung den Eltern, würde eine Helmtragepflicht jedoch «begrüssen».

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